Was ist sexueller Missbrauch? Kinder lernen im Lauf ihrer Entwicklung die Welt kennen. Sie beobachten, fragen, probieren, "begreifen" mit unerschöpflicher Fantasie. Um leben und wachsen zu können, brauchen sie die Unterstützung der Erwachsenen, sie brauchen Liebe, Geborgenheit, Zärtlichkeit, Hilfe, Schutz und Sicherheit. Darauf sind Mädchen und Jungen angewiesen und darauf vertrauen sie. Missbraucht ein Erwachsener ein Kind sexuell, so benutzt er die Liebe, die Abhängigkeit oder das Vertrauen für seine sexuellen Bedürfnisse--und setzt sein Bedürfnis nach Unterwerfung, Macht oder Nähe mit Gewalt durch. Er gefährdet die Lebens- und Entwicklungsgrundlage und schädigt die Seele des Kindes. Für viele Mädchen und Jungen gehört der sexuelle Missbrauch zum Lebensalltag. Sexueller Missbrauch kommt so häufig vor, dass man davon ausgehen kann, in jeder Kindergartengruppe, in jeder Schulklasse, in jeder Nachbarschaft oder Verwandtschaft Kinder zu finden, die missbraucht werden. Opfer sexueller Gewalt sind überwiegend Mädchen, aber auch Jungen werden sexuell missbraucht. Nicht selten sind schon sehr kleine Mädchen und Jungen betroffen, denn auch Säuglinge und Kleinkinder werden sexuell ausgebeutet. Mädchen und Jungen werden gezwungen, lüsterne Blicke und Redensarten zu ertragen, Zungenküsse zu geben, sich nackt zu zeigen, sich berühren zu lassen, den Missbraucher nackt zu sehen und ihn anzufassen, Pornographie anzusehen, bei Pornoaufnahmen mitzumachen, den Erwachsenen mit der Hand oder dem Mund zu befriedigen. Mädchen und Jungen werden vergewaltigt, anal, oral oder vaginal mit Fingern, Gegenständen oder dem Penis. Dies sind nur einige Beispiele. Darüber hinaus werden Mädchen und Jungen zu allen vorstellbaren--und manchmal auch unvorstellbaren sexuellen Praktiken gezwungen. Der überwiegende Teil der Täter sind Männer. Manchmal wird Mädchen und Jungen auch durch Frauen sexuelle Gewalt zugefügt. Die Täter sind meist Personen, die das Kind kennt, denen es vertraut, wie etwa ein Freund der Familie, der Kollege des Vaters, der Nachbar, der Vater der besten Freundin, der Erzieher, der Lehrer, der Pastor, der Kinderarzt, der Jugendgruppenleiter, der Sporttrainer, der Babysitter usw. Ein weiterer Teil der Täter kommt aus der Familie: Der Vater, Stiefvater oder Partner der Mutter, der Opa, der Onkel, der ältere Bruder. Sexueller Missbrauch durch Fremde ist im Verhältnis eher selten. Wir haben oft den Eindruck, dass die meisten Fälle von sexueller Gewalt solche durch Fremde sind, weil darüber in aller Ausführlichkeit in den Medien berichtet wird. In der Realität aber ist das Risiko höher, dass die Mädchen und Jungen im Verwandten- und Freundeskreis sexuell ausgebeutet werden. Man sieht es keinem Menschen an, ob er Kinder missbraucht. Oft ist der Täter ein Mann mit tadellosem Ruf und gilt als guter Ehemann und Vater. Vielleicht ist er religiös oder politisch aktiv, beruflich erfolgreich oder er engagiert sich besonders für Kinder, ein Mann, dem niemand zutrauen würde, dass er sich an Mädchen und/oder Jungen vergreift. Viele Leute vermuten, der sexuelle Missbrauch sei für den Täter ein "einmaliger Ausrutscher". Aber der Täter handelt in den seltensten Fällen spontan. Vielmehr plant und organisiert er ganz bewusst Gelegenheiten, um sich Mädchen und Jungen zu nähern. Manche Missbraucher suchen sich eigens einen erzieherischen Beruf oder eine entsprechende Freizeitbeschäftigung, um an ihre Opfer zu kommen. Dabei missbrauchen sie meist nicht nur ein Kind, sondern mehrere, entweder gleichzeitig oder in Folge. Der sexuelle Missbrauch kann über lange Zeit andauern, besonders wenn er in der Familie stattfindet. Manche Mädchen und Jungen werden über viele Jahre hinweg missbraucht, wobei sich meist der Grad der Gewalttätigkeit und die Intensität der sexuellen Übergriffe steigert. Fast alle Täter missbrauchen immer wieder Mädchen und Jungen, so als wären sie süchtig danach. Gleich welche Ausreden sie auch immer finden, sie sind voll verantwortlich für ihr Tun. Kinder tragen niemals die Verantwortung für einen sexuellen Übergriff. Oft wird behauptet, Mädchen "verführten" oder "provozierten" den Täter. Das ist falsch. Manchmal machen kleine Mädchen Rollenspiele: Sie spielen "grosse Frau", verkleiden sich und sagen vielleicht: "Ich will einen Kuss, so einen richtigen, wie im Film!" Dies ist keine Aufforderung zur Sexualität. Der Erwachsene muss die Grenzen ziehen, er kann abschätzen, was ein Kind nicht absehen und verantworten kann. Dies wird deutlich an einem Beispiel: Ein kleiner Junge