Günter Grass
Biographie
zur Vernunft (Wiedergabe seiner Meinung in "Örtlich betäubt")
"fanatischer Anhänger der Mäßigung" (Times Magazine)
1955 erste Anerkennung bei Lyrikerwettbewerb / Stuttgarter Rundfunk
1956 Unfertige Teile der "Blechtrommel" werden von einer Vereinigung dt. Schriftsteller preislich gewürdigt
1968 Fontane Preis
1980 "Die Blechtrommel" (Mitarbeit am Drehbuch) bekommt Goldene Schale des Bundesfilmpreises und Oscar für besten Deutschsprachigen Film
1993 Ehrendoktorwürde der Universität Danzig
1994 Karel-Capek-Preis / Prag, Großer Literaturpreis der Bayrischen Akademie der Künste
1995 Hermann Kesten-Medaille. Hans Fadalla-Preis
1996 Grass wird mit dem dänischen Sonning-Preis ausgezeichnet, der wichtigsten kulturellen Auszeichnung Dänemarks; Thomas-Mann-Preis der Stadt Lübeck
1999 Literatur-Nobelpreis
Werke
"Politische Arbeit mache ich als Sozialdemokrat und Bürger, andererseits bin ich von Beruf Schriftsteller - diese Doppelrolle lässt sich miteinander vereinbaren, wenn es auch nicht immer leicht ist."
- Auseinandersetzung von politisch-historischen Ereignissen, eigene politische Meinung
Erinnerung an (seine) Vergangenheit und Relevanz für Gegenwart und Zukunft von gegenwärtigen Ereignissen
- "handwerkliches" Kunstverständnis
Beispiele:
Romane: Die Blechtrommel (1959, verfilmt: 1980), Örtlich betäubt (1969)
Novellen: Katz und Maus (1961, verfilmt: 1966), Im Krebsgang (2002)
Gedichtbänder: Vorzüge der Windhühner (1956), Letzte Tänze (2003)
Reden: Dich singe ich, Demokratie (1965)
Vortrag: Über meinen Lehrer Döblin und andere Vorträge (1968)
Bühnenstücke: Onkel, Onkel (1956), Die bösen Köche (1961)
Hörspiele: Die Plebejer proben den Aufstand (1963), Hochwasser (1977)
Briefe: Gestern, vor 50 Jahren (1995)
Vorstellung eines Werkes: Örtlich betäubt
Inhalt:
Der Studienrat Ebert Starusch wird längerfristig beim Zahnarzt behandelt ("Zahnstein ist versteinerter Hass" - Hass auf seine Ex-Verlobte), gibt dort im Monolog und (manchmal fiktiven) Dialog mit seinem Zahnarzt seine Vergangenheit, Gedanken und Phantasien wieder (Tod seiner Eltern im 2.Weltkieg, Anführer einer Jugendbande nach dem 2.Weltkrieg - revolutionäre Ansätze, Zeit mit seiner Ex-Verlobten Sieglinde Krings und deren Familie, seine zu unterrichtende Klasse 12a). Sein intelligenter Schüler Philipp Scherbaum, der radikale, revolutionäre, linkspolitische Einstellungen vertritt, will auf dem Berliner Kurfürstendamm seinen Dackel verbrennen, um auf die Folgen von Napalm aufmerksam zu machen, das zeitgleich von den Amerikanern im Vietnamkrieg verwendet wird. Als Starusch dies erfährt, versucht er mit allen Mitteln dies zu verhindern, um das Leben Scherbaums, zu dem eine freundschaftliche Beziehung besteht, nicht zu gefährden. Scherbaums Freundin Vero Lewand versucht ihren Freund zu ermutigen und entwickelt eine noch radikalere Einstellung mit terroristischer Tendenz. Staruschs Kollegin Irmgard, die wie Starusch ebenfalls die NS-Zeit als BDM-Mitglied (schlechtes Gewissen) miterlebte, befürwortet Scherbaums Plan.
Der Zahnarzt bittet Starusch, seinen Schüler zu ihm zu schicken, woraufhin dieser ebenfalls behandelt wird. Am Ende wird Scherbaum zur Vernunft gebracht, arbeitet engagiert für die Schülerzeitung, trennt sich von seiner Freundin und Starusch und seine Kollegin verloben sich nach seiner abgeschlossenen Behandlung, muss jedoch später ein weiteres Mal zu einer Behandlung.
Strukturanalyse:
Ich-Erzählperspektive
Abstrakte ineinander verschachtelte Geschichten innerhalb der Rahmenhandlung
Interpretation:
Zahnarzt entfernt Zahnstein - radikaler Hass auf Staruschs ehemalige Verlobte
(fiktive Morde)
durch die Behandlung Scherbaums wird dieser ebenfalls zur Vernunft gebracht und fängt in
der Schülerzeitung mit kleinen Schritten an, seine Meinung mitzuteilen, um etwas zu
verändern
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