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Mao Zedong wurde am 26. Dezember 1893 geboren und starb am 9. September 1976 im Alter von 83 Jahren. Er war länger als 41 Jahre der Führer der KPC seit dem historischen Zhun-Yi-Treffen während des Langen Marschs (1935). Er baute die Rote Armee auf, die später Volksbefreiungsarmee genannt wurde, nahm am Krieg gegen Japan, am Bürgerkrieg in China teil und vertrieb die Nationalisten Chiang Kai-sheks nach Taiwan. Er gründete die Volksrepublik China. Er war eine der einflußreichsten Persönlichkeiten der neueren chinesischen Geschichte.
Wie in Rußland hat auch die Verbreitung des Kommunismus in China nicht den Weg gefunden, den Karl Marx prognostizierte. Marx war der Auffassung, dass die Industrialisierung und die damit verbundene Verelendung der Arbeiterklasse Grundlage für einen revolutionären Umschwung sein sollte. Der Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital sollte eine Zerreißprobe in der Gesellschaft bewirken und zur Revolutionierung der Massen führen. Der revolutionäre Umschwung in Rußland und China entstand jedoch auf der Grundlage einer agrarischen Gesellschaft, die erst darauf planwirtschaftlich industrialisiert wurde. Feudale Herrschaftsstrukturen mit besonders untertänigen Ausprägungsformen waren in beiden Ländern vorzufinden; das heißt es bestand in beiden Gesellschaften kein demokratischer Erfahrungsschatz.
Durch Krisen und Kriege befreiten sich in beiden Ländern die gänzlich unterdrückten Massen unter sozialistischen Vorzeichen. In den Kriegen wankten die bisherigen Wirtschaftssysteme und große Führerpersönlichkeiten konnten die Massen zu bürgerkriegsähnlichen Bewegungen mobilisieren. Während in Rußland dieser Prozeß durch den ersten Weltkrieg beschleunigt wurde, vollzog sich in China dieser revolutionäre Wandel in Folge des 2. Weltkriegs. War es schon erstaunlich, dass im so anders gearteten Rußland sich der Sozialismus marxscher Prägung durchsetzte, so ist es noch erstaunlicher, dass diese Ideologie in einem gänzlich anderen Kulturkreis gänzlich andere Verbreitung findet.
Mit der Revolution in China befreiten sich breitere Schichten nicht nur aus den feudalen Herrschaftsverhältnissen. Befreiung spielte sich auch auf zwei anderen Ebenen ab und zwar auf der Ebene Mann-Frau (Frauen waren in China extrem unterdrückt) und auf der Ebene der Ideologie (Konfuzianismus[1]), die dem Menschen eine sehr starre Rolle in der Gesellschaft zuwies.
China war bis zur Begegnung mit dem Westen sehr durch den Kunfuzianismus geprägt und hatte dadurch lange starre und stabile Gesellschaftsverhältnisse erfahren. Erst mit der Konfrontation mit dem Westen wurde diese Gesellschaftsordnung ein Stück weit erschüttert. Die Vorstellungen einer hierarchischen Gesellschaft hielt sich jedoch.
Will man die Anfänge der Revolution politischer verstehen, so muß man zunächst auf die Rolle der Guomindang eingehen und dabei Chiang Kai-shek als den Vorläufer und Gegenspieler von Mao Zedong sehen. Die Guomindang war ihrerseits eine revolutionäre Bewegung, die 1912 drei Grundideen proklamierte:
Wiederherstellung der Souveränität Chinas
Grundlehre von den Rechten des Volkes
Grundlehre von der Befriedigung der materiellen Bedürfnisse des Volkes
1919 kam es zu Unruhen, Demonstrationen und Streiks, die sich gegen das traditionelle China wandten. Beseelt von westlichen Ideen und unterstützt durch den russischen Revolutionserfolg wollte man eine neue Gesellschaftsordnung durchsetzen.
1923 gab es Kontakte zwischen der Guomindang und der gerade erst gegründeten Kommunistischen Partei. Chiang Kai-shek schwenkte jedoch bald auf einen nationalen Kurs um und bekämpfte auf seinem Feldzug zur Befreiung Chinas auch die Kommunisten.