sagte zu seinem Vater: "Komm, wir machen einen Boxkampf, aber nicht gespielt, einen richtigen Boxkampf!" Vater sagt: "Okay!" und verpasst dem Kleinen einen Kinnhaken, so dass dieser ohnmächtig zu Boden fällt. Und was meint der Vater: "Er hat es doch so gewollt, er hat mich provoziert!" Natürlich ist der kleine Junge nicht schuld an diesem Vorfall, und natürlich ist kein Kind schuld an einem sexuellen Missbrauch. Mädchen und Jungen fantasieren oder erlügen auch keine sexuellen Übergriffe. "Kinder haben so viel Fantasie", heisst es und das stimmt. Sie haben Fantasie über Zauberer, Hexen und Gespenster, aber einen sexuellen Missbrauch erfinden sie nicht. Eher leugnen Kinder einen Missbrauch, um eine geliebte Person zu schützen als dass sie ihn erfinden. Wenn Mädchen oder Jungen von sexuellen Übergriffen berichten, so ist sicher, dass sie einen sexuellen Missbrauch erlebt haben. (Quelle: Gegen den sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen. Ein Ratgeber für Mütter und Väter, herausgegeben von der AJS.) Ursachen sexuellen Missbrauchs Warum macht einer sowas? Es gibt keine leichte oder einfache Antwort auf die Frage, warum ein Mensch ein Kind missbraucht. Häufig gelten Täter als krank oder es wird angenommen, dass sie Mädchen und Jungen sexuell missbrauchen, weil sie keine befriedigenden sexuellen Beziehungen haben. Dies sind in der Regel aber nicht die Ursachen für einen sexuellen Missbrauch. Man kann davon ausgehen, dass es sich um ein Zusammentreffen verschiedener Ursachen und Bedingungen handelt, die erst neuerdings näher untersucht werden. Deshalb gibt es verschiedene Erklärungsansätze, die unterschiedliche Aspekte betonen. Viele Fachfrauen und Fachmänner heben hervor, dass die Ungleichheit im Geschlechterverhältnis in unserer Gesellschaft erst die Voraussetzungen dafür schafft, dass und auf welche Weise Frauen, Mädchen und Jungen sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Sie gehen von der Erfahrung aus, dass Täter meist unauffällige, scheinbar nicht von der Norm abweichende Männer sind, die jeder Berufsgruppe und jeder sozialen Schicht angehören können. Missbraucher handeln nicht aus einem "sexuellen Notstand" heraus, häufig haben sie sexuelle Kontakte zu erwachsenen Frauen, denn dem Täter geht es beim sexuellen Missbrauch nicht in erster Linie um sexuelle Befriedigung. Es geht um den Missbrauch von Macht durch die sexuelle Gewalt. Die Sexualität wird als Mittel, sozusagen als "Waffe" benutzt, um Macht auszuüben. Sexueller Missbrauch ist nicht eine gewalttätige Form von Sexualität, sondern eine sexuelle Form von Gewalttätigkeit. Beim sexuellen Missbrauch benutzt der "Machtvolle" seine Überlegenheit, um dem "Machtlosen" Gewalt anzutun. Wo eine Person oder Gruppe viel mehr Macht hat als eine andere, ist auch immer das Risiko gegeben, dass diese Macht missbraucht wird. In unserer Gesellschaft haben Männer mehr Macht als Frauen und Erwachsene insgesamt mehr Macht als Kinder, wobei das Machtgefälle am grössten ist zwischen Männern und Mädchen. Dieses Machtgefälle ist ein bestimmender Faktor für das besonders grosse Ausmass sexueller Gewalt, die den Lebensalltag von Mädchen prägt, besonders wenn Männer meinen, sie hätten das alleinige "Sagen" und Frauen und Kinder müssten sich ihrem Willen unterordnen. Manche Männer gehen dann so weit, dass sie Frauen und Kinder als benutzbaren Besitz--auch in sexueller Hinsicht--betrachten und daraus ein Recht für sich ableiten, sie auch sexuell ausbeuten zu dürfen. Gefördert wird eine solche Einstellung durch die in unserer Gesellschaft immer noch herrschenden Frauen- und Männerleitbilder, wie sie auch in Zeitschriften, Werbung, Filmen usw. vermittelt werden. Der männliche "Eroberer", der sich einfach nimmt, was er will, ist immer noch ein Männlichkeitsideal, nicht nur in Abenteuerfilmen. Für häufig wechselnde Sexualkontakte, besonders auch zu jüngeren Frauen ("Kindfrauen"), wird er bewundert, er gilt als "toller Hecht, der nichts anbrennen lässt". Wenn eine Frau hingegen "Nein" sagt, so heisst es oft, will sie erobert werden, eigentlich meint sie "Ja". Gewalttätiges Verhalten wird entschuldigt, indem behauptet wird, Männer hätten eben stärkere sexuelle Bedürfnisse und Aggression läge in ihrer Natur. Schon als kleine Jungen erleben Männer am Vorbild ihrer Umwelt ihre Vormachtstellung. Überlegenheit, Stärke und Durchsetzung ihres Willens werden ihnen zugestanden und von ihnen erwartet. Wer aber in der Überzeugung aufwächst, mehr Rechte als andere zu haben, fühlt sich später eher ermutigt, sein