Der Impressionismus
Der Impressionismus dauerte ca. von der Mitte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. "Impression" bedeutet Eindruck oder Erscheinung. Der Name wurde von dem Bild "Impression, soleil levant" (Eindruck bei Sonnenaufgang) von Claude Monet, abgeleitet. Diese Kunstrichtung beeinflusste die Malerei in ganz Europa und Nordamerika.
Im 19. Jahrhundert herrschte die historisierende Malerei vor, es wurde vor allem im Atelier gemalt. Einige Künstler begannen, sich mit der Darstellung des Lichts zu befassen. Sie wandten sich von historischen Themen ab und orientierten sich an der Natur. Um die Wirkung des Lichts zu erforschen, malten sie im Freien. Sie bevorzugten Licht-Schatten-Darstellungen und versuchten in ihren Bildern naturnahe Lebendigkeit auszudrücken. Wasser in verschiedenen Formen wie Dunst, Regen, Nebel oder Gewässer war ein häufiges Motiv. Die Maler Courbet und Millet setzten sich in ihren Bildern mit dem Leben armer Bevölkerungsschichten und Bauern auseinander. Weitere Vertreter des Vorimpressionismus waren zB Camille Corot, William Turner oder Johann Jongkind. Corot gehörte zur sogenannten Schule von Barbizon, wo schon um 1830 Naturausschnitte in der freien Natur gemalt wurden, die als Vorläufer des Impressionismus gelten.
Der Impressionismus entwickelte sich in Frankreich. Die erste gemeinsame Ausstellung französischer Impressionisten in Paris erregte zwar Aufsehen, die Bilder stießen aber auf Ablehnung und Spott. Beteiligt waren wichtige Impressionisten: Claude Monet, Camille Pissarro, Alfred Sisley, Auguste Renoir, Paul Cézanne, Edgar Degas, Berthe Morisot und andere. Der neue Stil wurde oft als mangelndes Können ausgelegt. Es dauerte lange, bis die impressionistischen Maler anerkannt wurden, erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden ihre Werke häufiger gekauft.
Das Malen in der freien Natur ist typisch für den Impressionismus, man bezeichnet es auch als "Plein-Air-Malerei" oder Pleinairismus. Vorher war es üblich, auch Landschaftsbilder nach Skizzen in der Natur im Atelier zu malen. Die Künstler versuchten die Lichtverhältnisse wiederzugeben, einzelne Objekte standen nicht mehr im Vordergrund. Die Impressionisten wollten den flüchtigen Eindruck eines Augenblicks und das momentane Aussehen eines Gebäudes oder einer Landschaft malen. Dabei berücksichtigten sie die Veränderung von Farben durch Sonne oder Luft. Sie stellten ihren persönlichen Eindruck dar, der zum Teil von der natürlichen Farbgebung abwich. Die Farben wurden flüchtig und in Form von kurzen Pinselstrichen aufgetragen, man spricht daher von der "impressionistischen Kommastruktur" der Bilder. Meist verwendeten sie helle und leuchtende Farben, im Gegensatz zu den Gemälden des Historismus, die oft in gedämpften Farben gestaltet wurden. Ein weiterer Gegensatz war, dass im Impressionismus die Motive nicht mit dem Rand des Bilds aufhörten, man zeigte oft nur einen Ausschnitt, zB aus einer Landschaft oder einer belebten Straße. Im Historismus wurden oft gestellte Szenen gemalt, die an das Format des Bilds angepasst waren.