1927 gründete er eine Nationalregierung die er von sozialistischen Vorstellungen gereinigt sehen wollte. Doch die Massen, die er befreien wollte, wandten sich deshalb von ihm ab.
Mao Zedongs Weg eines Sozialismus, der an die chinesischen Bedingungen angepaßt ist, fand immer mehr Anhänger. Er sah insbesondere in den Bauern die treibende revolutionäre Kraft. Die Bauern zogen sich unter Maos Führung in das Hinterland zurück und bildeten kleine Sowjetrepubliken mit militärischer Ausprägung.
Chiang Kai-shek schenkte den Kommunisten mehr Aufmerksamkeit als dem Erzfeind Japan und trieb die Kommunisten 1934 in den sogenannten “Langen Marsch” 12500 km durch China. Obwohl dieser Lange Marsch über 90% Verluste zur Folge hatte, wurde er zu einem unvergeßlichen Gemeinschaftserlebnis, das die kommunistische Partei zu einer Einheit zusammenschweißte.
Mao Zedong war jetzt der eindeutige, unumstrittene Führer und führte einen sehr effektiven Partisanenkrieg. Es gab ein Bündnis zwischen Kommunisten, der Guomindang und Parteilosen in den besetzten Gebieten. Während es den Kommunisten im Norden auf diese Weise gelang, neudemokratische Strukturen zu entwickeln, gab es im Herrschaftsgebiet Chiang Kai-sheks Korruption, Inflation und Vetternwirtschaft sowie eine Demoralisierung der Truppen.
Aus dem Bürgerkrieg, der wenige Monate nach dem Ende des 2. Weltkriegs begann, gingen die Kommunisten im Oktober 1949 als eindeutige Sieger hervor. Chiang floh mit den Restbeständen seiner Gefolgschaft auf die Insel Taiwan und gründete dort einen eigenen Staat, was zur heutigen Existenz zweier chinesischer Systeme führte.
Die KPC stand 1949 vor gewaltigen Problemen; ein durch Krieg und wirtschaftliche Probleme ausgezehrtes Land wiederzubeleben. Unter Einsatz der Militärs wurden die Aufgaben vorangetrieben. Die Bodenreformbewegung (1949-52) führte zur Umverteilung der landwirtschaftlichen Produktionsmittel auf die verarmten Bauern. Allmählich wurde auch das wirtschaftliche Eigentum in Staatshände gelegt. Der Handel wurde als genossenschaftliches Bindeglied zwischen Industrie, Landwirtschaft und Konsumenten organisiert. Ziel aller Tätigkeiten war nicht mehr der Gewinn, sondern die Entwicklung und Versorgung der Bevölkerung im Riesenland China.
Zunächst einmal orientierte sich China sehr an der Sowjetunion unter Stalin und räumte im 5-Jahres-Plan der Schwerindustrie den Vorrang ein. Doch mehr und mehr setzte sich die Vorstellung durch, China müsse seinen eigenen Weg finden, zumal es nicht gelang, die sowjetischen Vorgaben zu erfüllen. Mao Zedong wollte keine aufgeblähte Bürokratie, wie sie sich in China nach sowjetischem Vorbild zu entwickeln begann.
Als einfacher Bauernsohn war er durch die Mobilisierung der Massen an die Macht gelangt. Diese Mobilisierung wollte er nun wieder nutzen, um eine neues Denken nicht nur neue Strukturen in die Bevölkerung zu transportieren. Massenbewegung bedeutete, auch die Massen an den Entscheidungen zu beteiligen. Kriterium der Beteiligung war allerdings nicht die Tüchtigkeit, sondern das richtige Klassenbewußtsein. Ferner ging es Mao um die Dezentralisierung der Wirtschaftseinheiten, das heißt, sie sollten sich eigenständig organisieren. Ende der 50er Jahre begann diese Politik des “Großen Sprungs nach Vorne”. Ein weiteres Merkmal von Maos Massenorientierung war der Einsatz einfacher Technologien, der die massenhafte Befreiung der Beschäftigten bedeutete. Im Gegensatz zu unserer derzeitigen Wirtschaftssituation, wo Arbeitsplätze durch Technologien unwiederbringlich und undemokratisch vernichtet werden, erscheint mir dieser Ansatz bemerkenswert.
