Schleifen
Allgemeines
Schleifen ist ein spanendes Fertigungsverfahren mit geometrisch unbestimmten Schneiden, die aus einer Vielzahl gebundener Körner aus natürlichen oder synthetischen Schleifmitteln bestehen. Früher fand das Schleifen nur bei schwer zerspanbaren Werkstoffen und zur Erreichung hoher Maß-, Form- und Oberfflächengüte Anwendung. Heute hat es sich zu einem universell anwendbarem Verfahren entwickelt.
Anwendungsen von Schleifen: Rund- und Flachschleifen, Schärfen von Werkzeugen, Entgraten, Trennschneiden.
Schleifen ist ähnlich dem Fräsen (ein, meist scheibenförmiger, Schleifkörper trägt durch 'Stirnen' oder 'Walzen' Werkstoffteilchen ab), der Unterschied liegt in der hohen Zahl unregelmäßig angeordneter Schneiden.
Weitere Kennzeichen: Hohe Schnittgeschwindigkeiten
viele, kleine Späne minimale Spanräume am Werkzeug
Das Nachschleifen des Werkzeuges wird durch das Abrichten der Schleifscheibe ersetzt. Stumpfe Körner brechen aus, und neue scharfe Schleifkörner kommen zum Einsatz.
Übersicht der Schleifverfahren
Weitere Einteilungsmöglichkeiten:
- Nach dem Schleifverfahren: Umfangschleifen, Stirnschleifen
- Nach der Vorschubbewegung: Längsschleifen, Einstech- oder Querschleifen
- Nach der Werkstückaufnahme: Im Futter, zwischen Spitzen, spitzenlos.
10.2.1. Schleifen von ebenen Flächen (=Planschleifen, Flachschleifen)
Für das Planschleifen von Rechteckprofilen unterscheidet man das Pendelschleifen und das Tiefschleifen.
Pendelschleifen: Kleine Zustellung, große Werkstück-Vorschubgeschwindigkeit kurze, dicke Späne; großer Verschleiß der Scheibe
Tiefschleifen: Große Zustellung, kleine Werkstück-Vorschubgeschwindigkeit lange, dünne Späne; hohe thermische Belastung der Werkstückoberfläche.
Anwendung als Gleichlauf- oder Gegenlaufschleifen.
10.2.2. Schleifen von runden Flächen (= Rundschleifen)
Norton-Verfahren: Das Werkstück bewegt sich längs der Schleifscheibe. Anwendung für kurze bis mittellange Werkstücke.
Landis-Verfahren: Der Schleifspindelstock mit der Schleifscheibe bewegt sich längs des ortsfesten Werkstücks. Anwendung für lange Werkstücke.
10.2.3. Gewindeschleifen
Mit einzelner Profilscheibe: Schleifen mit Kamm:
(geringe Produktivität) (höhere Produktivität)
Schleifwerkzeuge, Schleifscheibe
10.3.1. Der Schleifprozeß
Charakteristisch für den Schleifprozeß sind die folgenden Größen:
- die große Härte und Sprödigkeit der Schleifkörner
( bei der Herstellung der Schleifkörner wird das Material zerkleinert, und bildet eine unregelmäßige Form mit vielen Ecken und Kanten)
- wegen der großen Anzahl von Schneiden, und durch den kontinuierlichen Abrieb der Körner ist eine Erfassung der Geometrie der Schneiden nur durch statistische Methoden möglich
- sehr geringe Spanungsquerschnitte (Spanungsdicke)
- gleichzeitiger Eingriff mehrerer Schneiden
- hohe Schnittgeschwindigkeiten
- deutlich negativer Spanwinkel der Schneiden (Drücken der Schneiden)
Einteilung des Schneid-Schleif-Prozesses
Verformung des Werkstoffes
Die Schneide dringt auf einer flachen Bahn in das Werkstück ein. Zuerst kommt es zu elastischer Verformung (besonders am Schleifkorn), danach kommt es zum plastischen Fließen des Werkstoffs. Auf Grund des kleinen Winkels zwischen Schneide und Werkstückoberfläche kann am Anfang kein Span gebildet werden.