Die Impressionisten verwischten oft die Umrisse und stellten Motive unscharf dar, die Gegenstände lösten sich sozusagen im Licht auf. Es wurde ein momentaner Eindruck festgehalten, daher hatten die Künstler nicht die Zeit für Vorzeichnungen, genaue Konturen und Details. Während frühere Maler gleichmäßige, glatte Farbschichten auftrugen, wurden die Farben jetzt oft unterschiedlich dick aufgebracht, man konnte die einzelnen Pinselstriche erkennen. Kleine Flächen und Striche mit kontrastierenden Farben wurden nebeneinander gesetzt, so dass ein "flirrender" Eindruck entstand, man erreichte dadurch auch eine größere Leuchtkraft der Farben. Eine Sonderform ist der Pointillismus. Erstmals wurden im Impressionismus auch farbige Schatten gemalt. Raumwirkung wurde nicht mehr durch eine geometrische Perspektive erzielt, sondern durch die Abstufung der Farben, zB zunehmende Verblauung, je weiter die Entfernung ist. (Bei der geometrischen Perspektive laufen die Linien, die nach "hinten" in die räumliche Tiefe führen, auf einem Punkt zusammen. Dieser Punkt wird als Fluchtpunkt bezeichnet.) Es wurden auch im Vordergrund mehr Details gemalt und der Hintergrund oft undeutlich dargestellt, um den Eindruck von Nähe und Ferne zu erreichen.
Häufige Motive waren neben Landschaften alltägliche Straßenszenen, das Leben auf Rennplätzen und in Gastgärten oder Gewässer. Die bewegte Wasseroberfläche, in der sich die Umgebung spiegelt, oder dicht bewachsene Wiesen und Gärten faszinierten die Maler. Beliebt war die Gegend der Seine bei Paris, besonders der Ort Argenteuil. Im Gegensatz zum Vorimpressionist Courbet wollten sie aber nicht auf benachteiligte Gesellschaftsschichten hinweisen. Politische oder soziale Umstände waren kein Thema in den Bildern der Impressionisten. Sie waren an der äußeren Erscheinung ihrer Umgebung interessiert und wollten eine vollkommene Illusion schaffen, die auch das Licht einbezog.
Die Erfindung der Fotografie beeinflusste auch die Malerei der Zeit. Die Farbe, die in der Fotografie noch nicht möglich war, wurde zum wichtigsten Element der Impressionisten. Die wirklichkeitsgetreue Malerei verlor an Bedeutung. Teilweise verwendeten Maler auch Fotos als Hilfsmittel.
Die Impressionisten hatten keine gemeinsamen Programme und Theorien wie spätere Künstlergruppen, daher gibt es in ihren Werken große Unterschiede. Obwohl sie sehr selbständig waren, entstanden zeitweise auch sehr ähnliche Gemälde. Es gab 8 Gruppenausstellungen der Impressionisten, danach war in ihren Bildern nur mehr wenig von einer gemeinsamen Richtung zu erkennen. Der "Salon", die damals wichtigste, jährliche Kunstausstellung in Paris lehnte die Werke der Impressionisten anfangs ab, sie organisierten ihre Ausstellungen meist selbst. Es entstand auch ein "Salon des Refusés", ein Gegenstück zum offiziellen Salon, als Protest gegen die gesellschaftlich anerkannte, konservative Kunst.
Monet arbeitete in seiner Jugend als Karikaturist, dann erhielt er Unterricht von Eugène Boudin und begann mit Landschaftsbildern. Er hatte auch Kontakt zu Jongkind und Courbet. Später ging er nach Paris und bildete mit Renoir, Sisley und Bazille den Kern der impressionistischen Gruppe. Bei einem Aufenthalt mit Camille Pissarro in England beschäftigte er sich mit den Werken von Constable und Turner, er malte die Themse und Londoner Parks. In Argenteuil entstanden die populärsten Bilder des Impressionismus. Er wurde zum konsequentesten Künstler der Impressionisten und führte seine Malerei bis zur völligen Auflösung der Form in farbige Nebel weiter. Gegen Ende des Jahrhunderts konzentierte er sich auf Serien von Gemälden, bei denen er das gleiche Motiv bei verschiedenen Lichtverhältnissen darstellte. Die erste Serie entstand am Bahnhof Saint-Lazare. Monet interessierte sich besonders für die Darstellung des Rauchs der Lokomotiven. Bekannt ist die Serie "Die Kathedrale von Rouen", die er zu allen Tageszeiten und bei verschiedenen Wetterlagen malte. Bemerkenswert war dabei auch, dass er das Gebäude nicht ganz darstellte, sondern nur einen Ausschnitt.
