Auf die Frage was sie beruflich werden wollen, antworten Kinder im Grundschulalter: Pilot, Rennfahrer, Astronautin oder Walschützerin. Ein paar Jahre später antworten 10 bis 12-jährige: Pferdezüchterin, Lehrerin, Arzt, Feuerwehrmann oder Programmierer für Computerspiele. Steht ein Jugendlicher dann vor der Berufswahl, haben sich im günstigsten Fall Interessen und Vorlieben so weit entwickelt, dass Ziele und Wünsche gebildet wurden. Dabei sind die Reife des Jugendlichen, das prägende Umfeld aber auch das Geschlecht ausschlaggebende Faktoren bei der Berufsfindung.
Das Berufswahlverhalten von Jugendlichen wird entscheidend davon bestimmt, in welchem Lebensabschnitt, der Reife, die Auseinandersetzung mit diesem Thema stattfindet. Vor allem die Herkunft, das soziale Umfeld bzw. der religiöse und kulturelle Hintergrund wirken sich auf die Entscheidung aus. So hat das direkte Umfeld eines Heranwachsenden großen Anteil an der Berufswahl. Durch die Lebensgeschichte eines Heranwachsenden wird oft die erste berufliche Orientierung geprägt. Die Berufe in der eigenen Familie und die im Freundeskreis favorisierten Berufsbilder sind oft die erste Orientierung in den Wahlmöglichkeiten. Der Einfluß der Eltern auf die Jugendlichen wird aber mit zunehmenden Alter und Reife geringer. Das Image eines Berufes und die Verdienstmöglichkeiten beeinflussen maßgeblich die Berufswahlentscheidung von Jugendlichen. Im Bundesdurchschnitt schränken Jungen und Mädchen ihre Wahl auf circa 20 geläufige Berufe ein. Dabei treten Modeberufe besonders in den Vordergrund. Favoriten bei der Berufswahl der Jugendlichen sind oft Berufe, die lukrative Nebenerwerbsmöglichkeiten erwarten lassen. Die Wahlmöglichkeiten werden durch die Zugangsvoraussetzungen, z.B. Bildungsanforderungen, eingegrenzt. Auch spielt die Arbeitsmarktlage und die Infrastruktur, z.B. Erreichbarkeit oder Vorhandensein einer Ausbildungsstätte eine große Rolle. Ein Berufspraktikum bietet den ersten wirklichen Einblick in die Berufsfindung sowie die Möglichkeit einer eventuellen neuen Orientierung oder Festigung der Wahl. Als Anforderungen an den Beruf werden erkannt: Der Beruf soll Spaß machen, er soll krisensicher sein, er soll ein ausreichendes Einkommen sichern.
Sowohl Mädchen als auch Jungen haben den starken Wunsch über den Beruf die Geschlechtsidentität zu steigern. Die Wahl eines eher geschlechtsuntypischen Berufes bedarf einer sehr starken Interessenausprägung. Für Jungen sind Ansehen und viel Geld verdienen oft ausschlaggebend bei der Berufsorientierung. Dagegen ergreifen noch heute viele Mädchen traditionelle Frauenberufe mit bekanntlich schlechteren Zukunftsaussichten und Verdienstmöglichkeiten. Sie orientieren sich stärker an ihrem Umfeld, verknüpfen den Bereich der Berufsplanung enger mit der Lebensplanung und beziehen die Familienarbeit in die eigene berufliche Perspektive mit ein. So sehen viele Mädchen eine Berufsausbildung oft nur als eine Überbrückung zwischen Schule und Familienleben. Mädchen stehen auch öfter vor dem Problem von Vorurteilen gegenüber frauenuntypischen Berufen. Unterschiede in den körperlichen Anforderungen sind letztendlich auch Vorurteile oder Auswahlkriterium eines Arbeitgebers.
Ein niedriger oder fehlender Schulabschluss verschlechtert die Eingliederung in ein Berufsbild. Schlechte Schulkenntnisse führen zu Schwierigkeiten, den Anforderungen in der Berufsschule oder dem weiteren Bildungsweg gerecht zu werden. Kompetenzmangel oder Sprachdefizite von Ausländern verhindern, dass Lehrinhalte, z.B. Fachkunde, nicht richtig verstanden werden. Auch die Herkunft aus einem sozialen Umfeld kann sich nachteilig auswirken. Der Konsum von Drogen und Alkohol verschlechtert erheblich die Zutrittschancen auf dem Arbeitsmarkt. Psychische Störungen oder körperliche Beeinträchtigungen stellen ein weiteres Problem bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz dar. Oftmals können die Benachteiligten den Anforderungen an Belastbarkeit nicht gerecht werden. Dies sind für potentielle Arbeitgeber Anlässe, Benachteiligte nicht als Auszubildende einzustellen.
Die Angebote im Freizeit- und Medienbereich suggerieren, dass der Besitz von Konsum und Luxusgütern für alle leicht und schnell zu verwirklichen ist. Für Jugendliche fehlt eine realistische Einschätzung des Verhältnisses von Arbeitstätigkeit, Entlohnung und Erwerb von Konsum und Luxusgütern. Wer aus der Schule entlassen wird, verlässt einen Lernraum, der ein überschaubares Maß an Sicherheit bietet. Durch Stundenplan wird der Ablauf des Unterrichtes festgelegt. Lerninhalte und -ziele sind durch Richtlinien und Lehrpläne vorgeschrieben. Nur in wenigen Bereichen fällt der Schüler eigene Entscheidungen über Inhalte und Ziele seiner Arbeit, wie z.B. bei der Wahl von Wahlpflichtkursen oder Arbeitsgemeinschaften. Wer sich in der Schule bei der Wahl eines Kurses oder einer Arbeitsgemeinschaft nicht richtig entschieden hat, kann seinen Entschluss meistens leicht und ohne Zeitverlust ändern. Während aber in der Schule die Entscheidung auf die Wahl von wenigen Kursen fällt, bedeutet die Berufswahl sich zwischen einer ungleich größeren Auswahl von Berufen zu entscheiden. Mit der Wahl eines Berufes werden zudem Entscheidungen für die persönliche Entwicklung gefällt, die weit in die Zukunft reichen. Erfolgt keine oder eine ungenügende Identifizierung mit einem Beruf oder fehlen Möglichkeiten des Kennenlernen eines Berufsfeldes ist es für den Jugendlichen schwer eine richtige Entscheidung zu treffen. Dies führt zu inneren Konflikten des Jugendlichen und hat zur Folge, dass die Ausbildung nicht begonnen oder zu einem späteren Zeitpunkt abgebrochen wird. Teilweise wird auch erst Jahre später eine Neuorientierung über eine Weiterbildung versucht.
