Hesse, Hermann (1877-1962), in Deutschland geborener Schweizer Romanautor und Dichter.
Hesse wurde am 2. Juli 1877 in Calw als Sohn eines ehemaligen Missionars geboren und starb am 9. August 1962 in Montagola (Schweiz). Hesse arbeitete in jungen Jahren als Buchhändler und Antiquar und lebte seit 1900 als freier Schriftsteller und Literaturkritiker. In seinen ersten Romanen Peter Camenzind (1904) und Unterm Rad (1906) verarbeitete Hesse die drückenden Erfahrungen der Schulzeit und des Priesterseminars und setzte dagegen das Ideal eines freizügigen Vagabundendaseins. Hier ist bereits der Konflikt von Geist und Natur angedeutet, der sein gesamtes späteres Werk durchzieht. Dieser Gegensatz ist zugleich als Kritik an der modernen technisierten Welt interpretierbar.
Während des 1. Weltkrieges zeigte sich der Autor, der inzwischen in die Schweiz umgesiedelt war, als engagierter Pazifist. Zusammen mit Romain Rolland oder Stefan Zweig versuchte Hesse, die europäische Bildungselite von der unnötigen Barbarei des Krieges zu überzeugen. 1923 erwarb Hesse die Schweizer Staatsbürgerschaft. Sein literarisches Werk erhält zunehmend meditative, von der fernöstlichen Philosophie beeinflußte Züge, wie in Siddharta (1922). Seine Beschäftigung mit der Psychoanalyse, vor allem der Archetypenlehre Carl Gustav Jungs, fand in dem (1919) veröffentlichten Roman Demian literarischen Niederschlag. In der Morgenlandfahrt (1932) trat verstärkt Hesses mystische und letztlich neuromantisch-konservative Disposition zutage, während sein Roman Der Steppenwolf (1927) zumindest formal den Anschluß an die zeitgenössische Literatur hielt. Der Steppenwolf avancierte später mit Siddharta zur Pflichtlektüre der Flower-Power-Generation, wenn auch im Zeichen eines mißverstandenen Individualismus. Nicht zufällig wurde der Song "Born to Be Wild" der amerikanischen Rockgruppe "Steppenwolf" zum musikalischen Zugstück in dem Film Easy Rider (Regie Dennis Hopper), der das Lebensgefühl dieser Generation repräsentierte. Ohne autobiographischen Bezug, aber mit ähnlicher Tendenz schilderte Hesse in Narziß und Goldmund (1930) die Zerrissenheit zwischen individuellem Rebellionsdrang und dem Zwang zu spießbürgerlicher Anpassung. In seinem Alterswerk Das Glasperlenspiel (1943) legte Hesse den Entwurf einer poetischen Sozialutopie vor, in der die ihn bedrängenden Probleme eine Lösung erfahren. Seine Prosa wie seine nostalgische, oft nahezu larmoyante und volksliednahe Lyrik weisen Hesse als harmonisierend-epigonalen Nachfahren der Romantiker aus. Die literarische Qualität seiner Texte ist heutzutage eher umstritten, außer Frage stehen hingegen seine kulturkritischen und seine literaturkritischen Verdienste (Eine Bibliothek der Weltliteratur, 1929).
1946 wurde Hesse der Literaturnobelpreis verliehen, 1955 der Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Die Fördergemeinschaft der deutschen Kunst stiftete 1956 den Hermann-Hesse-Preis (seit 1977 mit dem Förderpreis der Stadt Karlsruhe verbunden).
Produktionspoetik:
Hermann Hesse versucht, das Werk seiner christlichen, in der indischen "Heidenmission" tätigen Vorfahren in umgekehrter Richtung fortzusetzen und den Eurozentrismus zu überwinden. Es ist ihm gelungen das Gegensätzliche der Kulturen nicht als unvereinbar, sondern als Polaritäten eines Ganzen sichtbar zu machen und zwischen Ost und West tragfähige Brücken zu schlagen. Durch seine jahrzehntelange Vertrautheit mit den Lehren von Lao Tse und den kulturellen Traditionen Indiens kann er ihre weltanschaulichen Grundkonstellationen mit abendländischem Denken in Einklang bringen.
Fabel:
Siddhartha, der Sohn eines Brahmanen, ist auf der Suche nach Vollkommenheit, Weisheit und dem Sinn des Lebens. Anfangs noch mit seinem Jugendfreund Govinda später alleine. Er lernt bei den Samanas (im Wald lebende Asketen) Versenkung und Meditation, hört die Lehre Gotamas, merkt aber allmählich, dass Weisheit nicht erlernt werden kann und kehrt vorerst allen Lehren den Rücken zu. Schließlich trifft er in der Stadt auf Kamala, die ihm die Kunst der Liebe beibringt und auf Kamaswami, einen Kaufmann, von dem er den Handel lernt. Doch auch hier findet er den Weg zur Vollkommenheit nicht. Nach vielen Jahren Aufenthalt in der Stadt setzt er seine Wanderung fort und kommt zu Vasudeva, einem Fährmann, der durch den Fluss den Weg zur Vollkommenheit gefunden hat. Auch Siddhartha kann von diesem Strom lernen und erreicht sein Lebensziel.