In der Zwischenzeit hatte er auch zunehmenden Erfolg mit seiner Malerei. Finanziell und gesellschaftlich erfolgreich war er mit der Serie von Heuhaufen. Sie bestand aus 25 Bildern zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten. Nach einem Aufenthalt in der Bretagne wurden zerklüftete Felsenlandschaften ein beliebtes Motiv. Er unternahm viele Reisen und verfeinerte seine Maltechnik, um eine intensive Leuchtkraft in seinen Bildern zu erreichen, kombinierte er die Farbtöne oft mit Weiß und gab auch die Schatten in sehr hellen Farben wieder. Nachdem er sich einen Wassergarten errichtet hatte, malte er die Serie "Wasserrosen". Um auf besonders großen Leinwänden arbeiten zu können, richtete er sich ein spezielles Atelier ein. Auf bis zu 6 m breite und 2 m hohen Leinwänden malte er mit dicken, breiten Pinseln schnell und großflächig. Das Thema der Seerosen beschäftigte ihn während seiner letzten Lebensjahre. Obwohl er immer schlechter sah, malte er bis kurz vor seinem Tod 1926.
Manet stammte aus einer wohhabenden Pariser Familie, nach einer Lehrzeit als Maler unternahm er zahlreiche Reisen durch Europa. In Argenteuil traf er Monet und Renoir, und begann im Freien zu malen. Er gehörte zwar nicht direkt zur Gruppe der Impressionisten und beteiligte sich auch nicht an ihren Ausstellungen, man zählt ihn aber trotzdem zu diesem Stil, weil er eine sehr ähnliche Malweise hatte. Auch er wurde von der Presse verachtet und musste um Anerkennung kämpfen. Als Motiv bevorzugte er Menschen, meist Einzelpersonen. Er malte nur wenige Landschaften. Die Themen waren für ihn weniger bedeutend als die farbliche Gestaltung eines Bilds, obwohl er auch an malerische Traditionen anknüpfte. Er verwendete oft schwarz, grau, blau und braun, seine Bilder haben oft nicht so kräftige, leuchtende Farben wie die Werke anderer Impressionisten. In seinen späteren Werken wurde seine Farbpalette heller. Das Gemälde "Frühstück im Freien" löste einen Skandal aus, weil darauf eine nackte Frau neben zwei bekleideten Männern zu sehen war, und weil man die Personen erkannte, die dargestellt waren. Als Skandalbild sah man auch "Olympia". Manet malte auch viele Stilleben.
Später war er durch eine Lähmung gezwungen, wieder im Atelier zu malen. In der letzten Phase seines Werks wechselte er von Öl- zur Pastellmalerei.
Pissarro lernte bei seinem Studium in Paris Monet, Manet und Cézanne kennen, in London beschäftigte er sich mit dem Werk William Turners. Anfangs malte er realistische Landschaften, dann begann er mit impressionistischen Bildern. Motive fand er oft in kleinen Orten in der Nähe von Paris, er bevorzugte dörfliche und bäuerliche Landschaften, zB "Im Garten" oder "Bäuerin im Kohlfeld". Personen waren zwar häufig zu sehen, sie standen aber oft nicht im Vordergrund, sondern bildeten eine Teil der Landschaft. Sie wirken unbeobachtet und nicht gestellt.
Er gab jungen Malern gerne Anregungen zB Cézanne und später Gauguin. Mitte der achtziger Jahre stellte er zum ersten Mal außerhalb von Europa, in New York aus. Vorübergehend wendete er sich dem Neoimpressionismus zu und malte pointillistische Gemälde. In seinen letzten Lebensjahren litt er an einer Augenkrankheit, er malte hauptsächlich durchs geschlossene Fenster. In dieser Phase entstanden viele Städtebilder in hellen, eher ruhigen Farben.
