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Das Tourette - Syndrom




Das Tourette - Syndrom



Biologiereferat








Inhalt


Was ist das Tourette-Syndrom?


Wer war Georges Gilles de la Tourette?


Übliche Symptome


URSACHEN:


Was passiert im Gehirn?

Stoffwechsel

Vererbbarkeit


TICS


Untersuchungen:


Notwendig

Im Einzelfall erforderlich

Behandlung:


Medikamente

Welche Nebenwirkungen haben diese Medikamente?

Alternative Behandlungsmöglichkeiten

Behandlung mit Nikotin


Therapie (in Abhängigkeit vom Schweregrad):


Primäre Formen

Sekundäre Formen



Was ist das Tourette-Syndrom?

veröffentlichte der französische Neurologe Gilles de la Tourette seine Studien über eine mitunter schon im frühen Kindesalter beginnende neuropsychiatrische Erkrankung. Unter seinem Namen wurde dieses Krankheitsbild in der ganzen Welt bekannt.

Das Tourette-Syndrom ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, die durch einen Überschuss an nervlicher Energie gekennzeichnet ist und deren Symptom Ticstörungen sind. Es findet seinen Ausdruck im Auftreten von multiplen motorischen Tics und zumindest einem vokalen Tic. und liegt außerdem erst dann vor, wenn die Tics länger als zwölf Monate andauern.
Bei den motorischen Tics handelt es sich um unwillkürliche, rasche, meistens plötzlich einschießende Bewegungen, die immer wieder in gleicher Weise einzeln oder auch serienartig auftreten können.
In dem Erscheinungsbild zeigt sich häufig eine Mischung zwischen Muskelkrämpfen und Muskelzuckungen.
Die vokalen Tics äußern sich im Ausstoßen von bedeutungslosen Lauten bis hin zu Wörtern und Sätzen, auf die die Betroffenen sehr wenig Einfluss nehmen können.
Die beschriebenen motorischen und vokalen Tics können hinsichtlich Ihrer Anzahl, Ausprägung und Lokalisation auch in einem periodischen Wechsel auftreten. Außerdem findet sich bei TS-Betroffenen auch häufig die Tendenz zu Depressionen und Zwangserkrankungen.

Das Tourette-Syndrom kann in schwach ausgeprägter Form auftreten, kann sich aber auch in erschreckend grotesker und heftiger Weise äußern.
Es ist durch eine Erregung der Emotionen und Leidenschaften sowie durch eine Turbulenz der ursprünglichsten, instinktgesteuerten Grundlagen des Verhalten charakterisiert.
In seiner ausgeprägtesten Form erfasst es alle Teile unseres affektiven, instinktiven und imaginativen Lebens, das heißt es beeinflusst das Denken, Fühlen und Wollen der Betroffenen. In seinen weniger ausgeprägten und wohl verbreiteteren Formen kommt es nur zu abnormen Bewegungen und Impulshandlungen, die trotzdem etwas Befremdliches haben.

Die Beziehung zwischen Gehirnfunktion und Verhalten beim TS versucht man allerdings noch weiter zu erforschen. Dazu werden die modernen bildgebenden Verfahren wie Kernspintomographie und topographische Analyse der elektrischen Hirnaktivität genutzt. Auch untersucht man Gehirne verstorbener TS-Patienten.

Wer war Georges Gilles de la Tourette?

Georges Albert Edouard Brutus Gilles de la Tourette wurde am 30. Oktober 1857 in Saint-Gervais-les-Trois-Clochers im Departement Vienne geboren. In diesem kleinen Dorf, unweit von Loudun gelegen, beginnt das Leben dieses außergewöhnlichen Menschen und späteren Neurologen, der durch das nach ihm benannte Tourette-Syndrom in der ganzen Welt bekannt werden sollte.

Gilles war das älteste von vier Kindern, sein Vater Théodore übte den Beruf eines Kaufmanns aus. Er wurde in eine Familie hineingeboren, die bereits viele Arzte und Gelehrte hervorgebracht hatte.

Seine Ausbildung beginnt er in der Internatsschule von Chatellerault, wo er als außerordentlich begabter, gleichzeitig jedoch auch als sehr unruhiger und aufsässiger Schüler auffiel. Der Unterricht war für ihn nicht weiter aufregend, da er sich die meiste Zeit sehr langweilte und so legte er in einem Jahr zwei Jahresabschlussprüfungen ab.

Nachdem er seinen Schulabschluss vorzeitig bestanden hatte, begann er bereits im Alter von 16 Jahren seine Studien an der Medizinischen Fakultät von Poitiers, die er mit überaus großem Erfolg abschließen konnte.

Im Jahre 1881 begab er sich nach Paris, um seine medizinische Ausbildung fortzusetzen. Paul le Gendre, ein Freund von Gilles, beschrieb ihn zu jener Zeit folgendermaßen: >>Er war ein geselliger, umgänglicher Mensch, der sehr gut reden konnte; seine Stimme war laut, rau und ein wenig heiser, und er war sehr temperamentvoll, mitunter aufbrausend und konnte sehr ungeduldig sein. In Diskussionen explodierte er schon beim ersten Widerspruch und selbst die große Anzahl von Gegnern seiner Darlegungen reichte nicht aus, um ihn zu zügeln und zu mäßigen, und er war selbst aus den lautesten und hitzigsten Diskussionen mühelos herauszuhören<<.

