Alexander Issajewitsch Solschenizyn
(geb.1918)
Alexander
Solschenizyn wurde am 11. Dezember 1918 in Kislowodsk geboren. Er war
Mathematiklehrer und im 2. Weltkrieg Offizier. Nach Kriegsende wurde er
verhaftet und war bis 1953 in einem Arbeitslager gefangen. Schließlich wurde er
nach Mittelasien verbannt und erst 1957 rehabilitiert. Seine erste Erzählung
,,Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch', die mit ausdrücklicher
Billigung Chruschtschows 1962 in der Zeitschrift ,,Nowy Mir' gedruckt
wurde, erregte als erste Darstellung eines Zwangsarbeitslagers größtes
Aufsehen. 1969 wurde Solschenizyn aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen.
1970 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Nach dem Erscheinen des
erfolgreichen Berichtes ,,Archipel GULAG', wurde Solschenizyn aus der
UdSSR ausgewiesen und lebte von 1976-94 in den Vereinigten Staaten. 1989 wurde
er wieder in den Schriftstellerverband aufgenommen und von Präsident
Gorbatschow in die Sowjetunion eingeladen, wo er jetzt dort lebt.
WERKE:
Ein Tag im Leben des
Iwan Denissowitsch (Erzählung)
Matrjonas Hof (Erzählung)
Kerze Im Wind (Drama)
Nemow und das Flittchen (Drama)
Lenin in Zürich (Roman)
Krebsstation (Roman)
Der erste Kreis der Hölle (Roman)
Archipel Gulag (Bericht)
Ort Und Zeit:
Ein Tag in Sibirien- Nachkriegszeit
Inhalt:
Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
Um fünf Uhr morgens
wurde das Wecksignal gegeben. Schuchow , der normalerweise als erster aufstand,
blieb diesmal im Bett liegen. Der Natschalnik Tatarin jagte Schuchow und die
anderen Häftlinge aus deren Halbschlaf und verordnete Schuchow drei Tage Bunker
mit Arbeit als Strafe. Aber Tatarin überlegte es sich anders und verzieh
Schuchow für seine unüberlegte Handlung. Schuchow musste nur den Boden des
Aufseherraums reinigen.
Um sich für den langen Arbeitstag zu stärken, wurde den Sträflingen zum
Frühstück eine dünne Gemüsesuppe mit Fischbrocken und Grütze verabreicht. In
der Kantine gab es nur sehr wenig Platz und es stritten viele um Überreste und
eine zweite Portion.
Auf dem Weg zu seiner Baracke ging Schuchow ins Krankenlager, denn er fühlte
sich nicht wohl. Der Lagerarzt durfte nur zwei Häftlinge krank schreiben und es
waren schon welche krankgeschrieben. Trotzdem miss Schuchow seine Temperatur,
doch sie war zu niedrig um sich von dem Tag befreien zu können. Nach dem
Ausmarsch am frostigen Morgen, wurden alle Lagerarbeiter gefilzt, ob sie nicht
etwas in ihrem Körper versteckten oder gar vielleicht Brotrationen gestohlen
hatten. Das Sträflingsleben in einem Zwangsarbeiterlager war streng und
Gehorsam war das wichtigste, ansonsten bekam man Bunker mit oder ohne Arbeit.
Nachdem sich alle
aufgewärmt hatten, gingen sie zu ihren Arbeitsplätzen. Viele Häftlinge fegten
Schnee, heizten Öfen, mischten Mörtel, zerhackten Holz und verrichteten andere
schwere Arbeiten. Schuchow und Kilgas, zwei von den besten Arbeitern des
Lagers, bekamen eine anspruchsvollere Arbeit zugeteilt. Schuchow und sein
Freund sollten Fenster abdichten, obwohl es schwer war etwas im Schnee zu
finden, womit man Fenster abdichten konnte.
Um ein Uhr war Mittagspause und jeder hatte das Recht auf einen warmen Platz in
der Kantine. Schuchow und die anderen drängten sich um einen Sitzplatz. Es gab
wie jeden Tag Hafergrütze und Schuchow holte seine Brotration, die er in der
Matratze versteckt hatte. Iwan D. organisierte zwei Portionen Grütze und musste
sie schnell essen, aber es erschien der gierige Fetjukow und wich nicht einen
Augenblick von Schuchows Seite.