vermeintliches Recht auch mit Gewalt einzufordern. Einige Fachleute weisen auch darauf hin, dass der sexuelle Missbrauch mit Kindheitserfahrungen zu tun haben kann. Viele missbrauchende Erwachsene haben als Kinder selbst Erfahrungen mangelnder Zuwendung, körperlicher oder sexueller Gewalt gemacht. Sie haben gelernt, dass sie Sexualität anstelle von Zuwendung und Anerkennung erhalten haben und setzen diese Erfahrung dann gewaltsam bei ihren Kindern fort. Besonders Jungen, die selbst missbraucht wurden, versuchen, Gefühle von Ohnmacht und Hilfslosigkeit zu unterdrücken, indem sie ihrerseits missbrauchen, weil die Opferrolle für viele Jungen nicht in das männliche Selbstbild, das ihnen vorgelebt wird, passt. Manche Täter werden von Fachkräften des Kinderschutzes als Menschen beschrieben, die sich nicht als selbstbestimmte und machtvolle Persönlichkeiten erleben und deren Beziehungen zu Erwachsenen eher geprägt sind durch Angst und Abhängigkeit. Über die Ausbeutung der Mädchen und Jungen suchen sie sich Gefühle von Überlegenheit, Befriedigung und Sicherheit zu verschaffen. In anderen Fällen findet sexueller Missbrauch in einem Umfeld statt, in dem auch sonst die Bedürfnisse und eigenständigen Rechte von Mädchen und Jungen nicht geachtet werden. Nur zu leicht kann das lebensnotwendige Bedürfnis der Kinder nach Zuneigung und Geborgenheit benutzt werden für die Befriedigung eigener Wünsche der Erwachsenen. Einigkeit herrscht darüber, dass zu den Ursachen sexuellen Missbrauchs zählt, dass viele Mädchen und Jungen durch die Erziehung, die sie erfahren, regelrecht zu Opfern gemacht werden. Eine Erziehung, die gefährlich werden kann. Die Suche nach den Ursachen sexuellen Missbrauchs an Kindern gleicht einem Puzzle. Einzelne Teile ergeben für sich noch keine umfassende Erklärung. Setzt man sie aber zusammen, so wird das Bild deutlicher. (Quelle: Gegen den sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen. Ein Ratgeber für Mütter und Väter, herausgegeben von der AJS.) Sexueller Missbrauch in der Familie Doch nicht bei uns So unfassbar es scheint, für viele Mädchen und Jungen ist es Wirklichkeit: Sie werden vom Vater, vom Grossvater, Onkel, Bruder, vom guten Freund, der "praktisch zur Familie" gehört, manchmal von der Mutter oder Tante sexuell missbraucht, von Menschen, denen sie vertrauen, die sie lieben, von denen sie existentiell abhängig sind. Dort, wo sie ganz besonders Geborgenheit und Sicherheit erhalten sollten, in den eigenen vier Wänden, in ihrem Kinderzimmer, im Bad oder im Bett sind sie der Gewalt ausgeliefert. Für viele betroffene Mädchen und Jungen beginnt der sexuelle Missbrauch durch Familienangehörige besonders früh, manchmal schon im Säuglings- und Kleinkindesalter. Der Täter versteckt die Übergriffe oft im Spiel, in der Pflege oder in körperlichen Untersuchungen. Er fädelt solche "Spiele" so raffiniert ein, dass das Kind vollkommen verwirrt ist, an der eigenen Wahrnehmung zweifelt und schweigend leidet. Gerade ein Familienangehöriger hat viele Möglichkeiten, sich das Schweigen des Mädchens oder Jungen zu sichern, indem er die Liebe und Abhängigkeit ausnutzt. Er kennt alle Vorlieben, Schwächen und Bedürfnisse des Kindes und kann es damit erpressen. Zum Beispiel: "Wenn du was sagst, komme ich ins Gefängnis, deine Geschwister und du, ihr kommt ins Heim, dann müssen wie deinen Hund einschläfern lassen, die Mama ist allein und hat kein Geld und du bist schuld!" Diese Vorstellung ist unerträglich für ein Kind und so suchen Mädchen und Jungen oft die Schuld bei sich selbst oder glauben gezwungenermassen den Ausreden der Täter. Hinzu kommt, dass sie sich verantwortlich fühlen für den Zusammenhalt der Familie, das Wohlergehen der Eltern und Geschwister, eine erträgliche Atmosphäre in der Familie. Sie schweigen, weil sie glauben, es sei ihre Schuld, wenn die Familie auseinanderbricht. Viele ertragen den sexuellen Missbrauch auch, weil sie hoffen, damit jüngere Geschwister vor sexuellen Übergriffen zu schützen. Liebe Mütter, vielleicht sagen Sie jetzt ganz spontan:"Und die Mutter? Die muss doch wissen, wenn sowas in der Familie passiert. Ich würde es jedenfalls sofort merken."Schnell gesagt, aber versetzen wir uns einmal in die Lage einer Mutter, deren Mann das eigene Kind missbraucht:Der Täter weiss, dass es für ihn gefährlich wird, wenn sich das Mädchen oder der Junge der Mutter anvertraut. Also versucht er systematisch, einen Keil zwischen Mutter und Kind zu treiben, indem er beispielsweise sagt:"Die Mama hat dich nicht lieb, du hast nur mich. Sie