Gilles absolvierte problemlos sein Studium an der renommierten Universitätsklinik Salpêtrière, und danach widmete er sich häufig auch seinen Neigungen und Aktivitäten fern der Medizin. Begeistert von Literatur und Kunst, hatte er viele Beziehungen zum Künstlermilieu, öffnete sich vielen neuen Ideen und nahm an literarischen Diskussionen teil. Entscheidende Einflüsse auf seine Karriere hatten Paul Brouardel, Professor für Rechtsmedizin und sein Lehrer Jean-Martin Charcot, Arzt am berühmten Pariser Krankenhaus Salpêtrière und Professor für Pathologische Anatomie an der Medizinischen Fakultät der Sorbonne. 

Die frühesten Inspirationen empfing er jedoch von Théophraste Renaudot, einem vielseitig talentierten Arzt aus Loudun (lebte zur Zeit Ludwig XIII), der sich sehr für arme und kranke Menschen einsetzte.

Für Tourette und seine Kollegen lag es auf der Hand, dass das Tourette-Syndrom eine Art von Besessenheit darstellte, bei der der Betroffene von primitiven Impulsen und Trieben beherrscht wurde. Diese Besessenheit hatte jedoch eine organische Grundlage und sie wurde durch eine ganz bestimmte neurologische Störung (damals noch unentdeckt) hervorgerufen.

Plötzlich, als sich Psychologie und Neurologie voneinander abspalteten, schien das TS völlig verschwunden zu sein, obwohl nach seiner Entdeckung Hunderte weitere Fälle beschrieben wurden. Erst in den siebziger Jahren wurde die TSA (Tourette's  Syndrome Association) gegründet. Diese Organisation schaffte es auf die Misere der Tourette- Betroffenen aufmerksam zu machen und die Reaktionen der Öffentlichkeit darauf waren keineswegs negativ; man begann sich dafür zu interessieren und begeistern und so stieg die Mitgliederzahl der TSA von damaligen Fünfzig auf heutige mehrere Tausend Mitglieder.

ÜBLICHE SYMPTOME

Vokale Tics  

Motorische Tics   


vokale Tics 
räuspern 
grunzen 
schnüffeln 
spucken 
schnauben 
quieken 
husten 
summen 
schreien 
keuchendes, stoßartiges ausatmen 
saugendes einatmen 
flöten 
Schluckauf 
aufstoßen 

komplexe vokale Tics 
wiederholen von Phrasen 
wiederholen von Worten 
wiederholen von Wortfetzen 
Tiergeräusche: Kuh, Huhn, Hahn etc. 
prosodische Wechsel 
sprechen in verändernder Tonhöhe 
Stottern 
veränderte Stimmlautstärke 
sprechen unter Druck 
kaum hörbares Murmeln 
Selbstgespräche in verschiedenen Stimmlagen (Charakteren) 
Apraxie(Unfähigkeit körperliche Teile zweckmäßig zu bewewgen)


Gesichtstics 
Augenzwinkern 
Grimassieren 
Augen nach oben drehen 
schielen 
schmatzen 
Lippen lecken 
Zunge herausstrecken 
Bruxismus (nächtliches Zähneknirschen) 
Daumen- / Fingerlutschen 
Oberkörper 
Haare zurückstreichen 
Kopf drehen 
schnelle Kopfbewegungen 
Schulterzucken 
Armbewegungen 
Kinn auf die Brust / Schulter 
Rumpfbewegungen 
Anspannen von Muskeln 
Körperzucken


komplexe motorische Tics 
kneifen / stoßen 
Kleidung hochkrempeln 
komplexe Berührungs- 
bewegungen 
springen 
hopsen 
sich selbst oder andere küssen 
Dystonische Haltungen 
vorstoßen der Arme, Leiste 
multiple Tics in Folge 
 

Tics der Gliedmaßen 
klopfen mit Fingern 
biegen der Finger 
biegen / schütteln der Füße 
sich selbst schlagen 
mit Armen um sich schlagen 
treten

Wiederholungsphänomene 
Echopraxie - imitieren von Handlungen anderer 
Pallilalie      - wiederholen von selbst gesprochenen Worten 
Echolalie    - wiederholen von gerade gehörten Lauten  bzw. Wortfetzen 

Verhaltensprobleme 
Negativismus 
Jähzorn 
Überreagieren 
Überaktivität 
schulische Probleme

Stimmungswechsel 
beeinträchtigte Aufmerksam- 
keit 
Exhibitionismus 
Bettnässen

Mentale Tics 
aufdringliche Worte, Gedanken, Ideen und Bilder 
Faszination mit morbiden / sexuellen Ideen, Bildern oder Worten 
Freie Assoziation der Gedanken 
Fixierung auf Worte und Bilder 
Gedankenwiederkehr 
Mentale Tics

Andere Symptome und verwandte Krankheiten

Koprolalie

obszöne Worte 
obszöne Aussagen 

Kopropraxie 
obszöne Gesten

Berühren der eigenen Geschlechtsteile 
Mittelfinger zeigen 
sexuelles Berühren anderer 
Kopf auf eines anderen Brust legen 
antippen von Gesäßen


Rituale

Gegenstände 'richtig' hinstellen 
wiederholtes Überprüfen 
riechen 
lecken 
ausradieren 
Briefe erneut schreiben, bis zur Perfektion 
Hände immer wieder waschen 
Haare um Finger drehen 
Trichotillomanie (Ausreißen von Kopf- und Körperhaaren


