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Diabetes mellitus

Was ist Diabetes mellitus?



Diabetes mellitus ist der Fachbegriff für die Zuckerkrankheit, die am häufigsten auftretende Stoffwechselstörung in Deutschland. Man unterscheidet dabei zwischen dem Typ 1 und Typ 2 Diabetes. Mehr als 5 Millionen Menschen in der Bundesrepublik, haupt-sächlich ältere Frauen und Männer, sind an Diabetes erkrankt. Davon sind 90% Typ 2 Diabetiker. Man geht allerdings von einer Dunkelziffer aus, die 40 bis 50% betragen soll.




Was heißt Zuckerkrankheit?

Zucker gehört zu den Kohlenhydraten und ist ein wichtiger Energielieferant. Kohlenhydrate, die man meist in Form von Stärke (also in Reis, Getreide, Kartoffeln usw.), Rohrzucker und durch das im Fleisch enthaltene Glykogen zu sich nimmt, werden zu Traubenzucker (Glukose) abgebaut. Also steigt durch die Zufuhr von Kohlenhydraten der Glukosespiegel im Blut an. Der Blutzucker erhöht sich meistens durch viele äußere aber auch körpereigene Faktoren. Nur wenn Insulin, (ein wichtiges, körpereigenes Hormon, dass in der Bauch-speicheldrüse gebildet wird) vorhanden ist, kann die Glukose aus dem Blut in die Muskel- und Fettzellen gelangen. Insulin ist das einzige Hormon des Körpers, dass die Senkung des Blutzuckerspiegels bewirkt. Ist die Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage Insulin zu produzieren, oder das Hormon erzielt keine Wirkung bei der Zelle, kann die Glukose nicht mehr in die Zellen gelangen. Folglich leiden die Zellen unter Glukosemangel und der Zuckerspiegel im Blut steigt an. Die Ursachen des am häufigsten auftretenden Diabetes Typ 2 liegen in erblicher Veranlagung, Bewegungsmangel und Übergewicht, welche zu erhöhter Insulinfreisetzung führen, woraufhin die Zellen unempfindlicher gegenüber Insulin werden. Überschüssiger Zucker wird im Harn ausgeschieden, wenn eine Blutzuckerkonzentration über 1,6 bis 1,8 g/l vorliegt.



Diabetes mellitus: Typ 1 und 2

Beim Typ 1 Diabetes kommt es bereits in der Kindheit oder Jugend, zu einer Zerstörung der ß-Zellen, der insulinbildenden Zellen der Bauchspeicheldrüse, meist solang bis kein Insulin mehr ausgeschüttet wird. Deshalb wird der Typ 1 Diabetes auch als jugendlicher oder juveniler Diabetes bezeichnet. Diese Zerstörung erfolgt fast immer durch das körpereigene Immunsystem, daher ist der Typ 1 Diabetes auch eine Autoimmunkrankheit. Eine Insulintherapie ist erforderlich, das heißt, Insulin muss zugeführt werden, welches dem genauen Insulinbedarf des Patienten entspricht. Beim Typ 1 Diabetes liegt ein absoluter Insulinmangel vor, im Gegensatz zum Typ 2 Diabetes, bei dem ein relativer Insulinmangel vorliegt. Ein langsam zunehmender Insulinmangel führt zu einer Verringerung der Insulin-wirkung in Kombination mit einer Störung der Insulinsekretion. Der Körper kann den Insulinbedarf nicht ausreichend oder zeitgerecht decken. Häufig ist der Insulinspiegel im Blut sogar erhöht, jedoch sind die wohlgenährten Zellen Insulinresistent geworden und die Anzahl der Insulinrezeptoren auf den Zielzellen hat sich verringert. So kann nur weniger Glukose aufgenommen werden, dessen Konzentration jedoch gestiegen ist. Dies führt zur gesteigerten Insulin-Freisetzung. Dieser Diabetestyp tritt meist im mittleren und höheren Erwachsenenalter auf und wird auch als Folge des "Wohlstandsyndroms" bezeichnet, da die meisten Typ 2 Diabetiker übergewichtig sind. Bei über der Hälfte der Erkrankten tritt die Krankheit im Alter von 65-70 Jahren auf.



Symptome des Diabetes mellitus

Charakteristische Symptome für beide Diabetestypen sind übermäßiger Durst, erhöhter Harndrang, Gewichtsabnahme, körperliche Abgeschlagenheit, Müdigkeit (durch gesteigerte Ketonkörperbildung kommt es beim Fettabbau zur Übersäuerung des Körpers, was sich dämpfend auf das Nervensystem auswirkt), Neigung zu Infektionen, Wadenkrämpfe, Sehstörungen, Übelkeit, Hautveränderungen (in Folge einer Dehydratation, also Aus-trocknung) und Juckreiz. Die Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus können verheerend sein, wie Augenschäden (Retinopathie) bis zur Erblindung, Nierenschäden (Nephropathie), Nierenversagen, Nervenschäden (Neuropathie) und Durchblutungs-störungen, die zu Amputationen führen können, bis hin zu Potenzstörungen bei Männern. Eine Schädigung der kleinen und großen Blutgefäßen kann die Durchblutung verringern und einen Schlaganfall oder andere Erkrankungen des Herzens hervorrufen.

Beim Typ 1 ist Gewichtsverlust typisch, da im Insulinmangel die Lipidsynthese (Fettaufbau) gestört ist. Der Körper kann das Fett nicht speichern und durch Dehydratation verliert der Körper zusätzlich an Gewicht. Die Gewichtszunahme ist für den Typ 2 typisch, da der erhöhte Insulinspiegel aufbauend wirkt und eine vermehrte Speicherung der Glucose in Form von Körperfett veranlasst und gleichzeitig der Fettabbau durch das Insulin gehemmt wird.


Hypoglykämie und Hyperglykämie

Hypoglykämie ist eine Unterzuckerung bei der der Blutzuckerspiegel unter 50 mg/dl absinkt und wichtige Organe nicht mehr mit Glukose versorgt werden können. Dieser Mangelzustand äußert sich in Hungergefühl, zittrige Hände, blasse Haut, verschwommene Sicht, schwankender Gang, Störungen in Sprache oder Verhalten und Schwitzen. Die Ursachen der Unterzuckerung liegen in Erbrechen, geringer Kohlenhydratzufuhr, hoher körperlicher Belastung, Alkohol, Medikamenten, gesunkenem Insulinbedarf und zu hoher Insulinverabreichung.

Hyperglykämie ist eine Überzuckerung, bei der die Nierenschwelle von 10mg/dl überschritten wird und Glukose ins Urin übertritt. Die Bildung von Ketonkörpern kann zur Übersäuerung des Blutes führen und somit eine gefährliche Situation auslösen, welche über die üblichen Symptome bis hin zum diabetischen Koma führen kann.