Pierre Auguste Renoir begann als Porzellanmaler, während seines Studiums lernte er andere Impressionisten kennen. Seine ersten Bilder waren von Gustave Courbet beeinflusst, dann begann er mit Wald- und Wiesenbildern in der freien Natur. Wichtig war ihm vor allem die Stimmung des Motivs. Er hatte einen Sinn für Schönheit und wollte in seinen Bildern etwas Hübsches und Erfreuendes schaffen. Er beteiligte sich an drei der acht Impressionistenausstellungen. Enttäuscht von den Misserfolgen und auch wegen finanziellen Problemen nahm er später oft Porträtaufträge von reichen Bürgern an, es entstanden traditionelle Familienszenen. Zeitweise veränderte sich sein von der Farbe bestimmter Stil und er malte wieder mit genauen Konturen, er beschäftigte sich mit den Werken Raffaels und entwickelte strengere Formen. Häufige Motive waren Figuren- und Landschaftsbilder, Frauen und Akte. Typisch ist zB "Die großen Badenden", badende Frauen waren in späteren Werken ein häufiges Thema. In einigen Bildern bevorzugte er rote und rosa Farbtöne. Er malte auch einige Bilder von Freunden, wenn er sich keine Modelle leisten konnte. Selbst sah er sich eher als Handwerker als Künstler, mit 6000 Ölgemälden war er einer der produktivsten Maler des 19. Jahrhunderts.
Später erreichte er finanzielle Erfolge. Mit einem Gehilfen schuf er auch Skulpturen. In seiner letzten Phase malte er viele Gärten und Landschaften an der Côte d´Azur. Als er wegen einer Erkrankung den Pinsel nicht mehr halten konnte, ließ er ihn an der Hand festbinden, um weiterhin malen zu können.
Degas studierte zuerst Jura und wandte sich dann der Malerei zu. Er beschäftigte sich mit den Werken alter Meister und malte Porträts und Darstellungen geschichtlicher Ereignisse. Durch Edouard Manet kam er zum Impressionismus und zum Malen im Freien. Für sein Werk typische Motive waren anfangs Pferderennen, später Akte, Opern,- Zirkus- und vor allem Ballettszenen und Gestalten aus dem täglichen Leben. Balletttänzerinnen sind seine bekanntesten Motive. Im Gegensatz zu anderen Impressionisten malte er wenige Landschaften, sondern vor allem in Innenräumen wie Theaterbühnen oder Garderoben. Selbst sah er sich auch nicht als Impressionist und blieb in seiner Kunst immer unabhängig, er stellte aber gemeinsam mit den Impressionisten aus. Er fertigte auch Vorstudien und Skizzen für seine Gemälde an. Durch Überschneidungen und eigenwillige Bildausschnitte erzielte er ungewöhnliche Effekte. Die Figuren waren oft in Bewegung und reichten über den Rand des Bilds hinaus, oder die Hauptperson war in einer Ecke dargestellt. Er verwendete auch eigene Fotos als Vorlagen für seine Ballettszenen. Er legte Wert auf die Darstellung der Haltung und Bewegung und begrenzte auch in seinen impressionistischen Bildern die Figuren oft durch genaue Linien. Er malte häufig Pastelle, dafür entwickelte er eine eigene Technik. Später kombinierte er Pastellkreiden mit Gouache.
Weil er im Alter fast ganz erblindete, musste er das Malen aufgeben. Er begann mit der Bildhauerei. Er schuf kleine Skulpturen aus Wachs oder Ton von Frauenakten, Tänzerinnen und Pferden. Nach seinem Tod wurden sie in Bronze gegossen. Die einzige Skulptur, die er ausstellte, war die "Kleine vierzehnjährige Tänzerin".