Obszessive Gedanken

mentale Echolalie: Worte, Phrasen 
Denken an Gewalt (z.B. aus Fernsehserien, Büchern, etc.) 
obszöne Gedanken 
zählen oder gruppieren 
daran denken sich zu entblößen 
an verbotenes denken: sich auf das Pult zu stellen, 
   den Lehrer zu küssen, andere sexuell zu berühren 
darauf warten, daß die Ampel den 'richtigen' 
   Rot- oder Grünton bekommt


Weiterhin: 
Exaggeration von Emotionen 
klinische Depression 
Unfähigkeit Gedanken, Worte, Taten, Emotionen zu hemmen 
Konzentrationsschwäche, Hyperaktivität, Lernschwäche


Achtung:  
Dies sind mögliche Symptome - niemand hat sie alle ! 

© 1990 by Pennsylvania Tourette Syndrome Association 
1015 Baltimore Pike, Gettysburg, PA 17325, USA 
Übersetzt 1997 von Sebastian Leenen

URSACHEN

Was passiert im Gehirn?

In der neurologischen Forschung wird der hirnorganische Hintergrund zu dieser Erkrankung als eine "Gehirnreifungsstörung mit einem Mangel an motorischen Hemmungsmechanismen" bezeichnet.

Stoffwechsel

Einige Ursachen für TS finden sich im Thalamus, der sensorische Informationen weiterleitet und zusammen mit der Brücke (Pons) und der Medulla Oblongata (verlängertes Rückenmark), die das Zentrum für Atmung und Kreislauf ist, den Hirnstamm bildet. Weitere Ursachen liegen, wie es scheint, im Hypothalamus, der die inneren Zustände des Körpers reguliert und kontrolliert. Ebenfalls beteiligt sind das Limbische System, das Emotionen und motiviertes Verhalten reguliert, und die Amygdala, die eine mitwirkende Rolle bei der Kontrolle der Emotionen und des emotionalen Gedächtnisses spielt.

Also liegen die Ursachen für TS im Sitz der grundlegenden affektiven und instinktiven Determinanten der Persönlichkeit.

Die Schaltzentralen unseres Nervensystems, die Basalganglien, bei denen es sich um eine Ansammlung von Nervenzellen handelt, sind wesentlich mitverantwortlich für die Kontrolle von Bewegungen, weil sie die Botschaften, die mit Bewegungen und Antrieb zu tun haben beeinflussen. Wenn diese Bewegungskontrolle aufgrund einer Störung spontan nicht ausreichend erfolgen kann, dann passiert es, dass Bewegungsmuster in Form von Tics nach außen gelangen. Will jemand die Tics als Bewegungsmuster unterdrücken, muss er willentlich andere Bereiche seines Gehirns (Stirnhirn) einsetzen und aktivieren, um die mangelnde Kontrolle in den Basalganglien auszugleichen. Beim Vokaltic können bestimmte Muster von Lautäußerungen vom Gehirn nicht mehr gebremst werden. Selbst, wenn der Betroffene merkt, dass eine solche Lautäußerung 'auf dem Weg ist', kann er sie nicht mehr stoppen. Die meist extreme Lautstärke ist ein explosionsartiges Herausknallen von Lauten, manchmal auch von Wörtern, die als Gesamtmuster in unserem Gehirn vorhanden sind. Sie werden dort angestoßen, nicht automatisch gebremst und geraten dann unkontrolliert nach außen.

Außerdem sind die Stoffwechselvorgänge im Gehirn aus dem Gleichgewicht geraten. Das betrifft vor allem die, sich in den Basalganglien befindenden Rezeptoren für die Neurotransmitter Dopamin, Serotonin und Acetylcholin die beim Tourette-Syndrom unberechenbar sind. Normalerweise aber sollten sie gleichmäßig verteilt sein.          Auf Grund eines Überschusses dieser Neurotransmitter muss also ein ständiges Aktionspotential stattfinden, weil die Ionenporen(Rezeptoren)der postsynaptischen Membran ständig geöffnet sind und somit werden die Neurotransmitter völlig unkontrolliert und "hemmungslos" ausgeschüttet, was wiederum das unkontrollierte Ausstoßen von bestimmten Verhaltensmustern erklärt.

Bei Kernspin-Untersuchungen in der Universität von Yale wurde festgestellt, dass die Gehirne von weiblichen Tourette-Patienten männlichen Gehirnen ähneln.

Sie besitzen größere Temporallappen, die für das Erinnerungsvermögen zuständig sind, des weiteren haben sie kleinere emotionale Kontrollzentren.

Eine Therapie, in der die männlichen Sexualhormone unterdrückt wurden, war aber nicht erfolgreich. Der Körper des Patienten gewöhnte sich schnell daran und nach kurzer Zeit kamen die Tics wieder.