2. Ursachen von Diabetes mellitus



Ursachen Typ 1

Bei dem Typ-1 Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit. Das bedeutet, dass Abwehrzellen des Körpers, die normalerweise Krankheitserreger und entartete Zellen unschädlich machen, gesunde Zellen des Körpers angreifen. Dadurch werden gesunde Zellen geschädigt und sogar völlig vernichtet.

Im Fall des Typ-1 Diabetes sind von dieser Zerstörung dir B-Zellen der Bauchspeicheldrüse betroffen, die für die Produktion des Insulins verantwortlich sind. Nach einer Schädigung über einen langen Zeitraum nimmt die Insulinproduktion immer mehr ab bis schließlich überhaupt kein Insulin mehr hergestellt wird. Dadurch erhöht sich der Blutzuckerspiegel.

Damit es zu der Autoimmunkrankheit kommt, müssen mehrere Faktoren zusammenkommen:

  • Veranlagung: Der Typ-1 Diabetes ist keine Erbkrankheit. Lediglich die Veranlagung wird von den Eltern an die Kinder weitergegeben. Hiermit lässt sich jedoch nicht allein die Entstehung der Krankheit erklären, da nur wenige Menschen, die die Veranlagung, auch erkranken.
  • Virusinfektion: Der Coxsackie - Virus ist weltweit verbreitet und führt vor allem bei Kindern zu Atemwegserkrankungen. Ein bestimmter Eiweißbestandteil des Virus hat große Ahnlichkeit mit einem dem Enzym Glutaminsäuredecarboxylase (GAD), das in den B-Zellen der Bauchspeicheldrüse hergestellt wird. Bei einer Infektion mit Coxsackie - Viren bildet die Immunabwehr Antikörper gegen das Virus. Ist die Krankheit überstanden, kommt es nun zu einer Verwechslung. Die Antikörper greifen nun auch die körpereigene Substanz GAD an und zerstören so die B-Zellen.


Ursachen Typ 2

Beim Typ-2 Diabetes werden die Zellen resistent gegen das Insulin und sprechen daher nicht auf dieses an. Das hat zur Folge, dass die Glucose nicht mehr in die Zellen gelangen kann, da das Insulin die Zellen für die Glukose "aufschließen" soll. Die Glukose zirkuliert dann verstärkt mit dem Blut, weil das Insulin nicht wirksam arbeitet. Der Körper interpretiert das als Insulinmangel. Dadurch produziert die Bauchspeicheldrüse mit der Zeit immer mehr Insulin und es kommt zu einem Insulinüberschuss. Dieser Vorgang wird Hyperinsulinämie genannt. Für einige Zeit verhindert diese einen zu hohen Blutzuckerspiegel und damit eine gefährliche Stoffwechselentgleisung. Eines Tages sind durch die fortdauernde Überproduktion, die B-Zellen erschöpft. Dadurch kommt es zu dem erhöhten Blutzuckerspiegel.

Damit diese Art der Krankheit zum Ausbruch kommt, müssen allerdings auch erst verschiedene Faktoren zusammen treffen.

  • Vererbung: Die erbliche Veranlagung ist sehr viel höher zu bewerten, als beim Typ-1 Diabetes. Ist ein Elternteil am Typ-2 Diabetes erkrankt liegt die Wahrscheinlichkeit bei 40% das auch das erwachsene Kind an dieser Krankheit erkrankt. Sind beide Eltern betroffen, liegt die Wahrscheinlichkeit sogar bei 60%.
  • Hormonelle Ursachen: Das erst kürzlich entdeckte Hormon Resistin sorgt im Organismus dafür dass, die Körperzellen nicht mehr so empfindlich auf das Insulin reagieren. Gleichzeitig fördert es die Speicherung von Fett in den Fettzellen. Diese Entdeckung erklärt sowohl die Entstehung der Insulinresistenz als auch das bei Diabetikern häufig auftretende Übergewicht.
  • Fehlernährung
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel


Sonstige Diabetesformen


Schwangerschaftsdiabetes: Bei 2-5% aller Schwangeren kommt es zu einer behandlungsbedürftigen Erhöhung des Blutzuckers. In der Regel verschwindet der Diabetes nach Beendigung der Schwangerschaft. Allerdings entwickelt sich bei einem Teil der Frauen später unabhängig von der Schwangerschaft ein Diabetes. Mindestens 30% der Frauen, die einen Schwangerschaftsdiabetes durchgemacht haben, entwickeln nach 10 Jahren einen erneuten Diabetes.

Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse

Medikamente: Auch Medikamente können zum Auftreten eines Diabetes mellitus beitragen. An erster Stelle ist hier das Kortison und seine Abkömmlinge zu nennen. Diese Stoffe wirken wie die körpereigenen Hormone aus der Nebennierenrinde.

Weniger ausgeprägt, aber noch deutlich nachweisbar ist die nachteilige Wirkung mancher harntreibender bzw. blutdrucksenkenden Mittel (Thiazide und Betablocker) sowie der sog. Antibabypille (Antikonzentrazeptiva). Auch sie können zu einer vorzeitigen Diabeteserkrankung führen oder eine bestehende diabetische Stoffwechsellage verschlechtern.



3. Folgeschäden von Diabetes mellitus



Ist ein Mensch an Diabetes erkrankt, kann es auf Grund des gestörten Blutzuckerspiegels zu zahlreichen Folgeerkrankungen kommen, die das Leben der betroffenen Personen er­heblich beeinträchtigen können. Es gibt kaum ein Organ in unserem Körper, auf das sich diese heimtückische Krankheit nicht auswirkt.


Ateriosklerose

Bei der Ateriosklerose handelt es sich um die Verkalkung der Blutgefäße. Diese Verkal­kung tritt besonders häufig bei Patienten mit Typ 2-Diabetes auf. Sind die größeren Ge­fäße betroffen, wie etwa die Herzkranzgefäße, spricht man von makrovaskulären Kompli­kationen. Diese äußern sich vor allem durch ein starkes Enge-/Druckgefühl oder Brennen hinterm Brustbein und werden gefördert durch Zigarettenrauch, Übergewicht, hohen Blutdruck und erhöhte Blutfettwerte. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen.


Diabetische Neuropathie

Bei der diabetischen Neuropathie muss man zwischen zwei Formen unterscheiden: der peripheren Neuropathie (Erkrankungen des willkürlichen Nervensystems) und der auto­nomen Neuropathie (Erkrankung des vegetativen Nervensystems). Leidet ein Patient an der peripheren Neuropathie, äußert sich das bei ihm vor allem durch Schmerzen oder Missempfindungen in den unteren Gliedmaßen, häufig auch Wadenkrämpfe, Muskel­schwäche und Gangunsicherheit. Die Beschwerden treten häufig in der Nacht auf und können durch Gehen gemildert werden. Eine spezielle Form der peripheren Neuropathie ist der diabetische Fuß (s. nächste Seite).