wird dir sehr böse sein, wenn du was sagst. Sie glaubt dir nicht oder denkt, du bist schlecht und verlogen."Oder:"Die Mama wird sehr traurig sein, wenn sie das erfährt. Sie wird weinen, vielleicht wird sie krank und stirbt."Also versucht das Kind, die Mutter nichts merken zu lassen, um ihr Kummer zu ersparen. Vielleicht spürt sie, dass mit der Tochter oder dem Sohn etwas nicht stimmt, dass sie/er bedrückt ist, sich vor ihr verschliesst. Aber die Möglichkeit eines sexuellen Missbrauchs--gar in der eigenen Familie--kommt ihr nicht in den Sinn. Mag sein, das Kind ist in einer Trotzphase, hat Entwicklungsstörungen, so erklärt sie sich dieses Verhalten. Wer denkt schon daran, dass ein geliebter und vertrauter Mensch, den man in- und auswendig zu kennen glaubt, dem Kind so etwas Schreckliches antut? Selbst wenn Mütter den Missbrauch erahnen oder davon erfahren, ist der Gedanke so unfassbar, dass sie es oft nicht glauben können. Eine Mutter in dieser Situation befindet sich in einem Schockzustand, sie ist im höchsten Grade verletzt und betrogen. Sie braucht sehr viel Unterstützung und Rückenstärkung, um diese Kränkung zu überwinden und der Verantwortung, die sie für ihr Kind hat, gerecht zu werden. Die Tatsache, dass man als Mutter vielleicht nicht merkt, wenn ein Familienangehöriger missbraucht, macht unsicher. Am liebsten möchte man sofort sagen: "Ach Unsinn, bei uns kommt sowas jedenfalls nicht vor!"Oft stimmt das auch, aber es kann auch anders sein. Das heisst nicht, dass Sie als Mutter jetzt ständig ihrem Mann, Vater oder Bruder Misstrauen entgegenbringen müssten. Vertrauen ist in einer Familie, in einer Partnerschaft unentbehrlich. Aber vertrauen Sie auch sich selbst, folgen Sie Ihrem Gefühl, wenn Sie glauben, irgendetwas stimmt nicht. Lassen Sie sich von niemandem Ihre eigene Wahrnehmung ausreden, glauben Sie nicht blind demjenigen, der Ihnen vielleicht sagt, Sie seien hysterisch, Sie bildeten sich etwas ein. Wenn der vertrauensvolle Kontakt zu Ihrem Kind sich so verschlechtert, dass Sie sich dabei unwohl fühlen, muss die Ursache nicht ein sexueller Missbrauch sein, vielleicht hat Ihr Kind auch anderen Kummer. Wenden Sie sich an eine Beratungsstelle, sprechen Sie darüber, Sie haben ein Recht auf Unterstützung und Hilfe. Liebe Väter, vielleicht fühlen Sie sich als Vater in der Auseinandersetzung mit der Problematik des sexuellen Missbrauchs unwohl, regelrecht angegriffen oder fürchten, von Frauen in Ihrer Umgebung argwöhnisch beobachtet zu werden. Mag sein, Sie sind auch unsicher, wie Sie mit Mädchen und Jungen umgehen sollen. Viele Väter werden sich fragen: "Darf ich genau wie bisher mit meiner Tochter baden?!""Ist es richtig, mit meinem kleinen Sohn zu schmusen?!""Wird es am Ende falsch verstanden, wenn ich mich viel mit meinen Kindern beschäftige?!"Diese Unsicherheiten sind verständlich, sie sollten allerdings nicht dazu führen, dass Väter den liebevollen und fürsorglichen Kontakt mit ihren Töchtern und Söhnen einschränken oder sich gar aus der Erziehung der Kinder heraushalten. Oft wirken sich solche Unsicherheiten sogar sehr positiv aus, weil sie zu einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Problem führen. Es ist wichtig und richtig, dass Sie sich von der Geburt Ihres Kindes an genauso wie die Mutter an der Pflege und Fürsorge beteiligen und es mit väterlicher Zärtlichkeit und Liebe umsorgen. Ja, schon vor der Geburt sollten Sie sich aktiv auf Ihre Rolle als Vater vorbereiten. Abgesehen davon, dass die Beschäftigung mit Kindern eine Bereicherung ist, lernen Sie so die Bedürfnisse und Befindlichkeiten Ihrer Töchter und Söhne von Anfang an richtig kennen. Dies hilft Ihnen auch zu erkennen und damit umzugehen, wenn Ihr Kind Opfer sexuellen Missbrauchs geworden ist. Im Körperkontakt mit einem Mädchen oder Jungen gilt für Sie als Vater das gleiche wie für alle Erwachsenen: Achten Sie genau auf Ihre eigenen Empfindungen und auf die Reaktionen des Kindes. Das heisst: Wenn es Ihnen beispielsweise komisch ist, mit Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn zu baden, weil Sie sexuelle Gefühle befürchten oder spüren, sollten Sie für sich selbst und damit auch für Ihr Kind die Grenze ziehen. Die Verantwortung liegt bei Ihnen.Falls Sie schon einmal die Erfahrung gemacht haben, sich zu Kindern sexuell hingezogen zu fühlen, können und müssen Sie verantwortlich handeln. Sie sollten wissen, dass Sie Mädchen und Jungen mit solchen Gefühlen auf jeden Fall schaden. In diesem Fall sollten Sie unbedingt fachliche Hilfe bei einer Beratungsstelle