Charakterisierung der wichtigsten Personen:
Siddhartha: gescheit, wissensdurstig, sturköpfig; redegewandt, klug; besitzt im Grunde nur gute Eigenschaften, aber in Stadt habgierig, missmutig, kränklich; am Fluss weise, zufrieden, vollkommen
Govinda: gefolgsam, treu, gutmütig, ständig auf Suche nach der perfekten Lehre
Kamala: klug, wohlhabend, verständnisvoll, Meisterin in der Kunst der Liebe
Vasudeva: einfach, arm, weise, hat das wesentliche im Leben erkannt vollkommen
Fakten:
Von 1919 - 1922 geschrieben, deutsche Gesamtauflage über 3.000.000 Exemplare; in 25 Sprachen übersetzt (indische nicht mitgerechnet); in USA über 4.000.000 Exemplare
Titelerklärung:
Hermann Hesse schreibt eine fiktive Lebensgeschichte Buddhas, Begründer des Buddhismus, dessen Vorname Siddhartha war.
Inhaltsangabe zu Hermann Hesse "Siddhartha":
Siddhartha ist der Sohn eines Bramahnen. Er verbringt seine Jugendzeit mit Govinda, der ihm überallhin folgen will. Durch die Begegnung mit drei Asketen und seinen unbändigen Wissensdurst, will er auch ein Samana werden. Zuerst stößt er auf den Widerspruch seines Vaters, kann aber seinen Willen durchsetzen und zieht von Dannen. Beide lernen die Kunst des Wartens, Denkens und Fastens. Das Ziel der Samanas ist es leer zu werden und nicht mehr Ich zu sein. Er kann seinen Geist in andere Dinge versetzen findet jedoch nie die Erlösung vom Ich. Siddhartha beginnt allmählich an der Lebensweise der Samanas zu zweifeln. Sie hören von einem Buddha namens Gotama, nehmen von den Samanas Abschied und machen sich auf den Weg nach Savathi, wo sie seine Lehren anhören. Govinda möchte sich, aufgrund der Reden Gotamas, den Schülern Buddhas anschließen. Siddhartha wird nicht überzeugt und geht seinen Weg von jetzt an alleine weiter. Auf seinem Weg wird er zum Mann und hat vorerst genug von Lehren, da er erkannt hat, dass Erlösung nicht gelernt werden kann und er auf der Flucht vor seinem Ich war. Er will sein eigener Lehrer sein und hört nur auf seine innere Stimme.
Er hat die erste Begegnung mit einem Fährmann, bei dem er übernachtet und der ihn über den Fluss bringt. Er kommt in die Stadt und trifft Kamala, ein Freudenmädchen, auf deren Hain. Er macht die Bekanntschaft eines Barbiergehilfen, der ihm eine Rasur verpasst und will von Kamala die Kunst der Liebe erlernen. Dazu benötigt er aber Geld. Kamala fädelt ein Treffen mit dem Kaufmann Kamaswami ein. Er erlernt den Handel und hat dadurch genug Geld für die Liebe. Er versteht eigentlich nicht viel vom Handel und es ist ihm auch egal ob er Verlust oder Gewinn macht. Die Jahre vergehen und er übernimmt die Werte der Kindermenschen(normale Menschen) wie z.B. Habgier oder Leben ohne Ziel. Das lange Leben der Lüste tötet die Sinne, die er in den Samanajahren trainiert hat.
Kamala will auch die Lehren Gotamas hören und die beiden vollziehen ihr letztes Liebesspiel. (K schwanger) In der selben Nacht hat er einen Traum. Er fasst den Entschluss weiter zu ziehen und kommt an den Fluss des Fährmanns. Er will sich ins Wasser stürzen, aber im letzten Moment hört er das heilige Wort "Om" aus seiner Seele. Er legt sich schlafen und wacht als neuer Mensch auf. Er trifft seinen Jugendfreund Govinda, der den Schlafenden bewachen wollte, jedoch ebenfalls eingeschlafen war. Die beiden Erzählen sich von ihrem Leben und Erfahrungen. Danach geht Govinda wieder seines Weges. Siddharta beschließt an diesem Fluss zu bleiben und sucht den Fährmann Vasudeva, um sein Leben bei ihm zu führen und ihm zuzuhören. Nach einiger Zeit hören sie von Anhängern Gotamas, dass ihr Lehrer im Sterben liegt. Alle wollen ihn noch ein letztes Mal sehen, so auch Kamala mit ihrem Sohn. Sie wird nahe des Flusses von einer Schlange gebissen und von Siddhartha gefunden. Bevor sie in Vasudevas Hütte stirbt, teilt sie ihm mit, dass er der Vater ihres Sohnes sei. Er versucht das Vertrauen seines Sohnes, Siddharta zu gewinnen, aber jener rebelliert gegen seinen Vater. Es kommt zum Konflikt.
(Zeit vergeht, irgendwann Vasudeva zu alt für rudern)Beide gehen zum Fluss um ihm ein letztes Mal zuzuhören. Durch diese Erkenntnis kann sich nun der Lehrer Vasudeva von seinem Schüler verabschieden um als Vollkommener in den Wald zu gehen (Tod). Siddhartha trifft wieder auf Govinda, der eine Nacht bei ihm verweilt. Er macht ihm klar, dass er zuviel sucht und deshalb seine Erlösung nicht findet. Er übernimmt die Rolle Vasudevas und versucht Govinda die Lehren des Flusses anhand einiger Thesen zu verdeutlichen. Govinda erkennt in Siddhartha die Vollkommenheit und wird durch ihn an alles erinnert, was ihm jemals lieb war.
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