Da bei der autonomen Neuropathie das vegetative Nervensystem betroffen ist, kann es bei dieser Form der Erkrankung zu Schäden oder Störungen an fast allen Organen kom­men. Einige Beispiele sind: Kontinuierlich erhöhter Herzschlag im Ruhezustand, Völle­gefühl schon nach kleinen Mahlzeiten und der Verlust des Blasenempfindens mit spätem Einsetzen des Harndrangs. Diese Form der Krankheit entwickelt sich nur sehr langsam und durch moderne Untersuchungsmethoden ist es heutzutage möglich, die Schäden an den Nerven bereits frühzeitig zu erkennen, sodass es nicht mehr zu einem Auftreten der Beschwerden kommen muss.






Diabetische Nephropathie

Die diabetische Nephropathie ist eine Erkrankung der Nieren. Die Aufgabe der Nieren ist es, das Blut von Giftstoffen (z.B. Medikamenten) zu reinigen, den Wassergehalt des Kör­pers zu regulieren, die Zusammensetzung der Blutsalze zu kontrollieren und Hormone für die Blutdruckregulation oder die Blutbildung zu produzieren. Bei der diabetischen Nephro­pathie ist der Aufbau der Basalmembran innerhalb des Nierenkörperchens, die als eine Art Filter dient und deren Aufgabe es ist, Wasser, Salz und Abfallprodukte vom Blut zu trennen, gestört. Sie lässt dann wichtige Eiweiße leichter durch, die mit dem Urin dann ausgeschieden werden. Weißt man also Eisweißstoffe im Urin nach, bedeutet dies, dass ein Patient bereits an der diabetischen Nephropathie leidet, die bis zu einer Funktion­unfähigkeit des Nierenkörperchens führen kann. Diese zeigt sich dann an Wasserein­lagerungen in den Beinen und an Atemnot.


Diabetischer Fuß

Wie vorhin schon einmal erwähnt, kann es bei dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerten zu einer Polyneuropathie kommen. Diese äußert sich u.a. durch ein gestörtes Schmerzem­pfinden, das bis zur Taubheit führen kann. Normalerweise beginnt diese in den Füßen. Verletzt sich nun ein Patient und bemerkt dieses, auf Grund fortgeschrittenen Alters, nachlassender Sehkraft und eingeschränkter körperlicher Beweglichkeit nicht, kann dies zu starken Infektionen führen, sodass im schlimmsten Falle ein Fuß amputiert werden muss.


Gastroenterologie

Wenn der Diabetesstoffwechsel nicht optimal ist und es zu Fehlfunktionen des Magen-Darm-Traktes kommt, spricht man von einer Gastroenterologie. Dazu gehören Motilitäts­störungen wie die Gastroparese*, Schluckbeschwerden und Erbrechen, Diarrhoe*, Obsti­pation*, Inkontinez*, Erkrankungen der Leber, wie die Leberverfettung und letztendlich Erkrankungen der Gallenblase, des Pankreas und des Darms. Treten dieses Beschwerden auf, sollte man einen Gastroenterologen aufsuchen und sich von diesem beraten lassen. Bisher gibt es allerdings nur die Möglichkeit, die Symptome zu behandeln. Für die Ur­sachen gibt es noch keine Therapiemöglichkeit.


Hypoglykämie

Alle Patienten, die eine Insulintherapie machen, können an einer Hypoglykämie, einer Unterzuckerung, erkranken. Grund dafür ist eine Störung der hormonellen Gegenregu­lation. Normalerweise wird das Gleichgewicht im Glucosehaushalt von den Hormonen Insulin und Glucagon gewährleistet: Ist der Blutzuckerspiegel zu hoch, schüttet die Bauchspeicheldrüse vermehrt Insulin ins Blut. Dadurch nehmen sowohl die Körperzellen, als auch die Leber die überschüssige Glucose auf. Der Blutzuckerspiegel sinkt und die Insulinsekretion lässt nach. Ist genau das Gegenteil der Fall, der Blutzuckerspiegel also zu niedrig (Hyperglykämie), reagiert die Bauchspeicheldrüse mit der Sekretion von Glu­cagon. Dieses wirkt auf die Leber, welche Glycogen abbaut und somit Glucagon ins Blut abgibt. Der Blutzuckerspiegel erreicht wieder den Sollwert (etwa 0,9 mg/ml) und die Glu­cagonsekretion lässt nach. Diese bei stoffwechselgesunden Menschen sehr uniform ab­laufende Gegenregulation bei Hypoglykämien ist bei vielen Diabetes-Patienten nur einge­schränkt möglich. Das injizierte Insulin (Typ 1) bleibt sehr lange im Blut wirksam und die Insulinabgabe kann nicht vom Körper eingestellt werden . Dies hat zur Folge das der Blutzuckerspiegel auf Dauer niedrig bleibt. Die Unterzuckerung äußert sich häufig durch Sehstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel und Sprachstörungen.


Hyperglykämie

Die Hyperglykämie ist das Gegenteil der Hypoglykämie, der Blutzuckerspiegel ist also erhöht. Bei dieser Überzuckerung handelt es sich um eine Komplikation des Typ 2-Diabetes. Der erhöhte Blutzuckerspiegel und der enorme Flüssigkeitsverlust können Nie­renversagen und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma auslösen. Auslöser der Krankheit sind meistens Infektionen und das Trinken zuckerhaltiger Getränke. Die wich­tigsten Maßnahmen der Behandlung sind Flüssigkeitszufuhr und Insulininjektion.


Retinopathie

Die diabetische Rentinopathie* ist eine der häufigsten Erblindungsursachen bei Menschen zwischen 20 und 65 Jahren. Wie schon zuvor gesagt kann Diabetes Schäden an verschie­denen Geweben und Organsystemen verursachen. Bei der Retinopathie sind davon die kleinsten Gefäße im Auge betroffen. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Typen: Die nicht-proliferative diabetische Retinopathie (NPDR) und die proliferative diabetische Reti­nopathie (PDR). Bei der ersten Form der Retinopathie steigert sich die Gefäßdurchlässig­keit und es treten vermehrt Gefäßverschlüsse auf. Charakteristisch sind für diese Form auch die Mikroaneurismen*, an denen es zu Blutungen kommen kann. Die zweite Form äußert sich durch Gefäßneubildungen in der Nähe der Papille* des Sehnervs. Diese füh­ren ebenfalls zu Blutungen und auch oft zur Ablösung der Netzhaut.

Die Entstehung der Retinopathie kann durch eine optimale Behandlung von Diabetes ver­hindert werden. Regelmäßige Besuche beim Augenarzt empfehlen sich ebenfalls, um eine eventuelle Erkrankung frühzeitig erkennen zu können.


Weitere Erkrankungen

Die falsche Ernährung kann auch bei Diabetikern zum Auftreten von Gicht oder zur Bil­dung von Gallensteinen führen.

Auf Grund der veränderten Stoffwechsellage der Diabetiker kann es häufig zu Durchblu­tungsstörungen kommen. Vor allem im Mundbereich können sich Bakterien leichter ver­mehren und Entzündungen schneller fortschreiten. Deshalb sollten Diabetiker sehr auf ihre Mundhygiene achten und regelmäßig den Zahnarzt besuchen.

