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Biographie Thomas Bernhard

Thomas Bernhard




Eine kurze Biographie:


Thomas Nicolaas Bernhard wurde am 9. Februar 1931 im niederländischen Heerlen geboren. Der Geburtsort war

nicht zufällig. Seine Mutter, Herta Bernhard, wurde ungewollt schwanger. Sie war Köchin in Henndorf (Salzburg),

wo sie Alois Zuckerstätter kennerlernte.


"Es heißt, die beiden trafen sich öfters in einem sogenannten Salettl im Apfelgarten der Tante

Rosina!"- so schrieb Bernhard selbst über seine "Entstehungsgeschichte" im Apfelgarten seiner Großtante. Als

bekannt wurde, dass Herta Bernhard schwanger ist, ging das Gerücht um sie sei von Zuckerstätter vergewaltigt

worden. Sie "floh" nach Holland, wo sie ihren Sohn in einer katholischen Klinik auf die Welt brachte.




Sie ließ ihn spüren, dass er unerwünscht war und sagte ihm nicht nur einmal

ins Gesicht, dass er ihr Leben zerstört hätte. Sein Erzeuger setzte sich nach

Deutschland ab, um nicht für das Kind zahlen zu müssen. Damals zahlte der

Staat etwa 25 Schilling im Monat für Kinder wie Thomas Bernhard. Seine

Mutter schickte ihn zum Rathaus um das Geld zu holen, damit "du siehst,

was du wert bist!".




Seine Mutter war aber selbst in komplizierte Familienverhältnisse

hineingeboren worden, denn ihre Mutter war mit einem Mann verheiratet

worden welchen sie nicht liebte. Schließlich verließ ihn Anna Bernhard um

mit Johannes Freumbichler- einem Schriftsteller- zusammenzuleben. Thomas

Bernhard liebte seinen Großvater sehr und er war auch der einzige Mensch,

den er als Lehrer akzeptierte..




Seine Mutter heiratete 1936 Emil Fabjan, welcher nie Vatergefühle für das Kind seiner Frau entwickelte. Fabien

fand Arbeit in Bayern und so wurde Bernhard von seinem Großvater getrennt. In seiner neuen Umgebung fühlte er

sich alles andere als wohl. Erst als die Großeltern wieder in seiner Nähe lebten fand er Trost. Am 13. März des

selben Jahres wurde Österreich an das deutsch Reich angeschlossen und Hitler wurde von einer begeisterten

Menge am Heldenplatz empfangen. Er selbst war zu jung um zu verstehen was passiert aber an der Reaktion seines

Großvaters erkannte er, dass dies nur Unheil bringen konnte..


Er besuchte vom Sommer 1945 an das Johanneum in Salzburg. Zwei Jahre später brach er seine Ausbildung ab

und begann eine Lehre bei einem Lebensmittelhändler. 1949 starb sein Großvater, kurze Zeit später auch seine

Mutter.


Sein Leben und vor allem die Vorwürfe seiner Mutter verarbeitete er in Werken wie:


Die Ursache (1975); Der Keller (1976); Die Kälte (1981) und Ein Kind (1982).


Das Stück  "Heldenplatz" sorgte bei seiner Erscheinung im Jahr 1988 für Aufregungen. Er löste damit eine

gewaltige Diskussion über die Opfer- bzw. Täterrolle aus.


Am 12. Februar 1989 stirbt Thomas Bernhard in den frühen Morgenstunden in Beisein seines Bruders Peter

Fabjan an Herzversagen.


Sein Testamen gelangte nur fragmentarisch an die Öffentlichkeit, zwei Verfügungen wurden aber bekannt:


1.) Innerhalb der nächsten siebzig Jahre darf in Österreich nichts von ihm aufgeführt, verlegt oder vorgetragen

werden, wohl aber in allen anderen Ländern der Welt


2.) Nichts aus seinem Nachlass darf veröffentlicht werden. Er entzieht somit posthum sich und sein Werk dem

Staat Österreich. Seine Bücher dürfen verkauft werden.








Heldenplatz


von Thomas Bernhard




Die Personen:


Robert Schuster, Professor, Bruder von Josef Schuster


Anna und


Olga, Töchter,


Lukas; Sohn,


Hedwig, genannt Frau Professor, die Frau von Josef Schuster,


Professor Liebig


Herr Landauer


Frau Zittel, Wirtschafterin,


Herta, ein Hausmädchen




Das Stück spielt im März 1988.


50 Jahre nach den Jubelrufen, anlässlich des Einmarsches Hitlers auf dem Heldenplatz 1938, versammeln

sich in einer Wohnung in der Nähe des Heldenplatzes die Familie Schuster und deren engsten Freunde

nach dem Begräbnis von Professor Josef Schuster. Es gibt für "den Professor" keinen anderen Ausweg als

Selbstmord, da er den Anblick des Heldenplatzes und dessen Geschichte, was zugleich die Geschichte

Österreichs, ist, nicht länger ertragen kann. Josef Schuster, eine Wiener Jude, war nach 1938 samt

Familie nach Oxford emigrierte. 1955 kehrte er, auf Bitten des Wiener Bürgermeisters aus Oxford auf

seinen Lehrstuhl in Wien, zurück. Die Wohnung, in der sie leben, befindet sich direkt beim Heldenplatz, wo

Hitler einst Österreich "heim ins Reich" redete. Seine Frau, eine Essigfabrikbesitzerin, leidet in der

Wohnung, denn sie hört immer wieder des Führers Stimme und des Volkes Jubel. Sie zieht sich nach

Steinhof zurück. Vor der Entscheidung, wegen des sich verstärkenden Antisemitismus ein zweites Mal nach

England zu emigrieren, hat sich der Professor aus dem Fenster auf den Heldenplatz gestürzt - ein Opfer

noch nach 50 Jahren.


- - -




Das Stück Heldenplatz entstand im Auftrag von


Claus Peymann (geb. 7.Juni 1937 in Bremen), als Beitrag zum 100. Jahrestag des Wiener Burgtheaters

1988. Noch vor der Uraufführung löste es einen riesigen Skandal in Österreich aus. Der damalige

Bundespräsident Kurt Waldheim meinte: "Ich halte dieses Stück für eine grobe Beleidigung des

österreichischen Volkes."


Dabei ist gerade wegen ihm die politische Stimmung seit seiner Wahl zum Bundespräsidenten im Jahr 1986

angeheizt, nachdem seine Vergangenheit als SS-Offizier, der für Erschießungskommandos auf dem Balkan

verantwortlich war, bekannt geworden ist.


Und auch, dass Jörg Haider 1986 zum FPÖ- Obmann gewählt wird und damit der Aufstieg der

populistischen Rechtspartei seinen Anfang nimmt, ist symptomatisch für die geistige Verfassung in

Österreich. Obwohl Heldenplatz als Auftragsarbeit für das 100- jährige Jubiläum des Burgtheaters

entstand, so ist es auch eine Beitrag zum "Bedenkjahr".


Doch die Mehrheit des österreichischen Volkes kann oder will das Stück nicht verstehen, zumal es schon

vor der Veröffentlichung darüber schimpft. Die Ausfälle gegen den "Deutschen" Peymann und den

"Nestbeschmutzer" Bernhard reichen bis hin zu Morddrohungen.


Thomas Bernhard antwortete auf die Drohungen und Beschimpfungen: "Ja, mein Stück ist scheußlich.

Aber das Stück, das jetzt drumherum aufgeführt wird, ist genauso scheußlich."


Thomas Bernhards kritisches Stück war in meinen Augen der Anstoß für eine längst überfällige

Diskussion.






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