einholen. Auf die Reaktionen des Kindes achten, bedeutet: Akzeptieren Sie sofort, wenn das Mädchen oder der Junge bei einem körperlichen Kontakt Unbehagen oder Abwehr äussert. Viele Kinder tun dies nicht lautstark, sondern zurückhaltend, denn sie wollen den Erwachsenen nicht vor den Kopf stossen. Deshalb sollten Sie auch auf kleinste Zeichen, wie Abwenden, das Gesicht verziehen, den Körper steif machen u.a. Rücksicht nehmen. Ihre Tochter oder Ihr Sohn kann sich leichter äussern, wenn Sie von Anfang an ein offenes, partnerschaftliches Verhältnis fördern, in dem das Kind alle Gefühle zeigen kann, ohne befürchten zu müssen, dass Sie enttäuscht oder ungehalten sind. Für einen verantwortungsbewussten Vater ist es unerlässlich, dass er seine Rolle als Mann überdenkt, indem er das Gespräch mit anderen Männern und die aktive Auseinandersetzung mit Frauen sucht. Wenn Sie zudem die Gefühlsäusserungen der Kinder akzeptieren--auch wenn dies manchmal anstrengend ist--und ein gleichberechtigtes und partnerschaftliches Verhältnis zu Frauen, Mädchen und Jungen, innerhalb und ausserhalb der Familie pflegen, leisten Sie Ihren notwendigen Beitrag zur Vorbeugung gegen sexuelle Gewalt. (Quelle: Gegen den sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen. Ein Ratgeber für Mütter und Väter, herausgegeben von der AJS.) Unser kleines Geheimnis Die Gefühle des Kindes Der Täter gestaltet den Übergang von Zärtlichkeiten, die das Kind mag, zum Missbrauch oft fliessend. Die Mädchen und Jungen spüren, dass etwas nicht stimmt, sind verwirrt und bestürzt, glauben aber, sich geirrt zu haben, hoffen, dieses seltsame Verhalten des Erwachsenen hört bald auf. Meist wagen sie nicht, sich zu wehren, weil sie vielleicht den Täter lieben, weil sie ihm vertrauen, weil sie gelernt haben, zu gehorchen. Aber jedes Kind sendet in dieser Situation Signale des Unwillens und der Abwehr aus. Geht der sexuelle Missbrauch weiter, nehmen Angst und Widerwillen zu. Der Täter redet dem Kind Schuldgefühle ein. Er sagt vielleicht: "Du willst das doch auch! Du hast dich nicht gewehrt!" Viele Mädchen und Jungen haben gelernt, dass Erwachsene immer recht haben, und so suchen sie die Schuld bei sich: "Was habe ich falsch gemacht, dass er sowas mit mir macht?" Die Mädchen und Jungen schämen sich, weil sie glauben, schmutzig zu sein. Auch dieses Gefühl erzeugt der Täter. Mit der Zeit verlieren die Kinder das Vertrauen in andere Menschen, sie sind immer auf der Hut, immer misstrauisch. Aber sie verlieren auch das Vertrauen in sich selbst, denn sie zweifeln oft an ihrer eigenen Wahrnehmung. Der Täter sagt: "Das ist schön, was wir machen." Das Kind fühlt:" Es ist eklig und tut weh." Da das Kind abhängig ist vom Erwachsenen, ist es gezwungen, ihm zu glauben und denkt: "Er hat recht und ich spinne." Oft sind betroffene Mädchen und Jungen ganz hin- und hergerissen in ihren Gefühlen. Sie bekommen vom Täter auch Aufmerksamkeit, er unternimmt viel mit ihnen, macht Geschenke oder widmet ihnen Zeit. Sie mögen es, verwöhnt zu werden und verabscheuen gleichzeitig die sexuellen Übergriffe, glauben aber, damit für die Zuwendung "bezahlen" zu müssen. Das Mädchen oder der Junge lebt in ständiger Angst und Unsicherheit, fühlt sich hilflos und ohnmächtig den entsetzlichen Übergriffen ausgeliefert und glaubt noch, selbst dran schuld zu sein. In dieser Situation versucht der Täter, das Kind mit allen Mitteln zu hindern, sich jemanden anzuvertrauen. Er erpresst mit Liebe und Zuneigung: "Du hast mich doch lieb. Wenn du was sagst, werde ich krank, bin ganz traurig, komme ich ins Gefängnis." Er entfremdet das Mädchen oder den Jungen von seinen engsten Vertrauenspersonen: "Wenn du was sagst, hat der Papa dich nicht mehr lieb, kommst du ins Heim, stirbt die Mama vor Kummer." Er macht noch mehr Schuldgefühle: "Wenn du was sagst, denken alle schlecht von dir, niemand will mit dir etwas zu tun haben. Alle werden denken, du lügst." Er bedroht: "Wenn du was sagst, schlag ich dich tot." Er macht Angst: "Wenn du was sagst, bring ich dein Meerschweinchen um." Der Zwang, das schreckliche Geheimnis zu wahren, belastet betroffene Kinder in höchstem Maß. Wenn hinzukommt, dass im Umfeld der Mädchen und Jungen, z.B. im Kindergarten, in der Schule oder in der Familie nicht angemessen über Sexualität, Gewalt oder gar sexuelle Gewalt gesprochen wird, glauben viele betroffene Mädchen und Jungen, sie seien die einzigen, denen sexuelle Gewalt widerfährt. Sie fühlen sich einsam und allein, von aller Welt im Stich gelassen. Und wenn sie trotz allem den