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Alzheimer

Alzheimer


Wissenswertes : Plaques + Tangles

Der geistige Verfall ist bei alten Menschen am stärksten verbreitet (Demenz). Man schätzt, dass international zwi­schen 4 und 8% der über 65 jährigen, rund 20% der über 80 jährigen und 30% der über 90 jährigen an einer Demenz erkrankt sind. Bei 50 bis 70 % dieser Kranken wird die Alzheimersche Krankheit diagnostiziert. Die Krank­heit beginnt mit kaum erwähnenswerter Ver­gesslichkeit und endet mit dem vollkommenen geistigen und körperlichen Verfall. Die Versor­gung der im fortgeschrittenen Stadium oft kaum ansprechbaren Kranken bedeutet für Angehöri­ge und Pflegepersonal eine große psychische Belastung und zugleich hohe Kosten.

Benannt wurde die Krankheit nach dem Arzt Alois Alzheimer, der zwischen 1901 und 1906 in der städtischen «Irren-Anstalt» von Frankfurt a. M. eine 51 jährige Frau betreute und ihr Gehirn nach ihrem Tode sezierte. Seine Originalunter­lagen wurden im Dezember 1995 von Frankfur­ter Neurologen wiederentdeckt. Dabei stellte sich heraus, dass die Patientin nach der heute geltenden Definition gar nicht an der Alzheimer­schen Krankheit gelitten hatte. Alzheimer hatte vielmehr Gefäßveränderungen (arterioskleroti­sche Verschlüsse) im Gehirn dokumentiert, die nach heutigem Verständnis eine andere Form der Demenz charakterisieren.



Bis in die 70er Jahre hinein galt die «Alzheimer­sche Krankheit» als eine Form des geistigen Verfalls, an der Menschen noch vor dem Grei­senalter erkranken. Heute wird eine «Alzheimer» unabhängig vom Erkrankungsal­ter dann diagnostiziert, wenn im Hirngewebe - überwiegend in der Hirnrinde und in der tiefergelegenen grauen Substanz - charakteristische «Plaques» und neurofibrilläre Abbau-Erschei­nungen (Tangles) festgestellt werden.

Solche Gewebsveränderungen waren bereits Ende des letzten Jahrhunderts beschrieben worden, konnten damals aber keinem spezifi­schen Krankheitsbild zugeordnet werden. Bei den «Plaques» handelt es sich um extrazelluläre Strukturen mit einem Durchmesser zwischen 5 und 200 µm. Hauptbestandteil der Plaques ist ein Amyloid-Protein (ß/A4-Protein). Die­ses Protein wird auch von gesunden Menschen gebildet und gehört zum normalen Alterspro­zess. Bei Alzheimer-Patienten kommt es gehäuft vor. Die pathologische Wirkung des ß/A4-Proteins beruht auf einer intrazel­lulären Verschiebung des Kalziumgleichgewichts. Eine solche Störung der Homöostase er­folgt aber nur dann, wenn das Peptid zu Amyloid-Fibrillen aggregiert ist. Diese fibrillä­re Aggregation wird durch Sauerstoffradikale sowie durch hohe Konzentrationen bestimmter Metalle begünstigt. Auch ein genetisch bedingt verändertes Apolipoprotein (ApoE4) fördert ver­mutlich die Plaque-Bildung.

Neben den extrazellulären «Plaques» findet man im Hirngewebe von Alzheimer-Patienten intrazelluläre Ablagerung von Filamenten, den sogenannten «Tangles» (Durchmesser: 10 bis 20 nm). Sie bestehen vor allem aus «Tau-Pro­tein», das normalerweise in den Nervenzellen mit Mikrotubuli assoziiert ist und sie stabilisiert. Vermutlich ebenfalls unter dem Einfluss des ver­änderten ApoE4 werden abnormal viele Phos­phatgruppen an das Tau-Protein angelagert (Überphosphorylierung) und damit dessen Bin­dung an die Mikrotubuli gestört. Dadurch wird die Skelettstruktur der Nervenzelle destabi­lisiert und die Erregungsleitung beeinträchtigt. Wahrscheinlich sind die fibrillären Ablagerungen ein Grund für den allmählichen Schwund an Ge­hirnmasse bei Alzheimer-Patienten.

Zunächst nimmt die Anzahl der Dendriten und Synapsen ab, über die Nervenzellen miteinan­der in Verbindung stehen; viele Gehirnzellen sterben ganz ab. Betroffen sind vor allem soge­nannte Projektionsneurone, die durch ihre Axone verschiedene Regionen innerhalb der Hirnrinde oder Hirnrinde und tiefer gelegene Kerngebiete miteinander verbinden. Aufgrund der Plastizität des Gehirns kann der Ausfall eini­ger Neuronen anfangs noch kompensiert wer­den. Erst beim Unterschreiten eines kritischen Schwellenwerts kommt es zu funktionellen Be­einträchtigungen.

Die Alzheimersche Krankheit befällt meist nicht das gesamte Gehirn. Pathologische Verände­rungen zeigen sich vor allem in den Bereichen der Großhirnrinde, in denen sensorische Emp­findungen - Sehen, Hören, Fühlen - verarbeitet werden. Auch Sprach- und Rechenfähigkeiten werden beeinträchtigt. Zudem sind Teile des limbischen Systems betroffen - darunter der Hippocampus, der entscheidend an Gedächt­nisvorgängen beteiligt ist.