Vor allem bei männlichen Diabetikern kann es auch zu Sexualstörungen (v.a. erektile Dysfunktion) kommen.

Bei einigen Diabetikern treten durch die veränderte und z.T. auch sehr stark einge­schränkte Lebensweise Depressionen auf. Zu den wichtigsten Anzeichen einer Depression zählen Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörungen und Schlafprobleme. Diese können meist durch eine Psychotherapie zu mindest gemindert werden.

4. Behandlung von Diabetes mellitus



Ziele der Behandlung:

Symptome wie Durst, Müdigkeit, Leistungsschwäche und Blutzucker zu vermeiden. Langfristige Ziele sind  die Erhaltung einer hohen Lebensqualität und Vermeidung von Folgeerkrankungen.



Typ 1 Diabetes

Die Behandlung des Typ 1 Diabetes besteht darin das fehlende Insulin zu ersetzten. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Die Injektion mit Hilfe einer Spritze oder eines Pens* oder die kontinuierliche Infusion mit einer Insulinpumpe.



Typ 2 Diabetes

Geregelte Lebensweise, Ernährungsumstellung, Reduktion des Körpergewichts, vermehrte körperliche Bewegung und Nikotin- und Alkoholverzicht stehen im Vordergrund der Behandlung des Typ 2 Diabetes. Durch viel Bewegung kann man sich vor Diabetes schützen, es wirkt aber auch gegen Diabetes. Die meisten Betroffenen leben lange ohne Medikamente oder Insulin, nur weil sie sich viel Bewegen und sich gesund ernähren.  Reicht dies irgendwann nicht mehr aus, werden Tabletten (orale Antidiabetika) angewandt. Meist wird Insulin erst nach 15- 20 Jahren Krankheitsverlauf verwendet, bis dahin kann der Blutzucker durch die zu Anfang genannten Behandlungsmöglichkeiten geregelt werden.

80-90% der Menschen mit Diabetes Typ 2 haben Übergewicht.



Orale Antidiabetika sind:


Acarbose

Acarbose wirkt im Darm und vermindert bzw. verlangsamt die Aufspaltung der Kohlenhydrate in Zucker und damit die Aufnahme ins Blut. Blutzuckerspritzen nach dem Essen werden damit vermieden.




Metformin

Metformin ist besonders gut für Typ 2 Diabetiker mit Übergewicht. Es steigert die Wirkung des körpereigenen Insulin. Außerdem wirkt Metformin im Darm, wo es die Zuckeraufnahme vermindert. Es verbessert den Stoffwechsel und ist sehr hilfreich beim Abbau von Übergewicht.


Gilbenclamid

Gilbenclamid wirkt auf die insulinproduzierenden Zellen  der Bauchspeicheldrüse und regt sie zur vermehrten Ausschüttung an.


Sulfonylharnstoffe

Sulfonylharnstoffe regen die noch funktionsfähigen Inselzellen der Bauchspeicheldrüse an, vermehrt Insulin auszuschütten.



Formen der Insulintherapie:


Konventionelle Insulintherapie (CT)

Zweimal täglich wird eine Mischung aus Normalinsulin und Verzögerungsinsulin gespritzt. Der Insulinspiegel im Blut ist dadurch recht hoch. Um Unterzuckerung zu vermeiden, werden mehrmals täglich Mahlzeiten mit festgelegten Kohlenhydratemengen eingenommen.



Vor- und Nachteile der Insulininjektion


Beherrschung der Blutzuckerentgleisung



kann Unterzucker(Hypoglykämie) und Unterzuckerschock (Koma) auslösen



bei normalem Blutzucker:

Risiko für Entstehung von Organschäden vermindert





Intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT)

ICT wird mit Normal- und Verzögerungsinsulin* durchgeführt. Um die richtige Dosis zu berechnen, muss der Diabetiker vor dem Essen seinen Blutzuckerwert messen und den Kohlenhydratgehalt der Mahlzeit abschätzen.

T Vorteil: mehr Flexibilität beim Essen



Insulinpumpentherapie (kontinuierliche subcutane* Insulin-Injektion)

Die Insulinpumpe ist ein kleines, batteriebetriebenes Gerät, das am Körper getragen wird und das über einen Katheter schnellwirkendes Insulin in das Unterfettgewebe abgibt.

Der erforderliche Bedarf an Insulin wird der Pumpe einprogrammiert und automatisch abgegeben. 15.000 Diabetiker in Deutschland tragen bereits diese Insulinpumpe.


Wer kommt für die Insulinpumpe in Frage? Jeder, der mit der konventionellen Insulin-therapie nicht zurecht kommt. Patienten, die nur in geringem Maße Blutzuckermessungen durchführen, sind ungeeignet für die Therapie, aber auch drogenabhängige und Patienten mit epileptischem Leiden.



Vor- und  Nachteile der Insulinpumpertherapie:


hohe Flexibilität



Fremdkörper


verbesserte Lebensqualität



stört beim Sport


bessere Stoffwechseleinstellung


bei Unterbrechung : Stoffwechselentgleisung



Transplantation

Die Verpflanzung einer Bauchspeicheldrüse ist heute ein anerkanntes Verfahren in der Therapie des Typ 1 Diabetes. Sie löst die beiden wesentlichen Probleme:

den Abfluss des sehr aggressiven Verdauungssaftes

die Immunsuppression*


Der Bauchspeichel aus dem Spenderorgan wird heute meist in den Darm geleitet und nicht in die Blase, so dass der Verdauungssaft bei der Verdauung mitwirken kann.

Die Immunsuppression muss ein ganzes Leben lang erfolgen, damit gewährleistet ist, dass das Spenderorgan nicht abgestoßen wird. Das bedeutet eine große Belastung für den Körper, denn es müssen ständig starke Tabletten eingenommen werden. Deshalb wird der Pankreas nur dann verpflanzt, wenn bereits ein Nierenschaden vorhanden ist, weil dann die Immunsuppression von vorne herein erfolgen muss.

Meist wird neben der Pankreastransplantation noch eine Nierentransplantation vorgenommen. Daraus ergibt sich, dass überwiegend die Patienten in Frage kommen, bei denen der Diabetes mellitus schon zu einer schweren Nierenschädigung geführt hat. In der Regel bestehen schon weitere schwere diabetische Spätschäden, wie z.B. die Verschlech-terung der Sehfunktion.

Patienten, bei denen nur die Pankreastransplantation vorgenommen wird, haben meist einen labilen, unbeherrschbaren Stoffwechselverlauf und wiederholte Hypoglykämien, so dass die Transplantation ihre letzte Hoffnung ist. Ansonsten wird nur die Doppel-transplantation durchgeführt. Doch es gibt weltweit zu wenig Spenderorgane, um alle  Diabetes erkrankte heilen zu können.
















5. Die Geschichte von Diabetes mellitus



"Der Diabetes ist eine rätselhafte Erkrankung."

