HEINRICH BÖLL (1917 - 1985)
SEINE KINDHEIT:
· am 21.12.1917 in Köln, im schlimmsten Hungerjahr des 1. Weltkrieges, geboren (5 Geschwister)
· Vater war Bildhauer - künstlerisch geprägt
· Katholik
· wegen Wirtschaftskrise mußte sein Vater Haus in Vorort verkaufen È Mietwohnung in Stadt
· dort “entdeckte" er Anonymität
BERUF:
· 1928-37 Besuch des Gymnasiums Abschlußzeugnis
· 1937/38 Lehre als Buchhändler - ohne großes Interesse - in Bonn È Abbruch d. Studiums
· ahnte Krieg voraus, da Reichsführung bereits verstärkt Konfrontationen provozierte
EINBERUFUNG:
· wollte sich vor Reichsarbeitsdienst drücken
· zwischen Frühjahr und Herbst 1938 viele Gedichte, Kuzgeschichten und eine Roman
· Herbst 1938 Einberufung zum Reichsarbeitsdienst (“reinste Terrororganisation") Friede bestärkte seinen angeborenen Antimilitarismus
DER 2. WELTKRIEG:
· Juli 1939 in die Armee eingezogen (È Infanterist)
· 1942 Heirat mit seiner Freundin Annemarie Gech
· war u.a. in Frankreich und Sowjetunion stationiert
· Januar-Februar 1944 wegen einer Krankheit zurück nach Hause
· wieder an Front (Rumänien) in eine Riesenschlacht (“physisch schrecklich")
· È größere langwierige Verwundung;È Aufenthalt in einem ungarischen Lazarett
· mit Tricks nach Metz (Frankreich)
· È Abneigung zum Militär
· November 1944 Köln ausgebombt, dabei starb seine Mutter während eines Tieffliegerangriffs an Herzanfall
· È amerikanische Gefangenschaft, Gefangenenlager
NACH DEM KRIEG:
· 1945 Rückkehr nach Hause, studierte Germanistik
· Hilfsarbeiter in Schreinerei des Bruders; fing bald an zu schreiben
· 1947 erste Kurzgeschichten in Zeitungen und Zeitschriften; sein erster Sohn Raimund geboren und ein Jahr später sein zweiter René
· 1949 erstes Buch veröffentlicht “Der Zug war pünktlich"
· 1950 sein dritter Sohn Vinocent kommt zur Welt
· nahm viele Hilfsjobs an, um seine Familie ernähren zu können
· seit 1950 freier Schriftsteller und bekam für “Die schwarzen Schafe" den “Preis der Gruppe"
· 1952 für “Wo warst du, Adam?" den “Rene Schickele-Preis" È Sinnlosigkeit des Krieges
· 1953 erster finanzieller Erfolg mit “Und sagt kein einziges Wort"
· wurde Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt
· 1954 erste Reise nach Irland È tagebuchartige Aufzeichnungen in FAZ; Preis “Tribune de Paris"
· 1955 “Preis der französischen Verleger" für den besten ausländischen Roman “Haus ohne Hüter"
· viele seiner Werke in dieser Zeit waren geprägt vom Krieg und der Nachkriegszeit und deren Auswirkung auf die Menschen
· 1959 Mitglied der Akademie der Wissenschaft und der Literatur in Mainz; “Großer Kunstpreis des
Landes Nordrhein-Westfalen" und den “Literaturpreis der Stadt Köln"
· gründete mit anderen Kölnern die Bibliothek “Germania Judaica" zur Geschichte d. deutsch. Judentums
· für “Billard um halb zehn" den “Charles-Veilion-Preis"
· gründete mit Grieshaber und W. von Trott zu Solz die Zeitschrift “Labyrinth" (nach sechster Ausgabe eingestellt)
È Gegenentwurf zum bestehenden gesellschaftl. und polit. System
· beschäftigte sich zwischen 1960 und 1963 intensiver mit kath. Kirche (“zu große Identität Adenauers mit Kirche")