"Blaue Tänzerinnen"
Auf dem Bild sind im Vordergrund vier junge Mädchen zu sehen. Sie tragen leuchtend blaue Ballettkleider. Sie haben dunkelbraune Haare und schauen zu Boden. Bei dem Mädchen in der Mitte kann man helle Ballettschuhe erkennen Der Boden ist in verschiedenen Blau- und Grüntönen gemalt, der Schatten der Tänzerinnen ist dunkelblau. Im Hintergrund sind noch zwei Gestalten zu erkennen. Den rechten Rand des Bilds bildet ein brauner Streifen, der ein Baumstamm sein könnte. Links und rechts hinten ist eine Fläche aus türkisen, rosa, braunen und anderen Flecken. Der Hintergrund ist nur undeutlich zu sehen, die Kleider und Arme der Tänzerinnen sind mit einigen dunklen Konturen abgegrenzt.
Alfred Sisley stammte aus einer englischen Familie, lebte aber in Frankreich. Sisley malte fast ausschließlich Landschaften, meist Flusslandschaften, zB die Überschwemmungen der Seine. Sein Stil erinnert teilweise an Claude Monet. Er malte ebenfalls bei verschiedenen Lichtverhältnissen, in seinen Bildern lösen sich die Motive aber nicht so sehr auf. Erst nach seinem Tod wurde sein Werk beachtet.
Berthe Morisot arbeitete zeitweise im Atelier ihres Schwagers Manet. Sie wurde auch von seinen Werken beeinflusst. Von der Malweise der Impressionisten kam sie später wieder zu einem großflächigen Auftrag der Farbe.
Mary Cassatt kam aus den USA, sie hatte schon im "Salon" ausgestellt, bevor sie zum Impressionismus kam. Sie malte ausschließlich Menschen, meist im Freien und stellte oft Frauen und Mütter mit ihren Kindern dar. Mary Cassatt brachte die Kunst der französischen Impressionisten in private Sammlungen in den USA.
Henri de Toulouse-Lautrec wurde von den Werken Degas' und vom japanischen Holzschnitt beeinflusst. Anfangs malte er impressionistisch, später entwickelte er sich weiter und wandte er sich der farbigen Lithographie und der Plakatgestaltung zu. (Die Lithographie ist ein Flachdruckverfahren, der Name bedeutet eigentlich "Steinzeichnung"). In seinen Werken kommen auch schon Elemente des Jugendstils vor. Er war eher Zeichner als Maler, teilweise erinnern seine Bilder an Karikaturen. Seine Motive waren Szenen aus Pariser Lokalen, Kabaretts, Zirkus und Rennplätze. Er ist auch weniger für impressionistische Bilder als für seine Darstellungen von Menschen des Pariser Nachtlebens bekannt.
Diese Weiterführung des Impressionismus wurde von Georges Seurat und Paul Signac Mitte der achtziger Jahre des 19. Jh. begründet. Sie mischten die Farben nicht, sondern trugen feine Punkte eng nebeneinander auf die Leinwand auf. Das Auge konnte die Punkte nicht genau unterscheiden und man sah daher gemischte Farben ("optische Farbmischung"). Dadurch wollten sie eine größere Leuchtkraft erreichen. Sie zeichneten die Formen zuerst vor, um die Punkte richtig platzieren zu können, daher wirken pointillistische Bilder oft sehr geradlinig und geometrisch. Im Gegensatz zum Impressionismus wurde die Komposition des Bilds wieder genau durchdacht. Durch die Punkte ergibt sich eine flimmernde, bewegte Struktur. Man konnte auch keine scharfen Konturen und Randlinien erreichen, was der Malerei des Impressionismus entspricht. Die Pointillisten befassten sich mit wissenschaftlichen Farbenlehren.
Georges Seurat
Seurat beschäftigte sich mit der Kunst der alten Meister und den Werken Delacroix', er interessierte sich auch besonders für wissenschaftliche Untersuchungen über Farbe und Licht. Aus chemischen und physikalischen Bilduntersuchungen entwickelte er die Theorie für die pointillistische Malweise. Sie wird auch als "Divisionismus" bezeichnet. Nach vielen Versuchen in Schwarz-Weiß malte er das erste pointillistische Bild "Badeplatz in Asnières". Er arbeitete wissenschaftlich genau und überließ nichts dem Zufall, im Gegensatz zu den Impressionisten arbeitete er wieder im Atelier, das Malen seiner großformatigen Bilder war zeitraubend und weit davon entfernt, wie im Impressionismus einen momentanen Eindruck festzuhalten. Sein bevorzugtes Motiv waren Menschen. "Sonntagnachmittag auf der Ile de la grande Jatte" ist sein bekanntestes Bild. Er fertigte für das 2 m x 3 m große Gemälde mehr als 60 Ölskizzen an. Die Personen darauf wirken eher starr und leblos, verschiedene Stoffe wie Kleidung und Haut werden nicht unterschieden. Die Formen sind geometrisch vereinfacht, daher wird Seurat auch als Vorläufer des Kubismus bezeichnet.