Dies schrieb 100 n.Chr. der griechische Arzt Aretaios. Jedoch gab es schon in alten ägyptischen (ca.1550 v.Chr.), sowie in altindischen Texten (300 v.Chr. - 600 n.Chr.) Hinweise darauf, dass diabetische Erkrankungen vorhanden waren, die als einen Überfluss an Harn beschrieben wurden.


Aretaios war der Meinung, es handele sich dabei um eine Erkrankung des Magens, wobei wiederum ein anderer Arzt behauptete, die Nieren wären Ursache dessen.


Doch Paracelsus (*1493-1541) stellte als Theorien auf, dass die Zusammensetzung des Blutes bei den Erkrankten verändert war. Somit erkannte er als erster, dass Diabetes eine Stoffwechselerkrankung ist.


Thomas Willis (Mediziner und Naturphilosoph) beschrieb einen honigsüßen Geschmack des Urins. So entstand der Name Diabetes mellitus (=honigsüßer Durchfluss).

Das Schmecken des Urins diente somit im 17. Jh. dem Arzt zur Diagnose dieser Krankheit.


Richtung Ende des 18.Jh., Anfang 19.Jh. konnte der Zucker als Rückstand aus dem Urin gewonnen werden, sowie Zuckerkristalle isoliert werden.

Der Arzt Rollo entdeckte diesen Zucker nun auch im Blut des Erkrankten, bis 1838 Pelgiot und Bouchardt feststellten, dass es sich dabei um Glucose* handelt.


untersuchte der Arzt Paul Langerhans die Bauchspeicheldrüse und entdeckte dort 9 verschiedene inselartig verteilte Zellgruppen, die Langerhansischen Inseln, deren Funktion jedoch noch unbekannt blieb.


wurde zum ersten Mal durch experimentelle Entfernung der Bauchspeicheldrüse von Hunden Diabtes mellitus erzeugt. Sobald man Gewebe der Bauchspeicheldrüse wieder unter die Haut implantierte, lösten sich die Effekte der Krankheit auf. Dieses Experiment von Josef Mering und Oscar Minowski (dt. Internist) lenkte die wissenschaftliche Welt auf den richtigen Weg, da nun klar war, dass die Ursache in der Bauchspeicheldrüse, bzw. in dessen Gewebe lag.

Doch stellte sich unwillkürlich die Frage, was in dieser Drüse produziert wird, was die Heilung der Krankheit hervorruft, also den Zucker verwertet.



Diese Frage stellten sich 1921 auch Frederick Grant Banting und Charles Herbert Best von der Universität Toronto. Sie isolierten eine Substanz aus den Inselzellen und injizierten es den erkrankten Hunden, dessen Blutzuckerspiegel sich senkte.

Somit war die Heilung gegen diese Krankheit, die fast immer tödlich verlief, gefunden und der erste Mensch konnte 1922 mit dieser Substanz (Insulin) kurz vor seinem Tode erfolgreich behandelt werden.


Zwischen der Universität von Toronto und einer Firma namens "Lilly" gab es deshalb 1923 eine Vereinbarung zur professionellen Herstellung von Insulin. Im gleichen Jahr erhielten Banting und Best den Nobelpreis für die Entdeckung des Insulins.


Ebenfalls im Jahre 1923 gelang es Forschern der Firma Hoechst, größere Mengen Insulin aus Bauchspeicheldrüsen von Schweinen und Rindern herzustellen.

Nachteilig war, dass einige Menschen das tierische Insulin nicht vertrugen. Ebenfalls konnte das Hormon auch seine Wirksamkeit verlieren, da der Körper dieses Hormon als einen fremden Stoff ansah und Abwehrstoffe gegen ihn bildete.


gelang es Sanger und Thompson den chemischen Aufbau bzw. die Aminosäuresequenz* des Insulins zu analysieren.

Somit war es möglich, das Insulin synthetisch herzustellen.

wird erstmals der Insulinrezeptor* auf der Zelloberfläche lokalisiert und 1972 aus einer Rattenleberzelle isoliert.


konnte man das tierische Insulin so verändern, dass es von der Struktur her dem menschlichen Insulin glich, indem man die Aminosäuresequenz änderte. Das Problem der Verträglichkeit war gelöst.


Jedoch war dieser Weg zur Herstellung von Humaninsulin zu teuer geworden.

Deshalb wurde versucht, das Hormon gentechnisch zu produzieren.


hatte man den Durchbruch geschafft: Die Erbanlagen von Bakterien wurden so programmiert, dass sie Humaninsulin bildeten, obwohl dieser Stoff normalerweise in ihrem Stoffwechsel nicht vorkommt.


Die Untereinheitenstruktur des Insulinrezeptors* wird 1980 aufgeklärt. Weiterhin wurde die Insulinpumpe entwickelt.


Im Jahre 1983 wird das von den Bakterien produzierte Humaninsulin eingeführt.


kann man das menschliche Rezeptorgen* für Insulin auf dem 19. Chromosom identifizieren.


gab es die ersten Insulinpens*, die im Gegensatz zu den Spritzen leichter zu handhaben waren.


Im Jahre 1994 wird schließlich der Signalweg, der die Insulinproduktion stimuliert, entdeckt. Darauf aufbauend konnte 1996 die Firma "Lilly" ein sogenannte Insulin-Analogon auf den Markt bringen. Dieses Analogon ist dem Humaninsulin sehr ähnlich, jedoch in seiner Zusammensetzung und Wirkweise stark überlegen. Vor allem weil es eine sehr "natürliche" Wirkungsweise besitzt.

Seit 1999 gibt es sogenannte Mischinsuline von der Firma "Lilly", die den raschen Wirkeintritt des Insulin-Analogons mit der Langzeitwirkung anderer Insuline verbinden.


Die weltweit über 100 Millionen Diabetes Erkrankten können dank der Insulin-Therapie ein halbwegs normales Leben führen. Jedoch ist es für die meisten Menschen nicht sehr angenehm dauernd von einer Spritze abhängig zu sein. Deshalb sucht man nach einem als Tablette oral einnehmenden Antidiabetikum. Aber bisher waren alle Versuche, das Insulin in Kapseln oder Emulsionen zu verstecken damit die Magensäure es nicht aufspaltet, erfolglos.

Jedoch ist bei den meisten Diabetikern die Funktion der Bauchspeicheldrüse nicht völlig, sondern nur teilweise eingeschränkt. Diesen Patienten kann mit einem Medikament in Tablettenform, welches die Insulinproduktion erhöht oder die Aufnahme des Insulins im Körper verbessert, geholfen werden.

Viele Pharmahersteller versuchen außerdem ein Spray zu entwickeln, was die Spritze ersetzt.

Jedoch braucht der Patient seit ca. 50 Jahren nicht mehr regelmäßig zum Arzt. Durch Messgeräte kann er seinen Blutzuckerspiegel selbst kontrollieren. Weitere neue Messgeräte und Medikamente werden in Zukunft dem Patienten die Einstellung erleichtern.