Vererbbarkeit

Verschiedene Studien weisen daraufhin, dass es auch eine erbliche Form des TS gibt. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um ein vererbtes Gen. In der Wechselwirkung dieses Gens, (d.h. der erblichen Anlage zum TS) mit anderen Faktoren (z.B. Umwelteinflüsse wie Infektionen, Reifung) tritt die Krankheit, mit Verschiedenartigkeit der Symptome, bei den einzelnen Familienmitgliedern auf. Eine Person mit einem TS überträgt mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit mit jeder getrennten Schwangerschaft das Gen auf eines seiner Kinder. Allerdings kann diese genetische Prädisposition (erbliche Belastung) sich später als ein TS unterschiedlicher Ausprägung zeigen: als leichte Tic-Störung oder als Zwangsstörung ohne Tics. Es ist bekannt, dass sich in den Familien von TS-Patienten sehr häufig Familienmitglieder mit leichten Tic-Störungen und zwanghaften Verhaltensweisen finden. Das Geschlecht der Kinder beeinflusst ebenfalls, wie das Gen wirksam wird. Bei Söhnen ist das Risiko um ein 3-4 -faches größer, dass durch ein vererbtes Gen dann auch wirklich Symptome entwickelt werden. Allerdings entwickeln lediglich etwa 10% der Kinder, denen ein TS-Gen vererbt wurde, eine schwer ausgeprägte TS-Symptomatik. Neben der erblichen Form des TS gibt es aber auch nicht-erbliche Formen, d.h. sogenannte sporadische Formen des TS. Die Ursachen sind bis jetzt völlig unbekannt. In manchen Fällen könnte das Syndrom infolge von Schlaganfällen, Hirntumoren, Vergiftungen(Kohlenmonoxydvergiftungen) oder Infektionen hervorgerufen werden.

Tics


Tics sind kurzdauernde, abrupt einsetzende, nicht-rhythmische, wiederkehrend auftretende, unwillkürliche, kurzzeitig unterdrückbare Bewegungen (motorische Tics), die nicht zweckgebunden sind und auch im Schlaf vorkommen können. Sind pharyngeale, laryngeale, also den Kehlkopf betreffende, oder orale Muskelabschnitte von den Tics betroffen, kann es zu Lautäußerungen kommen (vokale Tics). Unterschieden werden einfache Tics, die einzelne Muskelgruppen betreffen (Nase rümpfen, Blinzeln, Schulterzucken, Räuspern, etc.) von komplexen Tics mit Beteiligung mehrerer Muskelgruppen und Auftreten koordinierter Bewegungsabläufe (z.B. Rumpfbeugen, Fingergesten). Im Gegensatz zu anderen hyperkinetischen Bewegungsstörungen geht Tics typischerweise ein Gefühl der Anspannung (auch Muskelspannung, Kribbeln) voraus und die Betroffenen sind meist in der Lage, unwillkürliche Bewegungen zumindest für eine gewisse Zeit zu unterdrücken.

Beim Tourette-Syndrom beginnen multiple motorische und vokale Tics bereits in der Kindheit oder jungem Erwachsenenalter(immer vor dem 21. Lj. meist im 6.od.7.Lj.)

Häufig ist das Tourette-Syndrom von Zwangssymptomen und einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) begleitet.

Die überwiegende Mehrzahl kindlicher Tics verschwindet innerhalb eines Jahres vollständig und bedarf keiner medikamentösen Therapie.
In den meisten Fällen bleibt die Atiologie (Krankheitsursache) völlig unklar. Pathophysiologisch (Lehre von den krankhaften Lebensvorgängen und gestörten Funktionen im menschlichen Organismus) wird eine Störung im Bereich der Nebennierenrinde entstammender (cortico-striataler) Verbindungen angenommen. Eine organische Ursache ist auch deshalb anzunehmen, da ein EEG Bereitschaftspotential vor einfachen Tics, im Gegensatz zu Willkürbewegungen, fehlt. Genetische Faktoren scheinen, wie schon gesagt, eine wichtige Rolle zu spielen, denn sehr selten treten Tics als sekundäre Erkrankung auf. In Betracht kommen medikamentös-induzierte Tics, postenzephalitische(nach einer Gehirnhautentzündung) oder posttraumatische Tics. Gelegentlich finden sich Tics auch nach Kohlenmonoxydvergiftungen oder einem Schlaganfall.

Untersuchungen

Notwendig

    • Neurologischer Status
    • Genaue Inspektion von Art, Häufigkeit, Intensität und Verteilung der unwillkürlichen Bewegungen sowie funktioneller Zusammenhänge (z.B. Stress)
    • Detaillierte Anamnese(Vorgeschichte des Kranken), insbesondere Medikamentenanamnese
    • Elektroenzephalographie(Methode zur Registrierung von Potentialschwankungen des Gehirns: Das Aufzeichnungsverfahren lässt durch Größe und Frequenz der Potenzialschwankungen Rückschlüsse auf Erkrankungen des Gehirns zu. Hirnstromwellen werden über, am Kopf angebrachte, Elektroden gemessen und über einen Verstärker durch Tinten- oder Trockenschreiber fortlaufend aufgezeichnet)
    • Basislabor mit Blutbild, Entzündungsparametern, Creatinkinase(CK ist ein intrazelluläres Enzym, das Energie für eine rasche Muskelkontraktion bereitstellt. Muskeln sind zum Beispiel kreatinkinasehältig)
    • Antistreptolysin-Titer(Verfahren zum Nachweis spezifischer Antikörper), Anti-Phospholipid-Antikörpern(Antikörper entweder gegen die sogenannten Phospholipide selbst oder gegen Plasmaproteine (Eiweißstoffe im Blut), die an (anionische) Phospholipide gebunden sind. Phospholipide sind eine körpereigene Substanz, die eine Rolle bei der Regulation der Blutgerinnung spielt.)
    • Craniale Computer- oder MR-Tomographie(zur Untersuchung des Kopfes angewandte bildgebende Verfahren, wobei mit der MR-Tomographie insbesondere Pathologien der Weichteilgewebe, Gelenke, Gefäße und des zentralen Nervensystems abgeklärt werden können. Es kommt zu keiner ionisierenden Strahlungsbelastung)            Beide Verfahren werden nur eingesetzt falls differentialdiagnostische Zweifel bestehen.