In der Entwicklung eines Jugendlichen liegt die Prägung von Neigungen und Vorlieben zu einem Berufswunsch. Um so jünger der Jugendliche, desto größer ist der Einfluss der Eltern und des näheren Umfeldes auf die Meinungsbildung. Das kann dazu führen, dass die Berufswahl nicht den eigentlichen Interessen oder den Leistungsanforderungen entspricht. Auch ein gesellschaftlich auferlegter Zwang sich so gut wie möglich in der Berufswelt zu etablieren, birgt die Gefahr von Überschätzung der eigenen Fähigkeiten. Eine Berufsorientierung mittels Praktikum oder Informationsstellen wie das Arbeitsamt kann Wünsche festigen, bietet aber nur einen kleinen Einblick in das gewählte Berufsfeld. Wenn die Erwartungen nicht oder unzureichend erfüllt werden, kann die Berufswahl zur Fehlwahl werden. Um dies jedoch weitgehend zu vermeiden, ist das vorhandene Wissen über die unterschiedlichen Berufsbilder, das Erkennen der Anforderungen an den Beruf und eine freie Meinungsbildung entscheidend für die Orientierung. Sind die eigenen Fähigkeiten und Wünsche in ein Berufsfeld gefunden, müssen diese auch umsetzbar sein. Sind auf dem Arbeitsmarkt keine Ausbildungsmöglichkeiten vorhanden, ist eine Umorientierung nötig oder lange Anfahrtswege in Kauf zu nehmen. Bekanntlich sind in Städten und Ballungszentren andere Berufe vertreten als in ländlichen oder strukturschwachen Gebieten. Erst mit zunehmendem Alter ist in Folge des häuslichen Ablöseprozesses und der Bildung einer Eigenständigkeit, die Bereitschaft gegeben, für die persönliche Verwirklichung auch den Standort zu wechseln. Dafür muss die nötige psychische Bereitschaft und Belastbarkeit vorhanden sein. Diese ist auch wichtig um eine Außenseiterposition gegenüber der Berufswelt und einem potentiellen Arbeitgeber zu vertreten. Gesundheitliche Einschränkungen, Kompetenzmangel aber auch sprachliche Benachteiligungen stellen häufig ein potentielles Ausschlusskriterium für den Arbeitgeber dar. Von daher ist eine große Herausforderung an Selbstdisziplin und Frustrationstoleranz von hoher Bedeutung. Die Reife, ein stabiler Gesundheitszustand, ein gesundes soziales Umfeld und die Kenntnis der Berufswelt, verbunden mit einem idealen Ausbildungsplatzangebot, sind die Säulen der Berufsfindung. Letztendlich sind sie auch Voraussetzung für eine Berufseignung und erfolgreiche Ausbildung. Die Berufswahl ist ein hochkomplexes Geschehen, das sich theoretisch und begrifflich sehr schwer fassen lässt.
In der Literatur zur Berufswahlproblematik werden die Bildungsfaktoren der Berufswahl in zwei Kategorien aufgeteilt:
Als äußere (exogene) Faktoren werden die für jeden Berufswähler relevante objektive Gegebenheiten, wie Arbeitsmarktlage, Ausbildungssituation, etc. sowie individuell verschieden erlebte Lebensbereiche wie Familie, Freundeskreis, Schule, etc. zusammengefasst.
Als innere (endogene) Faktoren werden die jeweiligen Eigenschaften wie Fähigkeiten, Interessen, Psyche, Gesundheit, etc. verstanden.
Bedingungsfaktoren der Berufswahl; Unterrichtsmaterial zur Arbeits-, Wirtschaft- und Gesellschaftslehre; Berufsorientierung & Berufswahl; BEO 3; Blasche, Drescher & Schoof (Verlag Druck / Hannover; ISBN 3-925 658-09-2 ; 2.Auflage 1985)
Berufswahl und Berufsausbildung; Arbeitslehre im Sekundarbereich; (Verlag Schroedel; ISBN 3-507-46226-5; 1978)
BIBB; Bundesinstitut für Berufsbildung; Good Pratice Center, Hermann-Ehlers-Str.10, 53113 Bonn; (gpc@bibb.de)
Bundesanstalt für Arbeit / Landesarbeitsamt Hessen (http://www.arbeitsamt.de)
Informationsdienst des Institutes der deutschen Wirtschaft Köln (http://www.iwkoeln.de)
Statistisches Bundesamt (http://www.destatis.de)
Sozialdemokratischer Informationsbrief (pressestelle@spd.itsh.de)
Bündnis 90 - Die Grünen , Pressedienst (presse@gruene.itsh.de)
Gespräche unter Einsatz von Kuchen, Tee, bewusstseinserweiternde Drogen (Wein) mit Grundschullehrerin Bernadette Soukup und Sonderschullehrerin Alexandra Kehl
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