Weitere Entdeckungen von blutzuckersenkenden Substanzen

Entdeckung der blutzuckersenkenden Wirkung der Biguanide*

Entwicklung von Protamininsuline (Verzögerungsinsuline)

Das erste Depotinsulin (Surfeninsulin) wird als klare Lösung entwickelt, so dass

kein Aufmischen mehr nötig ist.

Entdeckung der blutzuckersenkenden Wirkung von Sulfonylharnstoff*

6. Forschung und Suche nach neuen Behandlungsmethoden



Generelle Informationen

Die medizinische Forschung im Bereich der Diabetes melltius zielt auf zwei unterschiedliche Ziele ab:

Insuline herstellen, die gemischt werden können, um den Patienten einen flexibleren Einsatz des Medikamentes zu erlauben, und die eine bessere Wirkung übere einen gewissen Zeitraum lang erzielen, damit die Patienten keine strengen Essenszeiten einhalten müssen. Man versucht auch die Spritze zu ersetzen.

Die Patienten durch Gentherapie oder Transplantationseingriffe zu heilen.


Die handelsüblichen Insuline sind in ihrer Wirkdauer und dem Zeitpunkt der Verabreichung bezogen auf den Tagesablauf unterschiedlich zueinander und lassen sich nicht oder kaum miteinander mischen, wodurch die Patienten auf ein Produkt und einen geregelten Tagesablauf festgelegt sind.

Aus diesem Grund sucht man in erster Linie nach opitmalen Anwendungsbereichen der heutigen Insuline und einem bestverträglichen Mischungsverhältnis.


Daher versucht man die Insuline der nächsten Generation kompatibler zu gestalten.

Zudem sollen sie über längere Zeiträume hinweg ihre Wirkung entfalten und sich in der Wirkungsweise ergänzen (Mischinsuline). In den Tests werden Versuchspersonen verschiedene Insulinmischungen zu verschiedenen Tageszeiten verabreicht. Durch diese Behandlungen wurde eine geringere Anspannung und Stress verspürt und das Risiko für Hypoglykämien gesenkt.

Es gibt bereits schnellwirkende Insuline: Bolusanaloga. Sie können auch spontan vor einer Mahlzeit injiziert werden und erlauben dem Patienten größere Freiheiten in der Planung der Mahlzeiten.


Andere Forschungen zielen auf eine Verbesserung der vor drei Jahren in Europa zugelassenen Basalanaloga ab. Diese Insulinsubstrate senken das Risiko von Hypoglykämien und verringern das Risiko von einigen Folgeerkrankungen, da sie eine bessere Kontrolle des Körpergewichts ermöglichen. Sie haben keine unerwarteten Nebenwirkungen gezeigt und trotz der verbesserten glykämischen Kontrolle zu keiner übermäßigen Erhöhung des Körpergewichts geführt. Andere Forschungen konzentrieren sich auf die Art der Behandlung.




Die normale Art Insulin zu verabreichen ist durch eine Spritze, die sich die Patienten selbst geben. Diese Vorgehensweise kann unangenehm auf Fremde wirken und muss erst erlernt werden.

Um diese Schwelle überwinden zu können sucht man andere Möglichkeiten, das Insulin in den Körper zu transportieren. Die einfachste Methode scheint in der Anwendung von Tabletten zu liegen. Dazu mussten allerdings erst Möglichkeiten gefunden werden, das Insulin vor der Magensäure zu schützen.


Eine neuere Idee ist, das Insulin durch ein Spray oder durch inhalieren über die Lunge aufzunehmen. Hierbei ist allerdings noch unklar, welche Form und Zusammensetzung die Insulinpräparate für diese Behandlung haben müssen und welche Spätfolgen sich durch eine Einnahme über die Atemwege ergeben können. Besonders bei Rauchern und bei Erkältungskrankheiten oder anderen Lungenleiden ist keine gute Übertragung des Wirkstoffs garantiert. Auf diese Weise sind die Patienten besser vor Folgeschäden am Augen- und Nierengewebe geschützt und hätten nicht mehr die Hemmschwelle zur Spritze zu überwinden.


Bei diesen neuen Behandlungsmethoden muss der Erkrankte immer noch vorsichtig sein und eigenverantwortlich handeln.


Andere Forschungen beschäftigen sich mit der Aussicht auf langfristige bis dauerhafte Heilung des Diabetes. Man hat herausgefunden, dass beim Diabetes die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse ausfällt oder so weit nachlässt, dass der Körper Blutzucker nicht mehr alleine verwerten kann.

Die Versuche eine Bauchspeicheldrüse zu transplantieren sind allerdings bisher nicht sehr erfolgversprechend verlaufen, da die Operation mit der Einnahme von starken Medikamenten verbunden ist, die eine Abstoßung des körperfremden Gewebes unterdrücken sollen. Zudem zeigten die transplantierten Organe nicht immer die erforderliche Leistung.

Da in der Bauchspeicheldrüse nur sehr wenige Zellen das Insulin produzieren können, wurden die Zellen aus mindestens 2 Organen isoliert und dann transplantiert. Hierbei kam es neben den Abstoßungen zu einem weiteren Problem: es fehlen Spenderorgane. Die in den USA durchgeführte Studie bewies, dass die Patienten bereits nach einem Jahr nicht mehr auf die Zufuhr von Insulin angewiesen sind.

Für die Beschaffung des Zellmaterials kann man theoretisch auch auf Organe von Schweinen zurückgreifen, da Tiere ein ähnliches Insulin besitzen, das früher als Medikament eingesetzt wurde. Allerdings ist diese Methode bei Forschern umstritten und gefährlich, da so Krankheiten vom Tier auf den Menschen übertragen werden könnten. Daher sind diese Behandlungen in Europa und Australien beispielsweise verboten.


Nach der Isolierung der insulinproduzierenden Beta-Zellen wurde das Gen isoliert, das die Produktion dieses Stoffes ermöglicht, womit der erste Schritt zu einer Gentherapie genommen war.

Bei der Gentherapie wird das Gen für die Insulinproduktion in einen ungefährlichen Phagen eingesetzt. Dieser Virus, der zuvor seines Genmaterials beraubt wurde, überträgt das Gen in den menschlichen Körper. Eine Spritze mit dem Überträger wird in die Leber gesetzt. Dort injizieren die Viren das Gen für die Insulinherstellung in die Leberzellen, wo es in deren Gen übernommen wird, und diese können dann Insulin herstellen. Hierbei kann es nicht zur Übertragung von Krankheiten und Abstoßungen kommen, da es sich um körpereigene Zellen handelt, die diese Aufgabe erfüllen.



Neue Frühdiagnosemöglichkeit entdeckt

Bei der Diabetes werden die Zellen der Bachspeicheldrüse vom eigenen Immunsystem angegriffen. Lange vor deren Zerstörung greifen die T-Zellen schon die Schwann-Zellen des umliegenden Nervengewebes an. Die lassen sich in einer Blutuntersuchung nachweisen, wodurch eine frühzeitige und damit bessere Behandlung möglich wird.