Im Einzelfall erforderlich

    • Videodokumentation
    • Lumbalpunktion (Einstich in den Wirbelkanal bzw. den Liquorraum; u.a. zur Entnahme von Hirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, Liquordruckmessung und Anästhesie.)
    • Orbicularis-oculi-Reflex(durch Erschütterung oder Drehung auslösbare Kontraktion des Augenringmuskels als physiologischer Eigenreflex. Gesteigert bei postenzephalitischem Tourette-Syndrom.)
    • Ableitung von EEG-Bereitschaftspotentialen
    • Backward-Averaging bei uniformen Bewegungen
    • Positronen-Emissionstomographie(bildgebendes »Computer-tomographisches« Verfahren unter Nutzung der bei Positronenzerfall entstehenden Photonen. Dient z.B. zur Untersuchung der Durchblutung u. der Stoffwechselvorgänge in einzelnen Hirnabschnitten)
    • HMPAO-SPECT
    • Psychiatrische Untersuchung, insbesondere hinsichtlich Zwangssymptomen und ADHS
    • Testpsychologische Untersuchung
    • Suche nach antineuronalen Antikörpern im Serum (bei postrheumat. Chorea)

Behandlung

Medikamente

Tiaprid ist eine Molekülvariante von Sulpirid und unterscheidet sich von klassischen Neuroleptika, die auf der postsynaptischen Membran angreifen durch Effekte auf präsynaptischen Dopaminrezeptoren.

Haloperidol ist ein klassisches Neuroleptikum. Es blockiert die Rezeptoren(Bindungsstellen)von Dopamin und verringert dadurch seine Wirkung. Haloperidol wirkt beruhigend, antriebsdämpfend und angstlösend. Es reduziert Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Bei einigen Arten von Bewegungsstörungen wirkt Haloperidol regulierend. Außerdem wirkt es gegen Erbrechen.


Clonidin wirkt auf den Sympathikus, ein Teil unseres unbewussten Nervensystems, der die Produktion der Neurotransmitter Adrenalin und Noradrenalin(Dopamin ist die  biochemische Vorstufe zu Noradrenalin) steuert. Somit ist es ein Antisympathotonikum, dass Nervensignale des Sympathikus im Gehirn dämpft. Dadurch sinkt die Menge der Neurotransmitter Adrenalin und Noradrenalin im Körper. Die Blutgefäße entspannen und erweitern sich, und das Herz schlägt langsamer und weniger kraftvoll. Beides führt dazu, dass der Druck in den Blutgefäßen abnimmt - der Blutdruck sinkt.

Clonazepam wird zur Behandlung von Krampfanfällen(Epilepsie) eingesetzt. Es verstärkt die Wirkung des Neurotransmitters Gamma-Amino-Buttersäure im Gehirn, der die Weiterleitung von erregenden Nervenimpulsen und damit die Gehirnaktivität dämpft. Das Auftreten von epileptischen Anfällen wird so verhindert.
Clonazepam wird auch zur Unterbrechung eines epileptischen Anfalls verwendet. Zu diesem Zweck wird der Wirkstoff gespritzt. Chemisch gesehen, gehört Clonazepam zur Gruppe der Benzodiazepine, die hauptsächlich als Schlaf- und Beruhigungsmittel eingesetzt werden.
Clonazepam wirkt bei unterschiedlichen Arten von Epilepsie (Grand-mal und Petit-mal-Anfälle).
Bei langfristiger Behandlung kann sich jedoch eine Toleranz (Gewöhnung) entwickeln. Das Medikament wirkt nicht mehr so gut, es können vermehrt Krampfanfälle auftreten. Dadurch ist Clonazepam in diesem Fall nur Mittel der zweiten Wahl oder wird in Kombination mit anderen Antiepileptika eingesetzt, wenn eine Therapie nicht anschlägt.


Methylphenidat wird gegen Überaktivität bei Kindern und gegen zwanghafte Schlafanfälle bei Erwachsenen eingesetzt.

Auch wenn es paradox klingt, aber das Medikament hat bei Kindern und Erwachsenen gegenteilige Wirkungen.


Methylphenidat ist ein Psychostimulans aus der Gruppe der Amphetamine. Es setzt verschiedene Neurotransmitter im Gehirn frei. Dadurch wird beim Erwachsen die Leistungsfähigkeit gesteigert und die zwanghaften Schlafanfälle verschwinden. Bei Kindern hat Methylphenidat eine eher dämpfende, modulierende Wirkung bei starker Überaktivität.

Nach längerem Gebrauch und in hoher Dosierung kann die Wirkung nachlassen. Vereinzelt treten auch stereotype Verhaltensmuster auf. Deshalb muss die Behandlung in regelmäßigen Abständen unterbrochen werden.

Bei missbräuchlicher, hochdosierter Anwendung macht Methylphenidat abhängig. Es führt ausserdem dazu, dass man die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit nicht mehr erkennen kann. Schlimmstenfalls bricht der Körper als Folge der Überlastung zusammen.