Mut aufbringen, etwas zu sagen oder anzudeuten, wird ihnen oft nicht geglaubt. (Quelle: Gegen den sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen. Ein Ratgeber für Mütter und Väter, herausgegeben von der AJS.) Signale betroffener Mädchen und Jungen Merkt man das dem Kind denn nicht an? Auch wenn die meisten Mädchen und Jungen nicht wagen, offen über den sexuellen Missbrauch zu reden, so teilen sie sich dennoch mit, um diese unerträgliche Situation zu beenden. Ihre verdeckten Hinweise sind aber für Dritte oft schwer verständlich. Ein Anzeichen für sexuellen Missbrauch kann sein, dass sich das Verhalten eines Kindes ändert, ohne dass ein Grund ersichtlich ist. Vielleicht ist sie oder er auf einmal verschlossen und bedrückt, zieht sich zurück, erzählt nicht mehr unbefangen von alltäglichen Erlebnissen. Oder aber das Kind ist plötzlich übernervös und unruhig, zeigt vielleicht ein unübliches aggressives Verhalten. Manche Mädchen und Jungen spielen nach, worüber sie nicht reden dürfen, oder benutzen eine auffällige sexuelle Sprache. Mag sein, das Kind meidet plötzlich bestimmte Orte, Situationen oder Personen. Man hat das Gefühl: "Was ist bloss mit ihr los, so war sie doch sonst nicht." "Irgendwas stimmt mit ihm nicht, so kenne ich ihn ja gar nicht." Diese Verhaltensänderungen können immer auch verschiedene andere Gründe haben, die ernstzunehmen und wichtig sind, die Ursache kann aber auch ein sexueller Missbrauch sein. Manche Mädchen und Jungen versuchen sich langsam und vorsichtig an ein Gespräch heranzutasten. Sie machen Andeutungen, die wir auf Anhieb nicht verstehen und sagen vielleicht: "Der Herr Soundso ist blöd" oder "Ich will nicht mehr mit dem Opa spielen" oder "Ich geh' aber nicht mehr zu Frau Soundso zur Nachhilfe". Ist die Antwort: Jetzt werd' nicht frech, Herr Soundso ist sehr nett" oder "Mach dem Opa doch die Freude, er hat dich so gern" oder "Du willst doch gute Noten haben und dafür ist die Nachhilfe wichtig" wird das Kind natürlich nicht weitererzählen. Es glaubt jetzt sogar, die Eltern seien mit den schlimmen Dingen, die Herr Soundso, der Opa oder die Nachhilfelehrerin machen, einverstanden. Fragen die Eltern dagegen interessiert nach "Warum findest du Herrn Soundso denn blöd?" "Was spielst du denn mit Opa?" "Was macht denn die Nachhilfelehrerin?" hat das Mädchen oder der Junge eine Chance, das Geheimnis preiszugeben. Jedes Kind versucht, den sexuellen Missbrauch zu verhindern. Es ist vielleicht ganz besonders artig, es geht dem Täter aus dem Weg, nimmt den Hund mit ins Bett, bemüht sich, nicht aufzufallen, es versucht, sich durch dicke Kleidung zu schützen, verbarrikadiert die Zimmertür mit Spielzeug, schläft bei den Geschwistern im Bett und, und, und. Alle betroffenen Mädchen und Jungen wehren sich mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den sexuellen Missbrauch. Wenn der Täter sich nicht abschrecken lässt, bleibt nur die Hoffnung, dass einem Erwachsenen in der Umgebung dieses Verhalten auffällt und er oder sie den stummen Botschaften des Kindes nachgeht. Also: Nehmen Sie sich Zeit, mit Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn über alle Erlebnisse zu reden. Seien Sie offen und interessiert und hören Sie genau hin. Sprechen Sie an, wenn Ihnen etwas auffällt, ohne Vorwürfe zu machen. Drängen Sie dem Kind nicht Ihre Meinung auf, sondern lassen Sie es eigene Eindrücke und Einschätzungen äussern. Und vertrauen Sie Ihrem Gefühl, wenn Sie meinen, mit Ihrem Kind stimmt etwas nicht. (Quelle: Gegen den sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen. Ein Ratgeber für Mütter und Väter, herausgegeben von der AJS.) Was ist sexueller Mißbrauch? Sexueller Mißbrauch bedeutet, daß ein Erwachsener oder Jugendlicher seine Machtposition, seine körperliche und geistige Überlegenheit, sowie die Unwissenheit, das Vertrauen oder die Abhängigkeit eines Kindes zur Befriedigung seiner eigenen sexuellen Bedürfnisse benutzt, Dazu gehört z.B. wenn ein Mann oder eine Frau ein Kind zur eigenen sexuellen Erregung anfaßt oder sich von ihm
berühren läßt ein Kind zwingt oder überredet, ihn/sie nackt zu betrachten oder
sexuellen Handlungen zuzusehen Kinder für pornographische Zwecke benutzt oder ihnen Pornographie
vorführt den Intimbereich eines Mädchens (Scheide, Po, Brust) oder Jungen (Po,
Penis) berührt oder sie/ihn zu oralem, analem oder vaginalem Geschlechtsverkehr zwingt, also vergewaltigt. Tatsachen zum sexuellen Mißbrauch! Neuere Untersuchungen zeigen deutlich: Sexueller Mißbrauch findet vor allem in der Familie statt.