Seurat wollte eine wissenschaftliche Malerei entwickeln, die für jeden anwendbar ist. Mit der eher unpersönlichen und theoretischen Malweise des Pointillismus gelang das aber nicht. Trotzdem wurden viele Maler des 20. Jahrhunderts von Seurat beeinflusst.
Paul Signac
Neben Georges Seurat ist Paul Signac der wichtigste Vertreter des Pointillismus. Zuerst hatte Monet starken Einfluß auf seine Kunst, dann entwickelte er mit Seurat die Theorie des Pointillismus. Er schrieb das theoretische Hauptwerk dieser Kunstrichtung. Meist malte er Landschaften, dabei setzte er keine Punkte, sondern kurze, gleichmäßige Striche auf die Leinwand, die farbkräftigen Bilder wirken ornamental. Auf vielen Reisen fertigte er Farbskizzen an und arbeitete sie dann im Atelier aus. Er malte auch Aquarelle und schuf Radierungen und Farblithographien.
Hier kann man zwar keine einheitliche Bewegung feststellen, sondern nur einzelne Künstler, doch erhielt die moderne Kunst durch sie entscheidende Anregungen. Die drei wichtigsten Maler sind dabei Vincent van Gogh, Paul Gauguin und Paul Cézanne. Sie überwanden den Impressionismus und bildeten einen Ursprung der modernen Malerei.
Paul Cézanne
Cézanne begann zuerst ein Jurastudium und arbeitete dann als Maler. Er war mit den Impressionisten befreundet und malte auch impressionistisch. Der Erfolg blieb aber aus, er ging nach Südfrankreich und entwickelte seinen persönlichen Stil. Er wollte die Leuchtkraft des Impressionismus beibehalten, aber etwas Festes und Beständiges schaffen. Er suchte nicht momentane sondern beständige Motive wie Landschaften und Stilleben, in seiner späteren Phase malte er häufig den Berg Mont Saint-Victoire. Er schuf aber auch Porträts oder Darstellungen von Badenden. Erst spät erhielt er für seine Werke Anerkennung. In seinen letzten Lebensjahren hatte er auch Ausstellungen im Ausland.
Seine Grundidee war es, die Gegenstände der Natur auf geometrische Grundformen wie Zylinder, Kegel und Kugel zurückzuführen. Diesen Grundsatz griffen später die Kubisten auf. Er wiederholte einige Bilder mehrmals, um die Grundformen herauszuarbeiten. Bei Stilleben verwendete er oft Papierblumen und haltbares Obst, um längere Zeit daran arbeiten zu können. Zum Teil trug er die Farben in Form von kleinen viereckigen Flächen auf, er ließ auch zahlreiche Bilder unvollendet. Er verwendete auch die Erkenntnis, das warme Farben weiter vorne erscheinen und kalte weiter hinten. Nur durch die Farben versuchte er die Perspektive herauszuarbeiten, und mit wenigen Flächen eine räumliche Wirkung zu erzielen.
