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Ludwig Tieck

Ludwig Tieck


1. Biographie


- * 1773 in Berlin


- Sohn eines reichen Seilermeisters

- aufklärerisch erzogen

> stand früh den aufklärerischen Kreisen Berlins nahe


- Studienzeit mit Wackenroder in Erlangen und Göttingen

- zurück in Berlin arbeitet er zusammen mit Aufklärer Nicolai



- verkehrt in Jena in Romantikerkreisen

- treibt in Rom mittelhochdeutsche Studien

- studiert in England Shakespeare

- 1819 seßhaft in Dresden, widmet sich dem Theater

- 1841 (oder 42 ?) von Friedrich Wilhelm IV. als Schauspielberater und Hofrat

zurück nach Berlin berufen


- + 1853 in Geburtsstadt Berlin



2. Literarisches Werk


- Mitgestalter der deutschen Romantik, später Wendung zur realistischen Novelle


- teilt mit Wackenroder Begeisterung für Mittelalter, Volksdichtung, Märchen

(sucht Zuflucht vor eigenen Problemen)  > sein erster Roman 'William Lovell'

(1795/96, 3 Bde.)

- ein Jahr später unter Pseudonym Peter Leberecht 'Volksmärchen': selbst

erfundene oder alten Volksbüchern nachempfundene, Märchen,

+ 'Der blonde Eckbert' (grausames und dämonisches Märchen über Schicksal,

Schuld, eine Geschwisterehe und deren Untergang)

+Märchendrama 'Der gestiefelte Kater' (s.u.))

- bis 1804 (jetzt unter Einfluß Novalis´) v.a. 1 lyrischer Künstlerroman, 2

romantische Dramen ('Franz Sternbalds Wanderungen'; 'Leben und Tod der heiligen

Genoveva', 'Kaiser Oktavianus')

Stoff aus altdeutschen Volksbüchern, alles Phantasiestücke

- jetzt endet Tiecks Romantik

40 historisch- realistische Novellen (keine mit Weltruhm, als

Ganzes Wendung zur realistischen Novelle mitprägend)

- Ansonsten große Verdienste als Übersetzer (z.B.: 'Don Quijote', Oberaufsicht

über Schlegels Shakespeare-Übertragung)



3. 'Der gestiefelte Kater'


- Tieck: 'Ein Kindermährchen in drey Akten mit Zwischenspielen, einem Prologe

und Epiloge'

- in Wirklichkeit eine für die damalige Zeit hochaktuelle Satire, deren

'einziger Inhalt ein mißglückender Theaterabend ist, der halb scheiternde

Versuch einer fiktiven Theatergruppe, das Märchenstück eines fiktiven Autors vor

einem fiktiven Publikum aufzuführen'(H. Kreuzer)

- erschienen 1797 (15 Jahre vor Gebr. Grimm)

- Inhalt ähnlich wie bei Gebr. Grimm:

Gottlieb, Jüngster von 3 Brüdern, erbt nach Tod des Vaters 'nur' Kater Hinze

doch dieser verspricht ihm gr. Glück, wenn er ein Paar Stiefel bekommt

Gottlieb opfert letztes Geld für Stiefel

durch Geschick und kluge Streiche des Katers > Land des bösen Nachbarkönigs, die

Gunst des guten Landesherrn und dessen schöne Tochter für Gottlieb



- Spiel im Spiel

- ständig Zwischenfälle bei Aufführung


- Zwischenbemerkungen des Publikums (Stück bietet keinen festen Standpunkt, man

kommt in keine vernünftige Illusion)

> Dichter muß auf die Bühne um zu beruhigen (gelingt nicht)

> 'Besänftiger' des Königs mit Glockenspiel, tanzenden Bären und anderen Tiere

und einem improvisierten 'Ballett' herbeigerufen (Beruhigung gelingt)


- am Anfang des 3. Akts hebt sich der Vorhang zu früh

> Dichter im Gespräch mit Maschinisten auf Bühne überrascht

> Hanswurst zur Beruhigung des Publikums auf Bühne, nutzt Gelegenheit sich über

Kargheit seiner Rolle zu beklagen


- im Epilog stellt sich Dichter nochmal dem Publikum, worauf 'aus dem Parterre

mit verdorbenen Birnen und Apfeln und zusammengerolltem Papier nach ihm geworfen

wird' (Regieanweisung)


- das ständige 'Aus der Rolle Fallen' der einzelnen Personen dient der

satirischen Absicht Tiecks, genauso wie das Durcheinander der

Wirklichkeitsbereiche, z.B.:

bei Streit am Königshof behauptet der Hofgelehrte: in dem 'neuerlich

erschienenen Stück: Der gestiefelte Kater ist das Publikum gut () gezeichnet

Hierauf ruft das Publikum: 'Es kommt ja kein Publikum in dem Stück vor'


- am Schluß des Stücks wird die Kulisse aus dem Finale der Zauberflöte

heruntergelassen und erntet mehr Beifall als das gesamte übrige Stück


- Durch solche und noch vielen anderen Zwischenfällen und satirischen

Anspielungen wendet sich Tieck gegen:

das Publikum (pocht auf Bildung, begeistert sich für aufwendige Dekorationen,

beachtet kaum Spiel auf Bühne)

die Mißstände des damaligen Theaterbetriebs

die damalige Trivialliteratur

die franz. Revolution

die Kleinstaaterei

die Dummheit der Fürsten



4. Bedeutung des Werks und des Autors


- starke Auswirkungen, z.B. auf E.T.A. Hoffmann ('Kater Murr'), Scheffel

('Hidigeigei') und viele spätere Dramen

- Verbindung Aufklärung (Publikum) - Romantik (Märchen)  (spiegelt Tiecks

Gesamtwerk wieder)

- Beitrag zur Wiederbelebung des Improvisationstheaters

- Gesamt: Tieck war einer der Hauptgestalter der deutschen Romantik



5. Quellen


- Geschichte der deutschen Literatur (Grabert, Mulot, Nürnberger)

- Kindlers Literaturlexikon

- Der Deutschunterricht (1963, Heft 6, H. Kreuzer)









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