Betroffen von sexuellem Mißbrauch sind Kinder aller sozialen Schichten
und aller Altersgruppen, auch Kleinkinder und Säuglinge. Sexueller Mißbrauch wird meist (über 90%) von Männern begangen, die
den Kindern gut vertraut sind (Vater, Stiefvater, Bruder, Onkel, Großvater, Cousins). Sexueller Mißbrauch entwickelt sich meist langsam und im Verlauf einer
längeren Zeitspanne. Sexueller Mißbrauch ist nicht nur körperliche Mißhandlung. Beim Kind
oder Jugendlichen entstehen auch starke seelische Beeinträchtigungen. Die Angst, das Gefühl der Verlassenheit, ein gestörtes Gefühl zum eigenen Körper, das zerbrochene Vertrauen, Schuld und Schamgefühle können das ganze Leben andauern. Sexueller Mißbrauch beeinträchtigt nicht nur das Leben des betroffenen
Kindes, sondern auch die Menschen seines engsten Umfeldes. Die Verantwortung für den sexuellen Mißbrauch trägt immer der Täter,
unabhängig vom Alter und dem Verhalten des Mädchens oder Jungen. Wenn Kinder über sexuellen Mißbrauch sprechen, sagen sie die Wahrheit.
Sie müssen starke Scham- und Schuldgefühle überwinden, ehe sie sich jemand anvertrauen. Wie können Sie von einem sexuellen Mißbrauch erfahren? Kinder, die sexuellem Mißbrauch ausgesetzt sind oder waren, geben in der Regel Notsignale, die jedoch nicht immer sprachlich sein müssen. Solche Hinweise können z.B. sein: Angst vor Fremden, Festklammern
Rückzug in sich selbst, Abwendung
Eßstörungen, Schlafstörungen, Sprachstörungen
offensichtliche Vermeidung, mit einer bestimmten Person allein zu sein
altersunangemessenes sexuelles Spielen (besonders bei kleineren
Kindern) plötzliche Verhaltensänderungen, aggressives oder unterwürfiges
Verhalten der Wunsch von Kindern, sich nachts dick anzuziehen bzw. sich nicht
ausziehen zu müssen körperliche Verletzungen oder Krankheiten, Geschlechtskrankheiten
Schulleistungsstörungen
plötzlich auftretende kriminelle Handlungen, z.B. Stehlen
plötzlich wieder Einkoten, Bettnässen
Diese Verhaltensweisen können auch andere Gründe haben. Es ist wichtig, daß Sie das Kind ernst nehmen und den Ursachen nachgehen. Was können Sie tun, wenn Sie von sexuellem Mißbrauch erfahren? Stärken Sie den Mut des Kindes, über den Mißbrauch zu sprechen.
Glauben Sie dem Kind.
Vermitteln Sie dem Kind Geborgenheit und zeigen Sie ihm, daß Sie
vorbehaltlos hinter ihm stehen. Lassen Sie dem Kind Zeit und respektieren Sie seinen eventuellen
Wunsch nach körperlicher Distanz und Ruhe. Machen Sie dem Kind keine Vorwürfe.
Reagieren Sie besonnen. Besprechen Sie mit dem Kind die möglichen
weiteren Schritte und Konsequenzen. Scheuen Sie sich nicht, sich mit dem Kind an eine der nachstehenden Beratungsstellen zu wenden. Vermeiden Sie, daß der Täter davon erfährt, bevor der Schutz des
Kindes gewährleistet ist. Vielleicht ahnen oder wissen Sie von einer Mißbrauchssituation/-handlung in Ihrer näheren Umgebung oder Sie sind selbst davon betroffen. Wenn Sie dem Kind helfen, stellen sich Ihnen möglicherweise folgende Probleme: Verletze ich einen anderen mir nahestehenden Menschen?
Schneide ich Beziehungen ab?
Stelle ich andere bloß?
Bringe ich meine Existenz oder die anderer in Gefahr?