Dies eröffnet möglicherweise auch die Chance auf eine Impfung bei prädiabetischen Patienten. Im Mäuseversuch zeigte sich, dass die T-Zellen des Immunsystems zwar die Nervenbahnen des Bauchspeicheldrüsengewebes angriffen, aber die für die Insulinherstellung wichtigen Beta-Zellen verschonten. Die Tiere waren so erfolgreich vor einem Typ 1 Diabetes geschützt.

Diese Behandlung ist allerdings noch im ersten Forschungsstadium und wurde erst im März 2003 entdeckt.

7. Vererbung von Diabetes mellitus



Rolle der Vererbung

Für genauere Aussagen hinsichtlich der Erblichkeit müssen die beiden Hauptformen, nämlichTyp1-Diabetes und Typ2-Diabetes gesondert betrachtet werden. Allerdings existieren gewisse Zusammenhänge zwischen den beiden Typen. Untersuchungen haben gezeigt, daß Kinder und Enkelkinder von Typ2-Diabetikern auch ein erhöhtes Risiko haben, einen Typ1-Diabetes zu entwickeln.



Die erbliche Disposition von Typ1 spielt nur eine geringe Rolle

Der Typ1 der Diabetes mellitus ist keine Erbkrankheit. Lediglich die Veranlagung wird von den Eltern an die Kinder weitervererbt. Das tatsächliche Risiko, dann auch wirklich am Typ1 zu erkranken, ist eher gering. Die Wahrscheinlichkeit, an diesem Typ zu erkranken liegt:


in der  durchschnittlichen Bevölkerung bei ca. 0,3-0,5 %

Wenn nur die Mutter an Typ1 erkrankt ist und der Vater gesund ist bei   ca. 1,0-3,0 %

Wenn nur der Vater an Typ1 erkrankt ist und die Mutter gesund ist bei   ca. 5,0-7,0 %

Wenn beide Eltern am Typ1 erkrankt sind bei                      ca. 20-40 %



Vererbung erklärt nicht die Entstehung des Typ1

Mit der vererbten Veranlagung allein läßt sich die Entstehung eines Typ1 Diabetes nicht erklären. Das liegt daran, daß nur wenig Menschen, die die Veranlagung besitzen, auch tatsächlich erkranken. Außerdem ist nur bei jedem 10. Typ1- Diabetiker ein Elternteil ebenfalls erkrankt. Am Ausbruch der Krankheit müssen deshalb noch andere Faktoren beteiligt sein. Umweltfaktoren scheinen ebenfalls eine Rolle zu spielen. Eineiige Zwillinge besitzen genau die gleichen Gene, ist jedoch einer der beiden an Diabetes erkrankt, liegt das Risiko der Diabetes-Entwicklung für den anderen Zwilling bei nur 30-50 %.

Dies zeigt, daß die Vererbung zwar als Risikofaktor bezeichnet wird, aber die Entstehung der Krankheit nur begünstigt. Typ1-Diabetes entwickelt sich somit nur, wenn zu den genetischen Veranlagungen, die bisher nicht genau bekannt sind, andere Faktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel hinzukommen.






Vererbung beim Typ 2

Die erbliche Veranlagung ist beim Typ2 sehr viel höher zu bewerten, als beim Typ1-Diabetes. Die Wahrscheinlichkeit, als Erwachsener am Typ2-Diabetes zu erkranken,  liegt:


Wenn nur ein Elternteil ebenfalls Typ2-Diabetiker ist bei             40 %

Wenn beide Eltern Typ2-Diabetiker sind bei                                  60 %



Vererbung allein löst die Erkrankung nicht aus

Wie auch beim Typ1-Diabetes reicht die Vererbung nicht aus, um eine Typ2-Erkrankung auszulösen. Auch hier müssen zusätzliche Faktoren wie Bewegungsmangel, Adipositas (Fettsucht) oder Hypertonie (Bluthochdruck) hinzukommen.

Das metabolische Syndrom, das heißt das Zusammenwirken von:

Insulinresistenz oder Hyperinsulinänemie

Hypertriglyceridämie (erhöhte Blutfette)

Adipositas

Hypertonie


Führt nicht nur zu einer Erhöhung des Risikos des Erkrankungsausbruchs, sondern ist auch verantwortlich dafür, dass zwei Drittel aller Diabetiker vorzeitig sterben.

8. Leben mit Diabetes



Ernährung

Als Diabetiker/in sollten Sie darauf achten, Ihre Ess- und Trinkgewohnheiten abwechslungsreich zu gestalten. Dabei sollten Sie viele Vitamine, Ballaststoffe und Mineralstoffe zu sich nehmen. Essen Sie viele Vollkornprodukte in den unterschiedlichsten Variationen, wie zum Beispiel Vollkornnudeln, Reis oder Körnerbrot. Bei Ihrer täglichen Mahlzeit sollte Gemüse oder Salat nicht fehlen. Essen Sie Gurken, Tomaten, Paprika etc. als Brotbelag oder einfach nur als Knabberei vor dem Fernseher. Außerdem ist es ratsam, pro Tag ca. 2-3 Portionen Frischobst zu sich zu nehmen, wie zum Beispiel Apfel, Aprikosen oder Ahnliches.

Als Diabetiker/in ist es Ihre Pflicht darauf zu achten, wenig Fette zu konsumieren. Allerdings ist es vorteilhaft, fettreiche Lebensmittel zu sich zu nehmen. Essen und trinken Sie beispielsweise regelmäßig Milchprodukte wie Milch, Joghurt oder Käse der weniger als 40% Fett enthält. Beachten Sie, dass Sie Ihren Konsum von Fleisch, Wurst und Eiern begrenzen, da diese Lebensmittel viele ungünstige Fettsäuren enthalten. Eine Portion von 100-150 Gramm pro Tag ist völlig ausreichend. Essen Sie dafür um so mehr Fisch (Seefisch), da er auf Grund seiner Fettzusammensetzung empfehlenswert ist. Sie sollten ebenfalls nicht zuviel Butter oder Margarine zu sich nehmen, bereiten Sie Ihre Speisen mit pflanzlichen Ölen zu, das ist gesünder und verträglicher.

Mit Süßwaren sollten Sie vorsichtig sein. Verzehren Sie nicht zuviel von Ihnen. Falls Sie Zucker zum Süßen nehmen, dann können Sie diesen auch durch Süßstoff ersetzen, er beeinflusst den Blutzuckerspiegel nicht.

Außerdem sollten Sie ausreichend trinken. Ca. 1-2 Liter Mineralwasser, Tee oder Kaffee. Meiden Sie Fruchtsäfte, sie erhöhen schnell den Blutzuckerspiegel.

Anstatt 2-3 große Mahlzeiten zu sich zu nehmen, ist es ratsam mehrer kleine Mahlzeiten einzuplanen, wenn Sie Ihre Diabetes mit Insulin oder Tabletten behandeln. Dies ist oft vorteilhaft für den Blutzuckerverlauf.