Bei bestimmungsgemäßer Anwendung sind diese Risiken gering.


Clomipramin wird zur Behandlung depressiver Erkrankungen, bei Zwangsstörungen und bei chronischen Schmerzzuständen angewendet.

Clomipramin verstärkt die Wirkung der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin.
Clomipramin zählt zur Arzneistoffgruppe der trizyklischen Antidepressiva: antidepressiv wirkende Arzneistoffe mit ähnlicher chemischer Struktur. Es besetzt im Gehirn die Rezeptoren für Serotonin und Noradrenalin und verändert damit ihren Einfluss auf den Gehirnstoffwechsel.
Clomipramin wirkt stimmungsaufhellend, leicht antriebsteigernd und angstlösend.
Bei chronischen Schmerzen ist oft die Verarbeitung der Schmerzsignale im Gehirn gestört. Der Neurotransmitter Serotonin spielt wohl eine große Rolle beim Aufbau eines Filters für eingehende Schmerzsignale. Die Behandlung mit Clomipramin kann möglicherweise die ständige Einnahme von Schmerzmitteln ersetzen. Das Arzneimittel muss dann regelmäßig über einen langen Zeitraum genommen werden.


Fluvoxamin wird zur Behandlung depressiver Erkrankungen und bei Zwangsstörungen angewendet.

Fluvoxamin ist ein Selektiver-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI):
Er blockiert Transportstoffe, die Serotonin nach erfolgter Signalübertragung wieder in die Speicherplätze zurückbefördern. Serotonin verbleibt länger am Wirkort, und seine Wirksamkeit steigt.

Fluvoxamin wirkt stimmungsaufhellend und hat in der Regel keinen beruhigenden oder dämpfenden Effekt. Unwillkürlich wiederkehrende und oft als quälend empfundene Gedanken oder Handlungen als Kennzeichen von Zwangsstörungen können durch Fluvoxamin reduziert oder verhindert werden. Die Wirkung setzt nach etwa einer Woche ein - die volle Wirksamkeit entfaltet sich möglicherweise erst nach zwei bis vier Wochen.

Beim TS wirkt es gegen zwanghafte (als unsinnig erlebte) Gedanken oder Handlungen, gegen die sich der Patient kaum wehren kann (Zwangsstörungen).


Paroxetin wird zur Behandlung depressiver Erkrankungen und bei Zwangsstörungen und Panikstörungen angewendet.

Auch Paroxetin verstärkt die Wirkung der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin und ist ebenfalls ein Selektiver-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) also wirkt es ähnlich wie Fluoxetin und Fluvoxamin.

Fluoxetin wird zur Behandlung depressiver Erkrankungen, bei Zwangsstörungen und bei Essstörungen angewendet.
Fluoxetin wirkt ähnlich wie Fluvoxamin.

Die stimmungsaufhellende Wirkung scheint auch für die erfolgreiche Behandlung von Essstörungen verantwortlich zu sein.

Sulpirid wirkt gegen Schizophrenie und andere Psychosen und in niedrigerer Dosierung auch gegen Depressionen und Schwindel.

Die, auf der Anlage 1 markierten, Schaltzentralen im Gehirn und im Rückenmark regeln das Denken, Fühlen und Wollen des Menschen. Außerdem koordinieren sie die Bewegungen des Körpers und verständigen sich untereinander über Nervenfasern, die Neurotransmitter (Botenstoffe) zur Verständigung nutzen.

Sulpirid ist ein Neuroleptikum, das modulierend in das gestörte Botenstoffsystem der präsynaptischen Membran eingreift. Es wirkt sowohl gegen Halluzinationen und Verfolgungswahn als auch gegen Antriebslosigkeit, sozialen Rückzug und Depressionen.

Sulpirid gehört außerdem zu den modernen, atypischen Neuroleptika. Unerwünschte Störungen im Bewegungsablauf des Körpers, wie Zittern und Krämpfe, wie sie bei den klassischen Neuroleptika auftreten, kommen bei der Behandlung mit Sulpirid seltener vor. Trotzdem müssen Patienten, die Sulpirid hochdosiert und längere Zeit einnehmen, regelmäßig auf sich entwickelnde Bewegungsstörungen untersucht werden.

Außerdem wirkt Sulpirid in niedrigen Dosierungen gegen Schwindel.

Das Medikament zeigt je nach Menge verschiedene Wirkungen. Die Dosierung wird deshalb individuell für jeden Patienten festgelegt. Sulpirid darf nur langsam gesteigert werden und muss auch langsam wieder abgesetzt werden, da sonst Nebenwirkungen auftreten können.

Risperidon wirkt sowohl gegen Psychosen wie Schizophrenie und psychotische Anzeichen bei Hirnleistungsstörungen (Demenz) als auch gegen krankhafte Aggressivität.

Risperidon ist ein Neuroleptikum. Es wirkt sowohl gegen Halluzinationen, Verfolgungswahn und Aggressionen als auch gegen Antriebslosigkeit und sozialen Rückzug.

Das Medikament zeigt je nach Menge verschiedene Wirkungen. Die Dosierung wird deshalb individuell für jeden Patienten festgelegt. Risperidon darf nur langsam gesteigert werden und muss auch langsam wieder abgesetzt werden, da sonst Nebenwirkungen auftreten können.

Medikamente sind dann sinnvoll, wenn ein Tourette-Syndrom oder wenn vokale Tics, anhaltende motorische Tics sowie Tics in Verbindung mit Zwangsstörungen und selbstbeschädigendem Verhalten vorliegen. Die bevorzugten Medikamente sind Neuroleptika, die die Rezeptoren für Dopamin blockieren.

Die Mehrheit der Personen, die ein TS zeigen, sind durch diese Tics oder ihre Verhaltensschwierigkeiten nicht wesentlich beeinträchtigt und benötigen deswegen keinerlei Medikation oder sonstige fachliche Hilfen. In Deutschland steht an erster Stelle das Medikament Tiaprid (Tiapridex®) -siehe Medikamentenliste- , aber auch Pimozide (Orap®) und Haloperidol (Haldol®)-siehe Medikamentenliste-  können eingesetzt werden. In den USA wird in einigen Fällen noch Clonidin (Catapresan®)-siehe Medikamentenliste-, Fluphenazin (Dapotum® oder Lyogen®) sowie Clonazepam (Rivotril®)-siehe Medikamentenliste- eingesetzt, ohne dass die Wirksamkeit gut belegt ist. Stimulantien wie Methylphenidat (Ritalin®)-siehe Medikamentenliste- oder Pemoline (Tradon®), die bei Kindern mit einem Hyperkinetischen Syndrom verschrieben werden, können mitunter Tics verstärken. Man sollte daher mit ihrem Einsatz bei Kindern mit Tic-Störungen zurückhaltend sein. Falls ein TS von starken Zwangsstörungen begleitet ist, so kann die Gabe von Clomipramin (Anafranil®)-siehe Medikamentenliste-, Fluvoxamin (Fevarin®)-siehe Medikamentenliste-, Paroxetin (Tagonis®) -siehe Medikamentenliste- oder Fluoxetin (Fluctine®)-siehe Medikamentenliste- sinnvoll sein. Das Medikament Sulpirid (Dogmatil®)-siehe Medikamentenliste- bietet bei der Kombination von TS und Zwangsstörungen die Behandlungsmöglichkeit von beiden Störungsbereichen in einer Substanz. In der Regel werden die Medikamente in niedrigen Dosen verabreicht, um mit allmählicher Erhöhung der Menge den Punkt zu erreichen, zu an die beste Wirkung mit geringsten Nebenwirkungen vorliegt.

Welche Nebenwirkungen haben diese Medikamente?

Einige unerwünschte Reaktionen auf die Medikamente können Gewichtszunahme, Müdigkeit, leichte motorische Unruhe oder (wie z.B. bei Haloperidol) schmerzhafte Muskelsteifheit sein.

Auszug aus "Oliver Sacks: Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte"

."Das hab ich jetzt von ihrem scheiß Haldol(Haloperidol)!" Selbst diese winzige Dosis, sagte Ray, habe ihn aus dem Gleichgewicht gebracht und sein Reaktionsvermögen, sein Zeitgefühl und seine übernatürlich schnellen Reflexe beeinträchtigt.Seine Bewegungen sind langsam, nüchtern und überlegt, ohne die Ungeduld und Sprunghaftigkeit, die er vor der Behandlung mit Haldol an den Tag legte, allerdings auch ohne die genialen Improvisationen und Eingebungen, die ihn früher überkamen. Selbst seine Träume haben sich verändert: "Bloß noch schlichte Wunscherfüllungen", sagt er, "ohne die Ausschweifungen und Extravaganzen, die das TS mit sich bringt.".Tischtennis oder andere Spiele machen ihm keinen Spaß mehr, und seine Leistungen dabei haben nachgelassen; er spürt nicht mehr "diesen übermächtigen Drang, zu gewinnen, den anderen zu schlagen"; sein Leben ist also weniger von Konkurrenzdenken, aber auch weniger vom Spielerischen geprägt als früher, und sein Drang, aber auch die Fähigkeit zu plötzlichen, "gewagten" Bewegungen, die jedermann überraschten, ist verschwunden. Er hat seinen obszönen, derben Wortwitz und seinen Schwung verloren. Immer mehr hat er das Gefühl, dass ihm irgend etwas abhanden gekommen ist. .

Die meisten der Beschwerden lassen sich durch Zurücknehmen der Dosierung vermeiden. Andere Nebenwirkungen (z.B. die Muskelsteifheit) können durch spezielle Zusatzmedikamente gemildert werden. Manchmal beinhalten Nebenwirkungen auch Lustlosigkeit, Depressivität, Schwunglosigkeit, Neigung zum Rückzugsverhalten und Minderung der geistigen Aktivität. Auch hier wird eine Verminderung der Dosierung oder ein Wechsel des Medikamentes aus den Schwierigkeiten herausführen.

Alternative Behandlungsmöglichkeiten

Für therapeutische Entscheidungen ist die Einteilung in transiente (verschwinden innerhalb eines Jahres vollständig) und chronische Tic-Erkrankungen von Bedeutung.

Entspannungsverfahren, Biofeedback-Techniken und andere verhaltenstherapeutische Vorgehensweisen können zum einen Stressreaktionen vermindern helfen (die ansonsten Tics verstärken); zum anderen können sie auch die Selbstkontrolle der Tic-Symptomatik verbessern.

