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Renaissance

Das französische Wort 'Renaissance' stammt von dem italienischen Begriff 'Rinascita' und bedeutet Wiedergeburt. Es bezeichnet jene Stilepoche, die auf die Gotik folgte und die Neuzeit eröffnete. Sie begann mit der Frührenaissance (1420-1500) und wurde über die Hochrenaissance (1500-1530) bis zur Spätrenaissance (Manierismus, 1530-1600) weiterentwickelt. Der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit verlief nicht abrupt, sondern fließend. Entscheidend ist, dass die kirchlich geprägte christliche Symbolik in der Kunst allmählich zurücktrat, ein neues naturwissenschaftliches Weltbild sich entwickelte und die bewusste Darstellung der unmittelbaren Sinnenwelt zum künstlerischen Ziel wurde. Geisteshaltungen und Lebensauffassungen befreiten sich zunehmend von den Fesseln der Kirchenlehre. Daraus folgende neue Erkenntnisse und Entdeckungen bereiteten den Boden für Veränderungen in den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen. Der Wirklichkeit dieser neuen Situation wendete sich die Kunst zu.

Die dem kapitalistischen Wirtschaftssystem zustrebenden Entwicklungstendenzen des Mittelalters verstärkten sich in der Renaissance. In den allgemeinen Rationalisierungsprozess, der sich bemerkbar machte zum Beispiel in der Organisation der Arbeit, der Handelstechnik, dem Kreditwesen, der doppelten Buchführung, aber auch in den Methoden der Staatsführung und der Diplomatie fügte sich die Kunstproduktion ein, Kriterien der künstlerischen Qualität wurden Vernunftgründen unterworfen, Gesetze der Kunst logisch begründet, technische Darstellungsmethoden entwickelt und verfeinert. Leonardo da Vinci war nicht der einzige Künstler, der die Ansicht vertrat, die Malerei sei eine Art exakter Naturwissenschaft. Stadtherren warben für sich und ihre Regierung durch Schenkungen von Kunstwerken an die Bürgerschaft. Daher waren zunächst Stiftungen für Kirchen und Klöster der Beitrag des reichen Bürgertums für die Entwicklung der Kunst. Mit steigendem Reichtum und sinkender Bescheidenheit wuchs in vielen der Wunsch, sich selbst ein Denkmal zu setzen. 



Durch den Wandel des Kunstinteressententums vom Stifter zum Sammler änderte sich auch der Charakter der Kunst. War in der Frührenaissance die Aufgabe des bestellten Kunstwerks vom Auftraggeber bestimmt worden, so kaufte der Kenner und Sammler nun aus dem, was sich bot. Dieser Wandel setzte einen Unschwung in der Auffassung über das Wesen der Kunst voraus. Der Künstler stieg aus dem Handwerkertum auf in einen besonderen Stand geistiger Arbeiter und gewann an Ansehen. Die gefeierten Größen des Zeitalters wie Michelangelo Buonarotti unterstrichen ihren Anspruch dadurch, dass sie sich in ihren Werkverträgen immer weniger Vorschriften machen ließen. Dieser gehörte ebenso wie Raffael und Tizian zu den großen Persönlichkeiten der Zeit und wurde jetzt selbst verehrt, nicht mehr nur seine Kunst. So entstand in der Renaissance die Idee des Genies als angeborener und unübertragbarer Schöpfergabe. Von der Kirche und ihrer Metaphysik wurde die Kunst zunehmend unabhängig. Sie sollte das Leben bereichern und den Menschen erfreuen. Durch den Genuss, den sie gewährte, sollte sie das diesseitige Leben auf eine höhere Stufe heben. Es entstand die Vorstellung von der Kunst als Bestandteil intellektueller und moralischer Bildung.

Architektur

Die Architektur der Renaissance sollte dem Bauherrn und dem Baumeister zu Ruhm und Ansehen verhelfen. Sie signierten ihre Entwürfe und Pläne und wurden von Monarchen wie ihresgleichen behandelt. Die um 1414 wiederentdeckte Schrift 'De Architectura' des antiken Schriftstellers Vitruv (23 v. Chr.) wurde zur Offenbarung für die Baumeister der italienischen Renaissance. Nach einem Satz des Vitruv sollen alle Teile eines Baues genauso wie die Teile des menschlichen Körpers in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen. Es fand sich ein Bemühen, den Menschen zum Maß aller Dinge zu machen.

In der Frührenaissance wurden einfache, regelmäßige Raumformen bevorzugt. Der Grundriss wurde meist sehr konsequent aus den geometrischen Formen Quadrat und Kreis entwickelt, wobei das Vierungsquadrat, überwölbt von einer Kuppel, die Maßeinheit bildete. Die in der Gotik durch Triforium und Maßwerkfenster aufgelösten Wände erschienen wieder geschlossen. Rippen und Spitzbogen verschwanden. Fenster wurden in der Frührenaissance mit Rundbogen, in der Hochrenaissance waagerecht abgeschlossen und mit einem Dreiecksgiebel überdacht. An die Stelle des spätgotischen Bündelpfeilers traten wieder die klassischen Säulenordnungen dorisch, ionisch, korinthisch und auch das römische Kompositkapitell, welches dem menschlichen Maß eher zu entsprechen schien.