Leider griff der Ansatz nicht, da die beispielsweise die unzähligen kleinen Hochöfen sinnvolle Haushaltsgegenstände, Töpfe, Besteck und Werkzeuge zu Metallklumpen einschmolzen, mit denen niemand etwas anfangen konnte und Millionen Arbeitskräfte banden. Hinzu kam eine Serie von Hochwasserkatastrophen und Dürreperioden, die zu einer Hungerkatastrophe führten. Zum Glück wurden einige der Maßnahmen des “Großen Sprungs” wieder fallengelassen.
Wenn Mao von Mobilisierung spricht, so will der damit verhindern, dass sich Strukturen verkrusten, dass sich eine neue Herrschaftskaste bildet und dass das Denken träge wird.
Solche dezentralisierte Organisationen, die Mao sich vorstellte, waren die Volkskommunen, die 1948 als Bewegung gegründet wurden und jeweils etwa 15 bis 20 tausend Menschen umfaßten. In den Kommunen, die überwiegend auf dem Land vorzufinden waren, sollten die Keimzellen des Kommunismus gebildet werden. Sie kollektivierten die Arbeit, die öffentlichen Einrichtungen, Kantinen, Kindergärten usw. Auch die wirtschaftliche, militärische und Kulturelle Planung fand in den Volkskommunen statt. Die Angst Mao Zendongs vor der Erstarrung führte zum Prinzip der permanenten Revolution. Sie sollte unter dem Namen “Kulturrevolution” die Massen mobilisieren, rechte bürokratische Kommunisten anprangern und hatte zum Grundprinzip, dass körperliche Arbeit für alle verpflichtend war. Der Luxus hatte zu verschwinden, die Rolle Mao Zedongs sollte gestärkt werden. Die Kulturrevolution führte zu einer Verhärtung der politischen Fronten.
Die Kulturrevolution wurde von Mao Zedong im Jahre 1966 initialisiert, anfänglich wahrscheinlich in erster Linie deshalb, weil er sich Rivalen in der Hierarchie der kommunistischen Partei vom Leib schaffen wollte, in erster Linie den Pragmatiker Liu Shaoqui. Mao nutzte seine Beliebtheit in der allgemeinen Bevölkerung, um Parteifunktionäre, die er für nicht ausreichend loyal oder nicht ausreichend revolutionär erachtete, zu konfrontieren. Der Vorwand waren zunächst angeblich konterrevolutionäre Tendenzen unter den Intellektuellen, doch bald richteten sich die Attacken gegen die Bürokratie und jegliche Autorität, mit Ausnahme natürlich Mao Zedongs.
Viele der anfänglichen Ereignisse der Kulturrevolution wurden von Mao Zedongs Ehefrau, Jiang Qing, gesteuert. Doch als die ersten Gruppen der Roten Garden von Universitätsstudenten in Peking formiert worden waren, geriet die Situation bald außer Kontrolle. Die Roten Garden richteten sich gegen Autoritäten auf jeder Ebene der Verwaltung, und es wurden bald im ganzen Land historische und religiöse Stätten geplündert und niedergebrannt. Während der vier Jahre der Kulturrevolution, von 1966 bis 1970, blieben praktisch alle Schulen und Universitäten im Land geschlossen.
Das erste Jahr der Kulturrevolution, von 1966 bis 1967, war das chaotischste, da die Roten
Garden die Freiheit hatten, anzugreifen, wen immer sie wollten. Die ersten Zielscheiben waren untere und mittlere Kader; doch bald richteten sich die Angriffe auch gegen die obersten Parteifunktionäre, mit Ausnahme, natürlich, Mao Zedongs und sehr weniger Personen in seinem persönlichen Umfeld.