Werkstofffluß
Der Werkstoff wird zur Seite geschoben ein Aufwurf entsteht. Der Werkstoff fließt unter der Schneide zur Freifläche.
Abtrennung
Wenn die Schneide so tief eingedrungen ist, sodaß Spanungsdicke hcu = Schnitteinsatztiefe Tm ist, beginnt die Spanbildung und endet beim Austreten der Schneide aus dem Werkstoff.
Einflüsse auf den Schleifvorgang
Die Erhöhung der Schleifkörperumfangsgeschwindigkeit wirkt wie die Erhöhung der Schleifkörperhärte.
Die Erhöhung der Werkstückgeschwindigkeit wirkt wie die Senkung der Schleifkörperhärte.
Bei Erhöhung der Schleifkörperhärte nimmt die Zerspanleistung ab (Abstumpfung), die Erwärmung des Werkstücks zu.
Bei weicheren Schleifkörpern nimmt die Zerspanleistung zu (Schleifkorn bricht früher aus), der Schleifkörperverschleiß nimmt zu.
Schleifspäne und Verbrennungsprodukte des Werkstoffs verstopfen die Schleifporen; die Scheibe verliert an Griffigkeit.
Durch das Überschreiten der Verbrennungstemperatur des Stahles beim Schleifen, werden die Schleifkörner verändert Druck- und Temperaturbeständigkeit der Schleifkörner sinken stark.
Beim Eingriff des Schleifkornes entstehen sehr hohe Momentantemperaturen (bei Stahl z.B. 1400-1700 °C). Die Schleifspäne werden z.T. auf Temperaturen erhitzt, die über dem Schmelzpunkt des Stahles liegen Fe, C und Legierungselemente verbrennen Schleiffunken.
Beim Schleifen entstehen sehr hohe Erwärmungsgeschwindigkeiten bis zu 105 K/s.
Bei zu geringer Wärmeabfuhr erhitzt sich die Werkstückoberfläche stark 'Brennen der Scheibe'.
Verschleiß der Schleifscheibe
Das Werkzeug wird durch hohe Temperaturen und Drücke beansprucht. Im mikroskopischen Bereich tritt Verschleiß an Korn und Bindung auf.
a) Kornabrieb infolge von Oxidations- und Diffusionsvorgängen
b) Ermüdungsrisse und Absplittern einzelner Kornpartikel durch mechanische und thermische Belastung
c) Bindungsverschleiß; auf Grund des Abriebs an der Kornschneide wird die Reibfläche erhöht, und die Schnittkraft steigt örtlich an ganze Körner können aus dem Verbund ausbrechen.
Je nach Qualität von Bindung und Korn können die Verschleißerscheinungen verschieden auftreten.
10.3.2. Aufbau der Schleifwerkzeuge
Schleifwerkzeuge bestehen aus einem körnigem Schleifmittel und aus einem Bindemittel, das die Körner zusammenhält.
Das Schleifverhalten der Werkzeuge wird beeinflußt von:
- Form des Schleifwerkzeuges
- Schleifmittel (Korn)
- Korngröße
- Härtegrad des Schleifkorns
- Gefüge
- Bindung
Ein Typenschild einer Schleifscheibe zeigt /10.18/.
Schleifwerkzeuge (Schleifscheiben) gibt es in vielfältigen Formen, auf Grund der breitgefächerten Anwendungsgebiete.
10.3.3. Kornwerkstoffe (Schleifmittel)
Am häufigsten wird das Schleifmittel zu Schleifkörpern gebunden verwendet (Schleifscheiben, Schleifsteine). An der Oberfläche ragen Schleifkörner hervor, die die Späne abtrennen.
Die Schleifmittel sind wesentlich härter, und haben eine höhere chemische und thermische Beständigkeit, als der zu zerspanende Werkstoff. Sie unterscheiden sich in ihrer Härte, Farbe, Körnung und ihren Anwendungsgebieten.
Natürliche Schleifmittel
(Korund = Al2O3)
Naturkorund, Schmirgel, Quarz, Sand (bestehen zu 80-90 % aus Al2O3; auf Grund zu weniger scharfer Schneidkanten nur noch geringer Einsatz)
Diamantkorn (hohe Härte; Verwendung als Abrichtwerkzeug)
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