Die Jugend

Jugendliche Diabetiker haben es besonders schwer, da in der Pubertät unregelmäßige Hormonausschüttungen vorkommen. Diese beeinflussen nicht nur das Wachstum, sondern auch den Blutzuckerspiegel. Viele Jugendliche bewerten ihren Diabetikerstatus als persönliches Versagen, dass heißt sie testen sich nicht mehr selber. Deshalb sollte darauf geachtet werden, dass Eltern und Freunde sie dazu animieren, etwas neues auszuprobieren.

Ferner sollte das Umfeld eines jugendlichen Diabetikers die Krankheit tolerieren, denn oft haben Jugendliche auf Grund ihrer Krankheit Angst vor Ausgrenzung. Trotzdem sind sie stolz auf sich, wenn sie sich dazu überwunden haben und dem Umfeld ihre Krankheit gestanden haben.



Erfahrungen einer jungen Diabetikerin

Kerstin ist 22 Jahre alt und hat seit 17 Jahren Diabetes. Für ihre Eltern war es damals ein großer Schock, aber sie haben schnell gelernt mit der Krankheit umzugehen. Kerstin hat nicht nur negative Erfahrungen mit ihrer Krankheit gemacht. Sie hat gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Früher hat es sie lediglich gestört, den geregelten Tagesablauf mit den Essenszeiten einzuhalten, denn sie wollte ungern beim Spielen gestört werden. Ihre wohl negativste Erfahrung mit Diabetes machte Kerstin im Alter von 14 Jahren.


Damals hatte sie in der Öffentlichkeit gespritzt, dabei wurde sie von einer Frau beobachtet, die zu ihrem Kind anschließend sagte, es solle sich niemals mit so einem Abschaum wie Kerstin abgeben, die schon so jung heroinsüchtig sei und dies auch noch öffentlich ausleben würde. "Ich wollte ja gerne dazu etwas sagen, war jedoch in diesem Moment von der Ahnungslosigkeit und der offensichtlichen Einfältigkeit der Frau so erschüttert, dass mir erst Stunden später die passenden Worte dazu einfielen" sagte Kerstin. Seit diesem Vorfall vermeidet sie es, in der Öffentlichkeit zu spritzen.

Kerstins Meinung nach lebt sie als Diabetikerin nicht schlechter, sie muss ihre Prioritäten nur anders setzen. Bis jetzt hat sie Krankheit bei ihr noch keine Spätschäden verursacht.



Diabetes und Ihr Job

Wird Diabetes diagnostiziert, so muss Ihnen klar sein, dass sich nicht nur Ihr privates sondern auch Ihr Arbeitsverhältnis ändert. Grundsätzlich muss Ihr Arbeitgeber nicht über Ihre Krankheit informiert werden, so lange die Krankheit während des Arbeitsverhältnisses bestätigt wurde. Sollten Sie aber in einem Beruf tätig sein, bei dem Unterzuckerung eine Gefahr für Sie und andere darstellen könnte, so ist es ratsam den Arbeitgeber über Ihre Krankheit zu informieren.

Anders sieht es dann aus, wenn bei einem Arbeitgeber die Krankheit als Schwerbehinderung ausgeschrieben ist. Weil Sie durch diese ausgeschriebene "Schwerbehinderung" Recht auf Sonderurlaub und einen Schutz vor Kündigung haben, müssen Sie Ihrem Arbeitgeber mitteilen, das Sie Diabetes besitzen.

Meiden Sie Berufe wie Dachdecker, Gerüstbauer oder die Tätigkeit an gefährlichen Maschinen, denn dort kann eine schwerwiegende Eigen- und Fremdgefährdung entstehen! Ebenfalls problematisch ist der Beruf des Kochs/der Köchin, da das viele Abschmecken zu Stoffwechselstörungen führen kann.

Informieren Sie Ihre Arbeitskollegen über Ihre Krankheit, so dass wenigstens eine Person eingreifen kann, falls bei Ihnen ein Notfall eintritt.

Eine generelle Gefährdung an Ihrem Arbeitsplatz muss ausgeschlossen werden, meiden Sie ebenfalls unregelmäßige Tagesabläufe, Hitze und vor allem den Kontakt mit Chemie!



Allgemeine Informationen

Achten Sie auf jeden Fall auf korrekte Mahlzeiten. Haben Sie immer etwas Traubenzucker parat, um in Notsituationen den Zuckerspiegel wieder zu regulieren. Falls Sie Insulin spritzen müssen, achten Sie darauf, dass Sie es nicht in zu großer Menge injizieren. Vermeiden Sie auch körperliche Anstrengungen. Zu hoher Konsum von Alkohol ist ebenfalls untersagt, weil der Alkohol die Bildung von Zucker in der Leber unterdrückt!
























© Copyright Roman Klaus, Februar 2003 9. Lexikon


Diarrhoe:

Durchfall

Gastroparese:

Magenentleerungsstörung

Inkontinenz:

Unvermögen zum willkürlichen zurückhalten von Harn und Stuhl

Immunsuppression:

Unterdrückung der Abwehrkräfte zur Vermeidung einer Abstoßreaktion des Spendeorgans

Mikroaneurismen:

kleine Aussackungen der Kapillaren

Obstipation:

Stuhlverstopfung

Papille:

blinder Fleck

PEN:

Eine besondere Spritze, die aussieht wie ein dicker Kugelschreiber und mit deren Hilfe sich Insulin sehr einfach spritzen lässt

Retinopathie:

Retina Netzhaut

Verzögerungsinsulin:

imitiert die kontinuierliche minimale Insulinabgabe der Bauchspeicheldrüse

Aminosäuren:

Bausteine der Eiweiße, insgesamt existieren 20 verschiedene

Aminosäurensequenz:

Reihenfolge der Aminosäuren im Eiweißmolekül

Betazellen:

Zellen in den langerhansischen Inseln die für die Insulinproduktion verantwortlich sind

Biguanide:

Oberbegriff einer chemischen Stoffklasse, welche die Eigenschaft besitzt das sie durch orale Einnahme den Blutzuckerspiegel senkt. Dabei unterdrückt es die Produktion von Glucose in der Leber, wirkt also nicht direkt auf die Insulinproduktion ein.

Insulipens:

(Hormonrezeptor) Rezeptor der Insulin bindet

Langerhansische Inseln

9 verschiedene Zellgruppen in der Bauchspeicheldrüse, die inselartig verteilt sind

Rezeptor:

Moleküle, die die Fähigkeit besitzen spezifische chemische Gruppen oder Zellen zu erkennen und sich an sie zu binden. Dadurch wird eine Folgereaktion ausgelöst, welche eine bestimmte Stoffwechselaktivität bewirkt

Rezeptorgen:

Spezielles Gen, welches die nötigen Informationen zur Bildung eines Rezeptors besitzt

Sulfonyharnstoff:

Bezeichnet eine Medikamentengruppe, die die Ausschüttung von Insulin in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse anregt









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