Probleme dieser Art sollten Sie mit Personen Ihres Vertrauens besprechen. Unterstützung und Hilfestellung erhalten Sie auch hier bei den angegebenen Beratungsstellen. Was können Sie vorbeugend tun? Sie, als Eltern, LehrerInnen und ErzieherInnen können das Kind darin stärken, seinen eigenen Wünschen und Gefühlen zu vertrauen. Beachten Sie den Wunsch des Kindes nach Zärtlichkeit und Nähe. Respektieren Sie genauso die von ihm gewollte Distanz. Ist Ihr Kind seiner Gefühle sicher, kann es Situationen erkennen, in denen es gefühlsmäßig oder sexuell ausgenützt wird. Ein selbstsicheres Kind kann leichter seine Kräfte mobilisieren, um Gefahren abzuwehren und sich Hilfe zu holen. Für das tägliche Miteinander in der Familie und bei Gesprächen mit Ihren Kindern können Ihnen folgende Hinweise und Botschaften behilflich sein: Du darfst bestimmen, wie, wann, wo und von wem Du angefaßt werden
willst. Du hast das Recht, 'Nein' zu sagen, zu allen, die Dich auf eine Art berühren, die Dir nicht gefällt. Du hast das Recht, Dich zu schützen. Du hast z.B. das Recht darauf, alleine zu baden oder zu schlafen. Wenn irgend jemand von Dir angefaßt werden will oder Dich in einer Art anfaßt, die Dir nicht gefällt oder die Dir Angst macht, dann solltest Du Dich dagegen wehren. Dein Körper gehört Dir. Du bist wichtig! Berührungen sind für jeden Menschen wichtig. Liebevolle, angenehme und
zärtliche Berührungen fühlen sich gut an. Einige Berührungen passen nicht zu Deinem Gefühl und sind irgendwie komisch, ohne daß Du sagen kannst warum! Einige verwirren Dich, wie z.B. zu lange und zu feste Umarmungen. Manchmal nutzen Erwachsene Kinder aus: Sie wollen Dich berühren, ohne darauf zu achten, wie Du Dich fühlst. Es kann ein älterer Freund oder auch ein Verwandter sein, der Dich auf
eine Art anfaßt, die für Dich nicht in Ordnung ist. Andere haben nicht das Recht, ihre Hände unter Deine Kleider zu
schieben oder Dich an Deiner Brust, Deiner Scheide, Deinem Penis oder Deinem Po zu berühren. Zeige, wie Du Dich fühlst. Erzähle, wenn Du ängstlich, traurig,
glücklich oder verunsichert bist. Deine Gefühle sind wichtig. Sie machen Dich einzigartig und Du kannst ihnen vertrauen. Es ist nicht Deine Schuld, wenn Du körperlich bedrängt wirst. Die
Verantwortung liegt immer beim Alteren/Erwachsenen. Es gibt Geheimnisse, die Spaß machen, z.B. Geburtstagsüberraschungen.
Es gibt aber auch Geheimnisse, die Dir Bauchschmerzen oder unangenehme Gefühle bereiten. Sogar wenn Du versprochen hast, nichts zu erzählen: Solche 'schlechten' Geheimnisse darfst und sollst Du weitersagen. Such Dir einen Menschen, der Dir zuhört, glaubt und hilft.
An wen können Sie sich wenden? Suchen Sie ein persönliches Gespräch, eine Beratung oder weitere
Information, stehen Ihnen folgende Beratungsstellen zur Verfügung: o Deutscher Kinderschutzbund, Ortsverband Passau Nikolastraße 9, 94032 Passau, Tel.: 0851/2559 o Ehe-, Familien- und Lebensberatung Höllgasse 29, 94032 Passau, Tel.: 0851/34337 o Erziehungsberatung Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche Ostuzzistraße 4, 94032 Passau, Tel.: 0851/57051 o Igel e.V. Passau Arbeitskreis für Sexualpädagogik und gegen sexuelle Gewalt Hennengasse 4, 94032 Passau, Tel.: 0851/2040 o Nobra e.V. Notruf für vergewaltigte und sexuell mißhandelte Frauen und Mädchen Sailerwöhr 21, 94032 Passau, Tel.: 0851/72999 o Pro Familia, Ortsverband Passau Deutsche Gesellschaft für Sexualberatung und Familienplanung Vilshofener Straße 36, 94034 Passau, Tel.: 0851/53121 o Psychosoziale Beratung und Behandlung Obere Donaulände 8, 94032 Passau, Tel.: 0851/5018-42 o Telefonseelsorge Am Zwinger 2, 94032 Passau, Tel.: 0851/11102 Wollen Sie eine Strafanzeige erstatten oder sich über den Ablauf
eines Strafverfahrens informieren, können Sie sich neben Rechtsanwälten und Rechtsanwältinnen an folgende Stellen wenden: o Frauenbeauftragte des Polizeipräsidiums Niederbayern/Oberpfalz, Erika Schmitt Bismarckplatz 1, 93047 Regensburg, Tel.: 0941/506-6194 o Polizeidirektion Passau Nibelungenstraße 17, 94032 Passau, Tel.: 0851/503-0 o Staatsanwaltschaft beim Landgericht Passau, Staatsanwältin Claudia Kraus Zengergasse 1, 94030 Passau, Tel.: 0851/394-158 Weitere Informations- und Anlaufstellen sind:
o Frauenhaus Passau Postfach 2307, 94013 Passau, Tel.: 0851/89272 o Jugendamt des Landkreises Passau Domplatz 11, 94032 Passau, Tel.: 0851/397-323 o Jugendamt der Stadt Passau Höllgasse 24, 94032 Passau, Tel.: 0851/396-276 o Kinderärzte o Kinderklinik Passau Sozialpädagogisches Zentrum, Oberarzt Dr. Adam Bischof-Altmann-Straße 9, 94032 Passau, Tel.: 0851/7205-0 o Schulpsychologin der Stadt Passau, Gertraud Gsottberger Tel.: 0851/396-261 o Schulpsychologe im Landkreis Passau, Gunther Rankl Tel.: 08546/1514 o Staatliches Gesundheitsamt, Dr. Franz Schertel Augustinergasse 4, 94032 Passau, Tel.: 0851/95939-35 Quelle: im Rathaus Passau aufliegende Informationsblätter des Igel e.V. Passau