Die brennenden Ölquellen von Kuwait
von Ansgar Wollnik
Das Ende des Golfkrieges
Der Golfkrieg hinterließ große Zerstörungen in Kuwait. Es herrschte ein
Bild der Verwüstung nicht nur in Kuwait City, sondern im ganzen Land Kuwait.
Um Kuwait einen Wiederaufbau so schwierig wie möglich zu machen, ließ Saddam
Hussein Ölteppiche vor der Küste Kuwaits legen und im größten Ölfeld der
Welt einen Großteil der Ölbohrlöcherdichtungen sprengen. Seit diesen
Sprengungen verbrannten täglich fünf Millionen Barrel Öl. Diese brennenden
Ölquellen wieder unter Kontrolle zu bekommen und zu löschen, das war das
Problem.
Das Löschen vom brennenden Ölquellen ein technisches Problem
Nach dem Krieg im Nahen Osten brannten in Kuwait um die sechshundert
Ölquellen. Diese waren entzündet worden, indem man entweder die Ventile
geöffnet und das ausströmende Gas angezündet hatte oder indem man die
Erruptionskreuze, auch Christmas Trees genannt, einfach gesprengt hatte.
Brennende Ölquellen unterscheiden sich mitunter gewaltig durch die
verschiedene Zusammensetzung des Gemisches, das unter hohem Druck aus der
Quelle geschossen kommt. Es gibt Unterschiede im Anteil an Wasser, Öl und
Gas, die die Flammenfarbe charakteristisch verändern können. Die sogenannten
Feuerwehrleute, die solche Bohrlöcher löschen wollen, untersuchen erst
einmal anhand der Flammenfarbe, welches der vielen Verfahren angewandt
werden muß, um die Flamme zu löschen. Doch nicht nur die Flammenfarbe muß
beachtet werden, sondern auch, in welche Richtung die Flamme austritt. Wenn
die Flamme seitlich austritt, ist wahrscheinlich das Erruptionskreuz nur
an einem Ventil offen, das Kreuz an sich ist aber intakt.
Löschen ist vielleicht der falsche Ausdruck, denn eine brennende Ölquelle
mit Wasser zu löschen, ist nicht möglich. Brennende Ölquellen entwickeln ca.
1200 øC Hitze. Die 20.000 Liter Wasser, die pro Minute auf das Feuer
geschleudert werden, dienen nur zur Kühlung des Gemisches, das pro Kubikmeter
aus 800 Litern Öl und 200 Litern Gas besteht, und damit die Arbeiter näher an
den Flammenherd heran können. Die 1200 øC, die um den Brandherd herrschen,
lassen den Wüstensand schmelzen und die Chrismas Trees glühen. Wenn in Texas
eine Ölquelle brennt, ist es leicht, an Wasser zu kommen, um die Quelle zu
kühlen. Doch in der Wüste von Kuwait stand man vor dem Problem, woher man das
Wasser nehmen sollte. Dieses Problem ließ sich auf zwei Wege lösen: Entweder
man bohrte Wasserlöcher mit einer Tiefe von 500 bis 800 Meter Tiefe, um an
das Grundwasser heranzukommen oder man transportierte Meerwasser durch
Pipelines in Wasserbecken bei den brennenden Ölquellen. Doch damit das Wasser
nicht im Wüstensand versikkern konnte, mußten die von Baggern ausgehobenen
Wasserbecken mit Planen ausgelegt werden. Eine teure Angelegenheit.
Es gibt drei verschiedene Methoden, eine brennende Ölquelle zu löschen, die
allesamt sehr kostenintensiv sind. Entweder man dreht sie ab wie einen
Wasserhahn, man pustet das Feuer aus oder man pikst die Quelle unterirdisch
an wie einen Druckschlauch. Nach einem dieser Schritte muß die Ölquelle wieder
gesichert und verschlossen werden, denn wenn das Feuer nicht mehr brennt, wird
noch das Gemisch in einer hohen Fontäne ausgestoßen. Diesen sogenannten
Blow out muß man unterbinden (killen).
Nun zur ersten Methode. Wenn das Erruptionskreuz erhalten geblieben ist, muß
man 2. Methode die Flamme kühlen und dann die Schieber wieder verschließen,
dann hat man auch keinen Blow out mehr.
Wenn man aber keinen intakten Chrismas Tree vorfindet, muß man durch eine
Sprengung das Feuer ersticken. Dabei wird für einen kurzen Zeitraum sämtlicher
Sauerstoff in der Umgebung der Flamme verbraucht und der Nachschub an Material
aus der Quelle abgeschnitten. Die Flamme erstickt.
Die 3. Methode, eine brennende Ölquelle zu löschen, wird angewandt, wenn die
Quelle überirdisch so zerstört ist, das man nur unterirdisch an die Quelle
heran kann. Dabei bohrt man die Quelle unterirdisch an und saugt das Öl und das
Gas ab, nachdem man mit einer Spezialflüssigkeit das Hauptbohrloch von der
Versorgung abgeschnitten hat. Durch diese sogenannte Rettungsbohrung wird der
Ausstoß von Öl und Gas unterbunden, die Flamme damit gelöscht.
Nach diesen Maßnahmen muß der Blow out, der weitere Ausstoß von nicht
brennendem Öl und Gas, gekillt werden. Dazu wird ein Blow out Preventer, eine
Art Rohr mit einem Ventil am oberen Ende, mit geöffnetem Ventil über das
Bohrloch gestülpt und an den Resten des Christmas Trees verankert. Danach wird
das Ventil des Blow out Preventers langsam geschlossen und damit auch die
Quelle. Dies funktioniert aber nur, wenn Teile des Erruptionskreuzes intakt
geblieben sind.
Schluß
Brennende Ölquellen schaden nicht nur im ökonomischen Sinn, indem die Firmen
hohe Verluste hinnehmen müssen, sondern sie schaden auch der Umwelt, was viel
schlimmer ist. Die brennenden Ölquellen in Kuwait konnten sogar noch aus dem
Weltall von einem Space Shuttle aus betrachtet werden. Daher ist es an der
Zeit, risikoreiche Energiequellen, wie das Erdöl, durch andere, am Besten
regenerative, Energiequellen zu ersetzen, um sicher und umweltbewußt leben zu
können.
Quellenangabe: Aus: P.M, Peter Moosleitners interessantes Magazin, Ausgabe
6/1991, Gruner und Jahr, München, Seite 8 bis 14
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