Das kümmerte Schuchow
nicht und er aß weiter. Alle Schüsseln wurden noch fertig ausgeleckt. Es blieb
kein bißchen Grütze in den Schüsseln. Nach dem Essen waren, wie Schuchow, viele
auf Tabaksuche und Fetjukow sammelte die Zigarettenstummel und baute sich sozusagen
eine neue Zigarette. Nun gingen Schuchow, Kilgas und Aljoschka zum Mauern. Alle
drei hatten gute Arbeit geleistet und der Natschalnik war vor allem mit
Schuchow und Kilgas zufrieden. Zur Belohnung gab es immer eine ausgiebigere
Brotration. Schuchow bekam 400g, während ein normaler Arbeiter mit 200g
auskommen musste. Um 19 Uhr gab es Abendessen, eine dünne Gemüsesuppe mit Brot
vom Frühstück. Fleisch bekamen die Sträflinge nie zu sehen. Im Prinzip waren
sie alle körperlich schwach. Nach dem Essen wurden wieder alle gefilzt. Keiner
durfte zu viel Kleidung haben, denn die Lagerkommandanten notierten sich, wer
zuviel anhatte und bestraften die Häftlinge. Vor zehn Uhr kam keiner ins Bett.
Die Lageraufseher durchsuchten Baracken, Wände und Betten nach eventuellen
Fluchthilfsmitteln. Das Arbeitslager war erbarmungslos und diszipliniert. Wenn
ein Häftling seine zehn Jahre abgesessen hat, so bekam er weitere zehn Jahre.
Iwan Denissowitsch hatte einen glücklichen Tag gehabt. Er musste nicht in den
Bunker, hatte sich Grütze geschnorrt, Tabak organisiert und war doch nicht
erkrankt.
Das war ein Tag von den 3653 Tagen seiner Haftzeit.
Deutung:
Solschenizyn deutet mit diesem Werk an, dass das Zwangsarbeiterdasein für die
stalinistische Gesellschaft ein normales Dasein war. Zu dieser Zeit herrschte
der Kommunismus, der keinen entkommen ließ und sozusagen die Menschen vom
Privateigentum trennte. Man verfolgte Menschen, die nicht zu dieser Partei
dazugehören wollten. Die Kommunistische Gesellschaft behandelte die Menschen
sozusagen wie ,,Maschinen'. Die Produktivität hatte Vorrang. Der Mensch
war nur ein Hilfsmittel dazu. Iwan Denissowitsch empfindet diesen Tag als einen
beinahe glücklichen Alltag. Er findet sich mit der Situation ab, nie wieder das
Lager zu verlassen.
Aufbau und
Sprache:
Die Erzählung ist in 3. Person geschrieben, die nicht in Kapitel unterteilt
ist. Die Sprache ist einfach und schnell zu lesen. Im Text gibt es viele
Dialoge zwischen den einzelnen Personen. Es werden wenig Metaphern und
Emotionen der Charaktere gezeigt. Die Erzählung weist eine rationale
Schilderung der Wirklichkeit auf. Oft zieht sich ein Thema bis zu zehn Seiten
hinaus , welches langwierig erscheint.
PERSONEN:
Schuchow (Iwan
D.):
Er ist die Hauptperson in der Geschichte und ein ehrlicher, gutmütiger Mensch.
Er achtet sehr darauf im Arbeitslager fleißig zu sein und ist kein gieriger
Häftling.
Schuchow wird wegen Landesverrats verhaftet.
Fetjukow:
Lebt mit Schuchow in einer Brigade und ist nicht sehr angesehen. Er ist sehr
gierig und will stets die Brotrationen und Grützen von anderen haben. Er gilt
als bekannter Zigaretten- Schnorrer im Lager.
Aljoschka:
Ist Schuchows Bettnachbar und sehr religiös. Er hat in seinem Notizbuch das
halbe Neue Testament abgeschrieben. Er ist gutwillig und lässt sich von jedem
kommandieren.
Kilgas:
Ist Lette und Schuchows Freund. Die beiden arbeiten gerne zusammen und Kilgas
ist ein lustiger Mensch, der die ganze Brigade unterhält.
u.v.a
Primärliteratur:
Sekundärliteratur:
Alexander Solschenizyn dtv- Lexikon, Band 17; 1995
,,Ein Tag des Iwan Denissowitsch'
dtv- 12. Auflage 1994
Haupt | Fügen Sie Referat | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen