Die Proteine
I. Das Bauprinzip der Proteine
1. allgemeine Begriffsklärung und Überblick
Durch eine Aneinanderreihung der Aminosäuren nach dem Peptidprinzip gelangt man bei einer Kettenlänge von etwa hundert bis tausend Aminosäureresten zu den Proteinen. Der Begriff wurde in der heutigen Form erstmals von dem Biologen Berzelius geprägt und tauchte zuerst in 'Mulders Lehrbuch' im Jahre 1840 auf. So sind sie im menschlichen Körper für zahlreiche Lebens-funktionen verantwortlich. Man kann sagen: Kein Leben ohne Proteine. Sie sind Bestandteil jeder Zelle; sie bil -den die kontraktilen Elemente und die Enzyme, die die Energie für die Erhaltung des Lebens freisetzen. Ebenfalls liegen sie im Blut vor, worin sie Transportfunktionen erfüllen. Als Beispiele für verschiedene Proteine seien die Sklero- sowie Sphäroproteine genannt, die sich in Bau bzw. Löslichkeit unterscheiden.
2. Der chemische Aufbau der Proteine
Dieser ist im Prinzip relativ einfach: Er besteht in der Kondensation zahlreicher Aminosäuren nach dem Peptidprinzip.
a. Bau sowie Struktur der Peptide:
Die COOH-Gruppe einer Aminosäure kann sich mit der NH2-Gruppe einer anderen Aminosäure unter
Wasseraustritt binden, dabei entsteht ein Dipeptid (siehe Bild).Bei der Anlagerung einer weiteren Aminosäure bildet sich ein Tripeptid usw. Setzt sich dieser Vorgang fort, so entstehen lange Ketten von peptidisch verknüpften Aminosäuren; man nennt diese Polypeptide.
Die Peptidbindung ist infolge einer Elektronendelokalisierung eine Eineinhalbfach-Bindung und deshalb eben gebaut (C-und N-Atom sind nicht gegeneinander drehbar).
Bei den Resten R1 und R2 hingegen besteht diese Drehbarkeit um die Bindungsachse schon.
b. Art und Lokalisierung vorhandener Bindungstypen
Wasserstoff-Brückenbindungen:
Diese sind wohl die wichtigsten Neben-valenzkräfte, die die Konformation der
Proteinmoleküle zusammenhalten. Zwischen einer >C=O-Gruppe und dem Proton
einer NH- oder OH-Gruppe kommt es zu einer Wechselwirkung, wenn diese Gruppen
sich auf einen Abstand von etwa 2.8 A nähern. (Mit A bezeichnet man die
Angström-Einheit, ein atomphysikalisches Längenmaß: 1A= 0.1 nm)
Disulfidbindungen:
Sie sind die wichtigsten Hauptvalenzbindungen zwischen den Seitenketten der
Aminosäuren. Sie bildet sich zwischen zwei Cystein-SH-Gruppen durch
Dehydrierung aus. Ferner liegen neben den oben aufgeführten Bindungsarten auch
noch Ionenbeziehungen sowie Hydrophobe Bindungen vor.
II. Prinzipien der Kettenformation
Proteinmoleküle haben eine bestimmte räumliche Gestalt; man sagt, die
Kette ist in bestimmter Weise 'gefaltet'. Es ist wahrscheinlich, daß
die Art dieser Faltung bereits durch die Aminosäuresequenz festgelegt ist. Sie
ist eine Konsequenz bindender Kräfte zwischen verschiedenen Abschnitten der
Peptidkette.
Die Reihenfolge der Amino-säuren in einer Polypeptid-kette heißt Primärstruktur
oder Aminosäurensequenz. Die Aminosäure besitzt ein Ende mit freier Aminogruppe
und ein Ende mit freier Carboxylgruppe, das Polypeptid hat somit eine Richtung.
Unter den Bedingungen der Zelle bestimmt die Primärstruktur die nachfolgend
beschriebene räumliche Struktur.
Wenn man aber nun die räumliche Gesamtstruktur von Peptidbindungen zueinander
betrachtet, können nur wenige Stellungen der Peptidbindungsebenen zueinander
eine stabile Struktur ergeben. So verbinden sich die Polypeptide in
verschiedenen Ebenen zu schraubig angeordneten a-Helixstrukturen. Diese sind durch
Wasserstoff-Brückenbindungen stabilisiert. Auf dem gleichen Prinzip sind auch
Polypeptide als Faltblatt-struktur aufgebaut. Solche Strukturen bezeichnet man
als
Sekundärstruktur der Polypeptidekette.
Durch weitere chemische Wechselwirkungen erhält die Poly peptidkette eine
spezifische Raumgestalt - die Tertiärstruktur des Proteins.
Die letzte mögliche Struktur ist die Quartärstruktur, die durch Wechselwirkung
zwischen mehreren Polypeptid-ketten eines Proteinmoleküls zustandekommt.
III. Die Sequenz der Aminosäuren
1. Ermittlung der Aminosäuresequenz:
Zunächst muß das Protein in eine Anzahl kleinerer Bruchstücke zerlegt werden. Dies kann zum Beispiel durch eine sorgfältig eingeleitete Spaltung mit Trypsin oder durch eine spezifische chemische Spaltung bei Methioninresten mittels Bromcyan passieren. Durch eine noch fällige 'überlappende Spaltung' werden nun schließlich die entstandenen kleinen Bruchstücke auf ihre Zusammengehörigkeit überprüft. Somit erfährt man die Reihenfolge der Basen.
2. Die Hämoglobin-Sequenz als Beispiel:
Das normale Hämoglobin des Menschen ist aus vier Peptidketten und vier Hämgruppen aufgebaut, von denen je zwei einander gleich sind; sie werden a- und b-Kette genannt. Die a-Kette besteht aus 141 Aminosäuren und enthält verhältnismäßig mehr saure Gruppen als die b-Kette (146 Reste); die beiden ketten sind durch Ionenbeziehungen und Wasserstoffbrücken aneinander gebunden.
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