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ANTHROPOZENTRISCHES ZEITALTER

ANTHROPOZENTRISCHES ZEITALTER


1500 - 1830 (anthropos - griechisch: Mensch)

Gliederung der anthropozentrischen Epoche

· Humanismus - Renaissance - Reformation (16 Jhd.)
· Barockdichtung des 17 Jhd.
· Rokoko - Aufklärung - Pietismus (1700 - 1770)
· Dichtung des dt. Idealismus (1770 - 1820)

Allgemeine Charakteristik der Epoche
1. Säkularisierung (Verweltlichung) des Mittelalters
· Im Spätmittelalter erfährt das theozentrische Weltbild (Gott steht im Mittelpunkt) eine Auflockerung, indem sich Religion und Wissenschaft voneinander trennen.
· Der Mensch sieht sich selbst als schöpferischen Mittelpunkt der diesseitigen Welt, jedoch von Gott erschaffen. (diesseits - dem Mensch durch Erfahrungen zugängliche Welt)
Da die Wissenschaft und Religion nun getrennte Wege gehen, sieht sich der Mensch nicht mehr als ein an überindividuelle Mächte gebundenes Geschöpf, sondern selbst als Schöpfer imstande die Welt nach von ihm selbst aufgestellten Gesetzten zu gestalten.
· Um 1500 strebt man eine Entfaltung aller Anlagen des Menschen an - bald erkennt man, dass ein Zusammenleben der Menschen nur möglich ist, wenn gewisse Grenzen gesetzt gehören, doch die geschaffenen Ziele und Wertskalen entsprechen nicht den Wünschen der Menschen.
Selbst die bisherigen Sittengesetzte und überindividuellen Mächte (Kirche, Staat, Stand und Familie, ) werden kritisiert - da sie als etwas vom Menschen Geschaffenes und nicht von Gott eingesetztes empfunden werden > die göttliche Autorität wird in den anthropozentrischen Jahrhunderten durch autoritäre Mächte im Menschen ersetzt.
Man sucht Ziele und Sinndeutungen für das menschliche Dasein, nach denen man das Leben gestalten will > darum werden die letzten Jahrzehnte (ab 1770) auch als ' Zeitalter des Idealismus' bezeichnet.



2. Die verschiedenen Welt- und Menschenbilder
es entstehen mehrere, da zu versch. Perioden versch. bewertet wird.
· Ende Mittelalter: 'erneuertes antikes Humanitätsideal' - man meint, die einzige Aufgabe sei es sich zu entfalten und den Kreis des Lebens völlig zu durchmessen > Ideal der Renaissance im 16 Jhd. (Shakesspeare - größter Dichter).
Doch diese Entfesslung aller Leidenschaften und die Legitimierung eines schrankenlosen Egoismus mit dem Renaissanceideal verbunden führt zu der Erkenntnis einer gesellschaftlichen, persönlichen und politischen Unmöglichkeit dieses Ideals.
· Man erkennt, dass ein bindungs- und hemmungsloses Dasein nicht das letzte Ziel des Menschen sein kann und versucht so neue Bindungen zu finden, die das Leben regeln und vor gegenseitiger Vernichtung des Menschen schützen sollen.
Man strebt nach einer Ausbildung der besseren Natur des Menschen, nicht nach einer Ausbildung aller Kräfte.
· Die Aufklärung im 18 Jhd. meint durch die Beschränkung auf die Gebote der Vernunft eine Entwicklung anzubahnen, die zu einem immer freieren und edleren Menschentum führt.
· 1770 allerdings wird diese Einseitige Bindung zur Vernunft als zu eng empfunden und es kommt zu einer literarischen Revolution > Sturm und Drang: man erneuert das alte Renaissanceideal, indem man wieder Kraft und Fülle als Ideal betrachtet und die Problematik des Lebens nur darin sieht, dass durch die natürlichen Grenzen diese Kraft und Fülle eine Beschränkung erfährt.
· Die Klassik - Ziel ist es die Forderungen der Vernunft mit denen des Gewissens und des Gefühls im Einklang zu bringen. Sie strebt nach einem harmonischen Ausgleich zwischen Sturm und Drang und Aufklärung.
· 1789 wendet sich die europäische Romantik gegen die Klassik > sie fordert Bindung an Phantasie, die alle Grenzen und klassischen Maße überschreiten könne.
* sich-eins -fühlen mit der Natur, * Schöpfung einer Welt der Liebe, * die Welt als schönen Traum,.
Die Romantik erklärt das gesamte Nicht-Ich als eine Schöpfung des Ichs: Der Mensch als freier Schöpfer, anstelle Gottes im Mittelpunkt der Welt.

Gesellschaftliche Entwicklung:
14. und 15. Jhd: Bürger, Städte, Bauern gewinnen an Macht und Bedeutung.
16. Jhd: Bürgerlich-volkstümliche Zeit. Bürger werden Kulturträger und Städte Kulturzentren.
17. Jhd: Verfall des allgemeinen materiellen Wohlstandes, Ruin des Bauernstandes - neue höfische-aristokratische Zeit.

Humanismus, Renaissance, Reformation
                          16 Jhd.
Kulturträger
sind die Bürger.
Humanismus: Wissenschaftliche Beschäftigung mit der Antike - mit lat. und griech. Literatur.
Strebt dannach sich nicht für das Jenseits vorzubereiten, sondern für die irdische Welt bestmöglich auszubilden.
Ausgangspunkt ist das italienische Bürgertum.

Rennaissance (frz. Wiedergeburt): künstlerische Bewegung, man strebt dannach der antiken Kunst und Dichtung ähnliche und ebenbürtige Werke zur Seite zu stellen.

Reformation: Geistliche, religiöse Bewegung. Revolution gegen die Alleinherrschaft und die Macht der katholischen Kirche.
 
 

Dichtung des Barocks
          17. Jhd.

Historische Grundlagen:
protestantisch-katholische Gegensätze, Dreißigjährige Krieg (1618 - 1648), Zerfall in viele Einzelstaaten,

Ausbildung - Bildung - Religion
Förderung des Schulwesens, Auschwung des Buchhandels, die ersten Zeitungen = Relationen (Zusammenfassungen) erscheinen, Rekatholisierung setzt ein - da die protestantische Kirche ihren revolutionären Schwung verliert, der Teufelskult ist aber immer noch mächtig,
Poetik
Es wird versucht nach französischem und antikem Vorbild die Dichtung an feste Kunstgesetze zu binden. - Die deutsche Poetik wird begründet.
Sprache
Es entstehen verschiedene Sprachgesellschaften, welche Ihre Hauptaufgabe im Kampf um die Sprachreinigung sehen.
Kanzel- und Schulsprache sind Hochdeutsch, Dialekte werden offiziel aus der Dichtersprache ausgeschieden, breitüberladener, schwulstiger Satzbau,
prunkvolle, wuchtige Barockbauten,.

Das neue Menschenbild und die Grundstimmung des Barockzeitalters:
· Lebensstimmung des Barochmenschen ist durchaus pessimistisch.
· Welt und gott, Natur und Geist, Diesseits und Jenseits werden vom Barockmenschen stets in Beziehung zueinander gesetzt.
· Aufstieg der Naturwissenschaften
· Aus Mangel an der eigenen Kulturentwicklung greift man nach ausländischen Vorbildern - die volkstümliche Kultur des 16 Jhd. verkommt.
· Soziologischer Gegensatz zwischen Gebildeten und Ungebildeten, Adel und Volk.

Kulturträger:
ist die aristokratische Oberschicht (Fürsten, Hofadel, höhere Geistlichkeit), erweitert durch wirtschaftlich abhängige Personengruppen (Künstler, reiche Bürger, Soldaten).

Rokoko - Aufklärung - Pietismus
                1700 - 1750/1770
Kulturträger:
ist der gehobene und gebildete Bürgerstand, die Hofdichter des 17. Jhd. verschwinden allmählich.
Grundstimmung und das neue Menschenbild:
Die jenseitige Welt verblaßt, das Mittelalter versinkt endgültig.
Man löst sich vom kirchlichen Einfluß, es kommt zu einer Gleichgültigkeit gegenüber religiösen Fragen.
Der Mensch wird als das großartigste Geschöpf der Erde empfunden, begründet durch den Besitz von Vernunft und Freiheit.

Rokokodichtung
Sie dient der Unterhaltung er höfischen Gesellschaft - in ihr verliert das Leben seinen Ernst, es wird zum Spiel.
Die Rokokodichtung stellt eine umformende Weiterentwicklung der spät-barock-galanten Lyrik dar.
Vertreter der deutschsprachigen Rokokodichtung: Friedrich Hagedorn, Salomonn Gessner, Ewald von Kleist,

Aufklärung
Man strebt nach einseitiger Verstandesherrschaft im Leben und in der Kultur.
Die Wissenschaften erleben großen Aufschwung, da das irrationale Gefühlsleben, das Gewissen vernachlässigt werden und nur der Verstand allein befragt wird.
Eine neue Einstellung zu Gott entwickelt sich - Deismus: Gott hat die Welt zwar erschaffen, überläßt diese aber nun sich selbst und der Verstand des Menschen allein entscheidet, wie das Leben nun ablaufen wird.
Man versucht feste Regeln für die Dichtung zu finden - es entstehen zwei Kunstlehren: Die Lehre der Leipziger (der Dichter dürfe nicht von Gefühl und Phantasie, sondern vom Verstand geleitet sein) und die Lehre der Schweizer (sie verteidigen die Macht des Gemütes, der Phantasie und auch das Wunderbare in der Dichtung - sie lehnen die Regelkunst ab).

Pietismus
Der Pietismus erhebt sich gegen die Vernachlässigung der religiösen Gefühle. Man kämpft für die Befreiung der Gefühle aus der einseitigen Herrschaft des Verstandes.
Man verachtet die Güter des äußeren Lebens.

Zeitalter des deutschen Idealismus
                 1770 - 1830
Sturm und Drang, Klassik und Romantik werden unter dem Namen 'Deutscher Idealismus' zusammengefasst - gemeinsam ist allen drei Entwicklungsstufen die idealistische Lebenshaltung, das Streben, neben der Wirklichkeit eine zweite, höhere Art von Leben hervorzubringen - dem Sosein der Welt stellt man leidenschaftlich gern ein ideales Sollsein entgegen.
Um das Jahr 1770 setzt eine literarische Revolution ein, durch den Pietismus vorbereitet - die Rückkehr zur Natur, zum Gefühl und Phantasie, sowie die mißachtung des Regelzwangs in der Kunst und Gesellschaft wird verlangt.
Diese Revolution nennt man Geniezeit oder Sturm und Drang (1770 - 1785).
 

Klassik (1775 - 1805):
Man will eine auf Glauben an den Menschen gegründete Kultur erschaffen, herraufgeführt durch den Bund zwischen Natur (für sie hat die Geniezeit einseitig gekämpft) und Vernunft.
Man soll alle seine menschlichen Anlagen entfalten und zur Ganzheit der gebildeten Persönlichkeit vereinen.
Romantik (1798 - 1830):
Versucht die engen Grenzen der Klassik zu sprengen und durch neue Gefühlsherrschaft und Anerkennung der Phantasie ausnahmslose Einschränkung abholde Lebenserhaltung durchzusetzten.







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