Die verringerte neuronale Aktivität in Cortex und Hippocampus ist mit einer reduzierten Acetyl­cholin-Konzentration verbunden; vor allem be­steht ein Mangel am Enzym Cholinacetylase, das für die Synthese des Acetylcholins erforder­lich ist. Die bei Alzheimer-Patienten auffällige Störung der Merkfähigkeit scheint auf dem Rückgang der cholinergen Aktivität in Hirnrinde und Hippocampus zu beruhen.

Bei über 90% aller Alzheimer-Patienten gibt es keinen weiteren Fall in der Familie. Andererseits erhöht sich das Risiko, an Alzheimer zu erkran­ken, um das Dreifache, wenn bereits ein Ver­wandter ersten Grades daran erkrankt ist. Dies weist auf mögliche genetische Abhängigkeiten hin.

Man bringt Veränderungen an den Chromosomen 1,14,19 und 21 mit Alzheimer in Verbindung. Bei etwa 5% aller familiär auftretenden Alzheimer­-Fälle ist das auf Chromosom 21 lokalisierte Gen des Amyloid-Precursor-Proteins (APP) mutiert.

Dieses Protein beeinflusst offenbar die Ausbil­dung des pathologischen ß/A4-Proteins und damit die Plaque-Ablagerungen. Auf Chromo­som 19 befindet sich das Gen für eine Variante des Proteins ApoE4, das bei Alzheimer-­Patienten gehäuft auftritt und letztlich zu intra­zellulären Ablagerung der «Tangles» führt.


Krankheitsverlauf


Der Krankheitsverlauf erstreckt sich in der Regel über 3 bis 10 Jahre. Dass sie sich nicht mehr «normal» verhalten, erkennen die Kranken selbst nicht. Sie werden in der Regel von besorgten Verwandten und Freunden zum Arzt gebracht. Bei fortgeschrittener Krankheit sind die Patienten selbst nicht mehr zu den einfachsten täglichen Verrichtungen in der Lage. Hilft man ihnen nicht auf, bleiben sie im Bett. Ohne Hilfe könne sie sich nicht mehr ankleiden, essen und auf die Toilette gehen. Sie werden Bettnässer. Auf die Straße wagen sie sich alleine überhaupt nicht mehr. Sie wissen nicht mehr, wann es Tag oder Nacht ist. Im Endstadium sind die Pa­tienten an das Bett gefesselt und liegen stumm und steif da, bis sie durch eine Lungenentzün­dung oder an Geschwüren sterben.

Ursache für diese Krankheit sind Veränderun­gen im Gehirn des Kranken: In bestimmten Be­reichen des Gehirns sterben immer mehr Ner­venzellen ab. Außerdem kommt es zu Ablagerungen zweier Eiweißstoffe im Gehirn. Das eine entfaltet seine schädliche Wirkung dadurch, dass es sich in fasrigen Knäuls - so­genannten Plaques - an den Zellen ablagert. Das zweite Protein, das Tau-Protein, sorgt bei gesunden Menschen für die Stabilität der Ner­venzellen. Durch eine Mutation kann es diese Aufgabe nicht mehr erfüllen, und die neuronale Erregungsleitung bricht zusam­men.  Das Tau-Protein lagert sich im Zellkörper ab, bis die Nervenzelle schließlich abstirbt.


Symptome:


Gedächtnisstörungen

Die Kranken sind außerstande, Gegenstände, die sie selbst weg geräumt haben, wiederzufinden, und können sich an Einzelheiten aus Gesprächen und Ereignissen der jüngsten Vergangenheit nicht erinnern. In Tests können sie die Inhalte einer Geschichte nicht wiedergeben, sind aber mitunter imstande, aus einer Reihe von Wahlmöglichkeiten die richtige Auswahl zu treffen.


Vermindertes Sprachvermöqen

Die schriftlichen und verbalen Außerungen werden unpräzise und enthalten vermehrt Füllwörter und Umschreibungen. Das Namensgedächtnis ist stark gestört. Dabei können zunächst nur Personen, später auch Gegenstände nicht benannt werden. Später sprechen die Kranken kaum noch spontan. Wenn sie auf eine Frage antworten. reden sie sehr langsam.


Desorientierung

Die Kranken verlieren beim Gehen und Autofahren die Orientierung. insbesondere in nicht vertrauter Umgebung.


Motorische Störungen

Die Kranken können nicht mehr die Tür aufschließen, das Auto anlas­sen, sich ankleiden oder Klavier spielen. Mimik, Gestik und anderes Verhalten erscheinen zunächst noch normal. Später verlangsamt sich der Gang. Die Kranken gehen mit kleinen, schlürfenden Schrillen und halten sich immer wieder an Gegenständen fest.


Interessenverlust

Mit den Jahren werden die Kranken zunehmend teilnahmslos und zei­gen immer weniger Interesse an ihrer Umwelt. Auch Lesen, Fernse­hen und Gesellschaft interessieren sie nicht mehr. Oft sitzen sie stun­denlang lustlos herum. Körperpflege und Kleidung werden vernachlässigt. Selbst früher pedantisch ordentliche Menschen räu­men nicht mehr auf und lassen die Dinge unordentlich herumliegen.






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