Paul Gauguin
Gauguin lebte einige Jahre in Peru, bevor er nach Frankreich zurückkam. Zuerst malte er neben seiner Arbeit als Bankangestellter. Durch seinen Kontakt zu Pissarro malte auch er anfangs impressionistisch. Er gab seinen Beruf auf und unternahm Reisen, unter anderem zu van Gogh nach Arles. Seine Bilder brachten kaum Geld ein, so dass er in finanzielle Schwierigkeiten kam. In Pont Aven in der Bretagne schloss er sich mit anderen Künstlern zusammen. Dann ging er nach Tahiti, wo seine typischen Werke entstanden, er sah die Südsee als Paradies. Häufige Motive waren Landschaften und vor allem die Bevölkerung von Tahiti. Neben Gemälden fertigte er auch Holzschnitte an. In der Südsee bekam er verschiedene schwere Krankheiten, teilweise konnte er sich keine Behandlung leisten. Er lebte mit jungen einheimischen Mädchen zusammen und wurde von den Missionaren und Kolonialherren als Unruhestifter gesehen.
Er strebte nicht wie Cézanne danach, Volumen und Raumtiefe in seinen Bildern zu erhalten, sondern konzentrierte sich auf kräftige, flächige Farben und betonte die Umrisse. Personen stellte er meist ruhig, ohne viel Bewegung dar. Er malte zwar nach Modellen und nach der Natur, verwendete aber zum Teil unnatürliche, lebhafte Farben. Durch seine ausdrucksvolle Farbgebung wurde er zu einem Vorbild der Expressionisten und Fauvisten.
Vincent van Gogh
Der Niederländer Vincent Willem van Gogh arbeitete zuerst als Kunsthändler und Laienmissionar, dann begann er ein Kunststudium. Er brach es jedoch ab und ging nach Paris zu seinem Bruder Theo, der in finanziell unterstützte. Dort lernte er die Impressionisten kennen und befreundete sich mit Pissarro, Gauguin und Toulouse-Lautrec. Zuerst malte er im dunklen, schweren Stil der niederländischen Maler hauptsächlich die ländliche Bevölkerung. Später wurde seine Farbpalette heller und heiterer. Neben dem Einfluss des Impressionismus beschäftigte er sich mit japanischen Holzschnitten und malte auch einige pointillistische Bilder. Er träumte von der Gründung einer Künstlergemeinschaft. Von Paris zog er nach Arles in der Provence. Dort schuf er seine bekanntesten Bilder wie die "Sonnenblumen" und die "Schwertlilien", die heute zu den teuersten Gemälden der Welt zählen. Häufige Motive waren auch Landschaften und Selbstporträts. Er verwendete leuchtende Farben, die er in kurvigen Pinselstrichen auftrug. Seine ausdrucksstarken Bilder hatten nur mehr wenig mit dem Impressionismus gemeinsam, auch wenn man in vielen Werken seine Malweise mit kurzen Pinselstrichen deutlich erkennen kann. Er kombinierte oft gegensätzliche Farben (komplementäre Farbkontraste) wie gelb und blau oder rot und grün.
Gauguin kam auch nach Arles, sie arbeiteten zusammen. Dann kam es aber zu Meinungsverschiedenheiten. Van Gogh war psychisch angeschlagen, in einem Anfall schnitt er sich einen Teil eines Ohrs ab. Sein nervlicher Zustand verschlechterte sich, er zog sich zurück und litt unter Wahnvorstellungen. Er konzentrierte sich ganz auf die Malerei, trotz der leuchtenden Farben wirken manche Bilder eher depressiv als fröhlich, zB "Getreidefeld mit Raben". Er ging freiwillig in eine Heilanstalt für Geisteskranke. Mehrmals trank er giftige Farben um sich zu vergiften. Später zog er in die Nähe von Paris, wo ihn der Arzt Gachet betreute. In seinen letzten Lebensjahren entstanden sehr viele ausdrucksstarke Bilder. Schließlich starb er im Alter von 37 Jahren an den Folgen eines weiteren Selbstmordversuchs.
Er verkaufte wahrscheinlich in seinem ganzen Leben nur ein Bild, nach seinem Tod wurde er zu einem der populärsten Künstler. Sein Werke zählen heute zu den beliebtesten Bildern. Mit seinem Stil wurde er zu einem wichtigen Vorläufer des Expressionismus und Fauvismus und beeinflusste die Maler des 20. Jahrhunderts.
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