Das Jando,
wortwörtlich 'sauberkratzen' oder auch Tahaara, was soviel wie Reinheit bedeutet.
Die Beschneidung ist immer ein furchtbares Thema, vor allem für Frauen.
52-jährige Malierin angeklagt
Immer wieder erschüttern Berichte über dieses alte und grausame Ritual, vor allem in den östlichen Teilen Afrikas, die Medien.
Erst kürzlich wurde in Frankreich eine 52-jährige Frau aus Mali zu 8 Jahren Haft verurteilt. Sie hatte an rund 48 Mädchen die traditionelle Verstümmelung durchgeführt, was in Frankreich strengstens verboten ist. Auch angeklagt wurden die 26 Mütter und Väter der Verstümmelten Mädchen, die diese Bluttat an ihren Töchtern durchführen hatten lassen.
Beschneidung - Recht auf Asyl
Nicht nur psychische und physische Verletzungen sind 'Nebenwirkungen' einer Beschneidung, sondern auch die Ursache höherer Mütter- und Kindersterblichkeit, dauerhafter Entzündungen, Unfruchtbarkeit und einer Erhöhung des Aidsrisikos (ganz im Gegenteil zur männlichen Beschneidung, die weniger Ansteckungsgefahr durch Aids bewirkt, da der HIV-Virus sich nicht mehr in kleinen Verletzungen der Vorhaut einnisten kann.).
Obwohl es die Verpflichtung der Bundesrepublik ist, den Opfern von Gewaltakten Asyl zu gewähren, gilt die Beschneidung erst seit kurzem als Asylgrund.
Was ist die Beschneidung?
Es ist schwer zu sagen, seit wann das Ritual der Beschneidung junger Mädchen existiert.
Vermutlich liegen die Ursprünge schon Tausende Jahre zurück.
Es gibt Gemälde, noch aus der VI. Dynastie (2340 - 2180 v.Chr.), die die Beschneidung in Agypten zeigen. Dies sind die ältesten Hinweise.
Das Alter der Mädchen, bzw. Frauen, an denen die Beschneidung durchgeführt wird, ist von den verschiedenen Stammeskulturen abhängig.
Durchschnittlich vollzieht sich dieser Verstümmelungsakt jedoch in einem Alter zwischen 4 und 8 Jahren, aber auch die Beschneidung von Säuglingen und erwachsenen Frauen, ist nicht unüblich.
Man unterscheidet 3 Arten der Beschneidung:
die 'sanfteste' Variante wird Sunna genannt. Bei dieser Variante wird die Klitorisvorhaut eingestochen, eingeritzt oder entfernt. Manchmal wird auch die Klitoris teilweise oder gar ganz amputiert, was man mit dem Entfernen der männlichen Eichel verglichen werden könnte.
Die Variante, bei der die Klitoris komplett abgenommen und mehr oder weniger große Teile der inneren Schamlippen entfernt werden, nennt man Excesion.
Die dritte und zugleich häufigst verwendete Variante ist die Schmerzhafteste - die Infibulation oder auch pharaonische Variante. Hierbei werden die äußeren Geschlechtsorgane (also Klitoris, Klitorisvorhaut, äußere und innere Schamlippen) komplett entfernt und die dadurch entstandenen Öffnungen zugenäht.
Aus dem Ritual der Verstümmelung wird häufig ein großes Fest gemacht, zu dem die ganze Familie geladen ist. Bei der, von der stammesältesten Frau durchgeführten, Beschneidung, dürfen allerdings nur die Frauen teilnehmen.
Die Beschneidung erfolgt ohne Narkose, bei vollem Bewußtsein und wird meist durch ein Rasiermesser, ein Küchenmesser, eine Schere, einen Glasscherben oder aber auch durch den Deckel einer Konservendose durchgeführt.
Durch diese unhygenischen Hilfsmittel kommt es nicht häufig zu gefährlichen Entzündungen und/oder zum Tod.
'Wer seine Tochter verheiraten
will, muß sie verstümmeln.'
Viele werden sich jetzt wahrscheinlich fragen, warum man diesen durchaus qualvollen und gefährlichen Ritus noch heute praktiziert.
Der Hauptgrund ist wahrscheinlich die Überzeugung, daß der Sexualtrieb durch die Beschneidung gedämmt wird, was somit die Gefahr der Untreue ausschließt und die Jungfräulichkeit vor der Ehe sichert. Es ist die Kontrolle des Mannes über die Frau, die ihm gehört, und die er sich durch die Zerstörung des Lustorgans gefügig machen will.
Auch wird ein junges Mädchen erst nach der Beschneidung in die Gesellschaft der Frau aufgenommen und wird somit heiratsfähig. Da eine ledige Frau wertlos ist, werden die Mädchen schon in jungen Jahren 'versprochen', was die Beschneidung erzwingt, da nur eine beschnittene Frau begehrenswert ist. Eine Frau, die ihre Schamlippen noch hat, gilt als Hure.
Bei der Beschneidung der Frau geht es auch um Schönheitsideale, um Reinlichkeit und Sittlichkeit.
Die verschiedenen Bezeichnungen der Beschneidung sind alle auf das Wort 'Reinheit' zurückzuführen (siehe Artikelüberschrift - Anm.d.Vf.).
Dem Glauben nach, werden bei der Beschneidung alle jene Teile entfernt, die an die männlichen Geschlechtsorgane erinnern, und somit wird man erst zu einer 'richtigen' Frau.
Das erstaunliche ist, daß die Beschneidung keinerlei religiöser Aspekte hat, da weder die Bibel noch der Koran die Beschneidung der Frau verlangen.
Die Existenz dieses Brauches, wird durch soziale Gegebenheiten und gesellschaftliche Regeln des Zusammenlebens gerechtfertigt, und die Frau somit in die Rolle des Sexualobjekts für den Mann gedrängt, dessen einzigen Aufgaben die Heirat und das Gebären der Kinder ist.
Frauen setzen sich zur Wehr
Durch Aufklärungsarbeiten von einheimischen Frauen, für einheimische Frauen soll das Ritual bekämpft werden.
Frauen, die sich in Gruppen zusammen geschlossen haben, haben es sich zur Aufgabe gemacht, die nächste Generation vor sämtlichen Qualen zu beschützen, indem sie den Dorfsprecher von der Wichtigkeit der Aufklärung überzeugen.
Erst wenn der Dorfsprecher mit der Aufklärung einverstanden ist und den Dorfbewohnerinnen mitteilt, daß es wichtig ist, sind diese gewillt den Aufklärerinnen zuzuhören.
In erster Linie besteht der Aufklärungsunterricht aus Anatomie, wie eine 'normale Frau' 'unten herum' auszusehen hat.
Da die meisten Beschnittenen diesen Anblick gar nicht kennen, realisieren sie erst in diesem Augenblick, was eigentlich damals, bei dem Ritual mit ihnen passiert ist. Oft hilft die Aufklärung allein nicht, die Frauen dazu zu bewegen, ihren Glauben und ihre Tradition zu kritisieren und daher bestehen oftmals auch aufgeklärte Frauen darauf, daß das Ritual an ihren Töchtern durchgeführt wird.
Hierin liegt auch die Ironie des Themas, denn das Ritual, daß eigentlich dazu dient die Frau zu kontrollieren, wird von Frauen durchgeführt und auch sie sind es, die seine Existenz aufrechterhalten.
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