Doch nachdem Maos unmittelbare Rivalen in der Führung der kommunistischen Partei den Säuberungsaktionen der Roten Garden zum Opfer gefallen waren, wünschte sich sogar Mao Zedong einen geordneteren Ablauf der Kulturrevolution. Es wurde deshalb im Jahre 1967 die chinesische Volksbefreiungsarmee (die regulären Streitkräfte des Landes) zum Vorreiter der Kulturrevolution erklärt. Verteidigungsminister Lin Biao wurde zum zweitmächtigsten Mann Chinas, und er wurde offiziell als designierter Erbe Maos bezeichnet.
Im Jahre 1971 hatte der Einfluss der Volksbefreiungsarmee in allen Bereichen des öffentlichen Lebens jedoch solch große Ausmasse angenommen, dass selbst Mao Zedong dies mit einiger Besorgnis betrachtete. Als daraufhin erkennbar wurde, dass Mao Zedong von der Führung der Volksbefreiungsarmee verlangen würde, öffentliche Selbstkritik zu üben, traf Verteidigungsminister Lin Biao (so die offizielle Lesart) Vorbereitungen zu einem Attentat auf Mao.
Zwar wurde nach internationalen Maßstäben nie völlig aufgeklärt, was genau sich am 13.
September 1971 zugetragen hatte. Die Standarderklärung ist, dass Lin Biao und seine Familie versuchten, mit einem Trident-Jet in die Sowjetunion zu flüchten, dass der Jet aber nicht genug Treibstoff an Bord hatte und über der Mongolei abstürzte.
Es gelang Mao Zedong schließlich nicht, die Anhänger der reformerischen Fraktion um Zhou-Enlai ganz auszuschalten. Noch kurz vor dem Tode Maos brach der Machtkampf zwischen den Kulturrevolutionären und den Anhängern Zhou-Enlais aus, den die reformerischen Pragmatiker gewannen. Die Witwe Mao Zedongs Jiang Qing wurde daraufhin zusammen mit drei anderen führenden Köpfen der radikalen Kommunisten (“Viererbande”) hingerichtet.
In den sechziger und siebziger Jahren übte die Figur Mao Zedongs auch auf die europäische Jugend einen großen Einfluß aus. Es war vor allem die Kulturrevolution, der Versuch, Gleichheit in der Gesellschaft herzustellen und zu verhindern, dass sich eine Herrscherkaste breit macht, der sie beeindruckte. Zu wenig wurde bedacht, dass es in der Kulturrevolution vor allem um die Macht ging - nämlich um die Festigung der Position Mao Zedongs. Diejenigen, die fasziniert auf China schauten, vergaßen neben manchen positiven revolutionären Ideen, dass sich hier ein biederer diktatorischer Führerkult breitmachte.
Mao Zedong war eine der prägenden Führerfiguren dieses Jahrhunderts. Ohne einen solchen Führerkult gutheißen zu wollen, kann man doch sagen, dass es in unserer Zeit an verantwortungsvollen Politikern fehlt, die zum Ziel haben, mehr Gerechtigkeit in dieser durchzusetzen. Im Moment scheint es so, als ob mehr denn je das große Geld die Welt regiert.
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Mao Zedong *26.12.1893 † 9.9.1976
Führer der KPC (kommunistische Partei Chinas)
Gründer der Volksrepublik China und der Roten Armee, die später Volksbefreiungsarmee genannt wurde
Bauernsohn
wandelte die agrarische feudale chinesische Gesellschaft in eine sozialistisch kollektivierte agrarisch und industriell ausgerichtete Gesellschaft um.
Die Kommunisten bauten ab 1949 China wieder auf.
Ab Ende der 50er Jahre: Hungersnöte
durch Überschwemmungen und Dürren.
Produktionsrückgang wegen geringer Motivation der vollständig kollektivierten
Arbeitskräfte.
1966 Kulturrevolution: Kampf um die Machterhaltung und Versuch, die kommunistische Lehre in größter Reinheit zu verwirklichen.
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