So kann gelernt werden, dass man einen sozial unangenehmen Tic eher durch eine Bewegung ersetzt, die sozial akzeptabler ist. Auch können sonstige psychotherapeutische Maßnahmen in Frage kommen, um einen Betroffenen und seine Familie zu unterstützen, damit der innere und äußere Umgang mit dem Tic besser gelingt. Hier ist auf den Einzelfall bezogener fachlicher Rat angebracht.


Behandlung mit Nikotin:

Washington (AP)

Nikotin hat fraglos ein schlechtes Image: Es gilt als einer jener Bestandteile in Zigaretten, die den Raucher nicht von seiner Sucht loskommen lassen. Doch das vermeintliche Teufelszeug entpuppt sich nach neuesten wissenschaftlichen Forschungen als wirksame Waffe im Kampf gegen Nervenkrankheiten wie Alzheimer, Parkinson und das Tourette-Syndrom. In einem in dieser Art erstmals vorgenommenen Großversuch haben amerikanische Forscher jetzt herausgefunden, dass Nikotinpflaster bei Kindern, die unter dem Tourette-Syndrom leiden, viel versprechende Therapieansätze bieten.

Paul Sanberg von der Universität South Florida testete niedrige Dosen Nikotin an Dutzenden jungen Tourette-Patienten und verabreichte einer Kontrollgruppe Haldol oder Placebos. Das Ergebnis: Den mit Nikotin behandelten Patienten ging es besser als der Vergleichsgruppe. Sie konnten die Symptome ihrer Krankheit besser unterdrücken.

Vor einem Einsatz des landauf, landab verteufelten Nikotins gibt es allerdings psychologische Barrieren zu überwinden. «Das Problem mit Nikotin ist, dass es Nikotin ist», erklärt Sanberg. Es sei Eltern nur schwer verständlich zu machen, dass man ihren Kindern ein Suchtmittel verabreichen wolle. Als Ausweg biete es sich an, Mittel zu entwickeln, die ähnlich wie Nikotin wirkten, jedoch nicht dessen Nebenwirkungen wie Schwindel hätten. Rauchen sei angesichts des Krebsrisikos freilich nicht der richtige Weg, Nikotin als Medizin zu verabreichen. Bei Tourette-Patienten, die ihre Symptome mit herkömmlichen Medikamenten nicht unter Kontrolle halten könnten, sei die Anwendung von niedrig dosierten Nikotinpflastern aber durchaus ein Versuch wert.

Behandlung mit Marihuana (Cannabis sativa)

Es liegen anekdotische Mitteilungen vor, wonach bei einzelnen Patienten der Konsum von Cannabis zu einer Abnahme von Tics und Verhaltensauffälligkeiten führt. In einer systematischen Befragung gaben etwa 80% derjenigen Patienten, die Erfahrungen mit Cannabis hatten, an, dass der Konsum von Cannabis einen günstigen Effekt auf das TS habe. In zwei kleineren kontrollierten Studien führte die Behandlung mit delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC), dem Hauptwirkstoff der Cannabispflanze, zu einer signifikanten Abnahme von motorischen und vokalen Tics. Als Nebenwirkungen traten gelegentlich Müdigkeit, Benommenheit und Schwindel, selten Angst und Unruhe ein.

Therapie (in Abhängigkeit vom Schweregrad)

Primäre Formen

    • Medikamentöse Therapie in der Regel nur bei chronischen Tics (Dauer > 1 Jahr), Therapieempfehlungen basieren ausnahmslos auf offenen oder randomisierten (eine zufällige Auswahl) Studien mit geringer Patientenzahl. Eine eindeutige Therapieempfehlung lässt sich aus den verfügbaren Daten nicht ableiten, insbesondere direkte Vergleiche der einzelnen Substanzen fehlen. Bei der Entscheidung zur Therapie sollte der oft gutartige Charakter der Erkrankung und mögliche Nebenwirkungen der Therapie berücksichtigt werden. Im Einzelfall können therapeutisch eingesetzt werden:

Clonidin (bei Erwachsenen) -siehe Medikamentenliste-

Tiaprid/Sulpirid (bei Kindern) -siehe Medikamentenliste-

Risperidon -siehe Medikamentenliste-

Pimozid

Olanzapin

Haloperidol -siehe Medikamentenliste-

Sekundäre Formen

    • Behandlung der Grundkrankheit

Ambulant/stationär

  • Bei typischer Anamnese einer primären Tic-Erkrankung (einschließlich Tourette-Syndrom) ambulant
  • Bei Hinweisen auf sekundäre Tic-Erkrankung oder in der Erstdiagnostik eines Tourette-Syndroms in ausgewählten Fällen (z.B. sehr schwere Ausprägung, assoziierte Störungen) stationär                                                                                            
















Quellenangaben

Sacks, Oliver: Der Mann der, seine Frau mit einem Hut verwechselte. Rowolth, 1990


Pschyrembel, Willibald: Klinisches Wörterbuch. Gruyter


Film: Stern TV - Reportage "Schluckauf im Gehirn"


http://neuropsychiater.org/pinfos.htm


http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/neur-012.htm


http://www.healthtouch.com/bin/Econtent_HT/dnoteinfo.asp?cid=HTDRUG


http://www.mentalhealth.com/dis/p20-ch04.html


http://www.tourette.de


http://www.tourette.ch


http://www.touretters.de


http://www.netdoktor.de/medikamente


http://www.gesundheit.de/roche/







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