Wenn nun auch viele antike Einzelformen wie Kapitelle, Gebälke, Fensterrahmungen und Ornamente in neuen Bauten Anwendung fanden, so hatte dies jedoch keineswegs ein Kopieren antiker Gesamtbaukörper zur Folge. Das architektonische Ideal der Hoch- und Spätrenaissance war eigentlich der Zentralbau mit seinem symmetrischen Grundriss von Kreis oder gleichschenkligem Kreuz. Die gottesdienstliche Funktion erzwang jedoch in den meisten Fällen Langhausbauten nach altem Vorbild.

Erstmals entwickelte sich in der Renaissance die Gleichwertigkeit von Kirchen- und Profanbau. Für den Stadtpalast (Palazzo) und die ländliche Villa wurden eigene architektonische Formen entwickelt.

Plastik

Die Motivwelt der Bildhauerei wurde in der Renaissance auf Weltliches ausgedehnt. Die Mythologie des Altertums lieferte Vorwände für die Darstellung der menschlichen Figur. Das Studium der Anatomie versetzte die Bildhauer in die Lage, naturnah zu formen.. Büsten und Standbilder hochgestellter Auftraggeber wurden zu echten Porträts und versuchten, die Individualität des Dargestellten naturnah wiederzugeben. Aus der Darstellung einer Welt transzendenter Kräfte wurde die unmittelbare, sinnlich erfahrbare, irdische Wirklichkeit. Der Aufgabenbereich der Bildhauer richtete sich vor allem auf die frei in den Raum gestellte Figur. In der Frührenaissance, um das Jahr 1430, wird von Donatello mit dem David aus Bronze die erste lebensgroße freiplastische Aktfigur seit der Antike geschaffen. Die Zentralperspektive fand bei der Gestaltung des Hintergrundes Anwendung, in der vorderen Reliefebene jedoch wurde ein neues Gefühl für plastisches Volumen, Größenverhältnisse einer natürlichen Erscheinung und Schönheit sichtbar. An der Plastik der Hochrenaissance      -hier sei beispielhaft auf den David von Michelangelo (Abb.) verwiesen- wird das Interesse an den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien anschaulich. Im Vergleich zum David Donatellos sieht man eine lebendigere Bewegung, ein Anspannen der Muskeln, eine physische Reaktion. Die Bildhauerei der Spätrenaissance wurde bestimmt durch das Artistische, eine gewisse handwerkliche Geschicklichkeit. Die Beherrschung der Darstellung der Menschenfigur in ihrer frei bewegten Natürlichkeit war selbstverständlich.

Malerei

Die Malerei der Renaissance wagte zu Beginn der Neuzeit, die tatsächliche Umwelt der Menschen mit der Freude des Entdeckens im Bild sinnlich erfahrbar wiederzugeben. Um dem Ziel, der Illusion einer Wirklichkeit auf einer wie durch einen Rahmen begrenzten Bildfläche möglichst nahe zu kommen, musste man nach Regeln und Gesetzmäßigkeiten suchen. Als Hilfe bei der Darstellung eines Raumes entwickelte die Frührenaissance die Zentralperspektive, häufig begleitet von symmetrischen Anordnungen der einzelnen Figuren, Figurengruppen und anderer Bildelemente. Die Komposition folgte dabei vorwiegend einer Kreis- oder Dreiecksform.

Allmählich entwickelt sich das Liebhaberbild, gedacht für die herrschaftliche Villa oder das Studierzimmer. Solche Bilder erlaubten die Nacktheit der dargestellten Figuren.

Dem Maler der Hochrenaissance ging es darum, die natürliche Erscheinung zu idealisieren, um einen möglichst hohen Grad an Schönheit zu erreichen und die Figuren mit einer natürlichen und lebendigen Ausdrucksform auszustatten. Die Künstler der Hochrenaissance entwickelten darüber hinaus die Luft- und Farbperspektive sowie das sogenannte Sfumato als weitere und vielseitiger verwendbare Möglichkeit der Raumillusion auf der Bildfläche.

Am Ende der Hochrenaissance setzte ein Stilwandel ein. Die nachfolgende Zeit wird zum Teil als Spätrenaissance, zum Teil als Manierismus bezeichnet, was vom italienischen 'maniera' kommt und soviel wie 'Eigenart' bedeutet. Charakteristisch sind die fließenden Übergänge und das Nebeneinander von Manierismus, Spätrenaissance und Frühbarock. Ausgangspunkt für diesen Kunststil waren die Bilder der Hochrenaissance von Raffael und Michelangelo. Die 'maniera' zeigt sich in überlängten, in sich gedrehten Bildfiguren mit kleinen Köpfen, sehr langen Hälsen und Fingern sowie in gezierten Bewegungen, die in unklaren räumlichen Beziehungen zum Hintergrund stehen.

















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