· 1963 “Ansichten eines Clowns" - Ideen aus “Labyrinth" È Kritik kath. Kirche, gesellschaftskritische Darstellung des Lebens in der Bundesrepublik
· 1964 steigendes politisches Engagement
· schrieb bis 1969 mehr essayistische Schriften und Reden
· 1966 hielt er Rede “Die Freiheit der Kunst" zu Eröffnung des Wuppertaler Schauspielhauses
· 1967 “Georg Büchner-Preis der Deutschen Akademie der Sprache und Dichtung"
· Einladung des tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes, erlebte am 21.8.1968 als Augenzeuge den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in Prag
· 1970-72 Präsident des deutschen PEN-Zentrums
· 1971-74 Präsident des internationalen PEN-Zentrums
· 1972 Terrorismus großes Problem (CDU/CSU: “Ziehvater des Terrorismus")
Böll und seine Haltung zur RAF: 54416hdm47oxv3j
Ende der 60er Jahre ist die Zeit der revolutionären, vor allem studentischen Bewegung, die Mißstände der Gesellschaft anprangern und zum Teil radikal bekämpfen. Als letzte Konfliktlösung sahen radikale
Gruppierungen den Terrorismus. Daraus entstand die RAF mit ihrem harten Kern.
Böll versteht ihre Motive, ist aber strikt gegen ihre Methoden.
RAF: Bankraub, Sprengstoffanschläge, gewaltsame Befreiung ihrer inhaftierten Genossen
Böll wirft der Gesellschaft vor, daß sie nicht in der Lage ist, sachlich über gesellschaftliche
Defizite in der BRD zu diskutieren. Er übt Kritik an polit. Restauration, herrschender Wohlstandsideologie und dem von Äußerlichkeiten und Heuchelei durchdrungenem Katholizismus.
Es entsteht durch die terroristischen Aktionen der Bader-Meinhoff-Gruppe große Unruhe in der Bevölkerung.
Durch die Presse wird dieser Konflikt noch geschürt - Panikmache !
1972 erscheint auf der Titelseite der Kölner Ausgabe “Bild" ein Artikel mit der Überschrift
“Die Bader-Meinhoff-Gruppe mordet weiter !"
Heinrich Böll veröffentlicht im “Spiegel" eine Stellungnahme zu o.g.Artikel, in der er
gegen eine Verallgemeinerung, Verhetzung, bewußte Falschinformation und Voreingenommenheit
durch die Gesellschaft eintritt.
Die Reaktion darauf war, daß Böll als Linker, Sympathisant und Helfer der Bader-Meinhoff-Gruppe
beschimpft wurde. Der damalige Innenminister Genscher stellt Heinrich Böll unter Personenschutz.
È 2 Jahre später “Die verlorene Ehre der Katharina Blum" (1974) als Anprangerung der Sensationspresse
Böll: “Ähnlichkeit rein zufällig"
· 10.12. 1972 Nobelpreis für Literatur
Ausschnitt aus seiner Rede:
“Gestatten Sie mir, die Tatsache, daß ich hier stehe, für nicht so ganz wahr zu halten, wenn ich zurückblicke auf den jungen Mann, der da nach langer Vertreibung und langem Umhergetriebensein in seine vertriebene Heimat zurückkehrte; nicht nur dem Tod, auch der Todessehnsucht entronnen; (...) Danken möchte ich auch für viel Ermutigung durch deutsche Freunde und deutsche Kritiker, danken auch für viele Versuche der Ermutigung, denn manches geschieht ohne Krieg, nichts aber, so scheint mir, ohne Widerstand"
· 1974 Ehrenmitglied der “American Academy of Arts and Letters" in New York
· 1976 Böll trat aus der Kirche aus
· 1979 Böll lehnte die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes ab
· 1981 “Krefelder Appell" für Frieden und Abrüstung - großer Zuspruch von Böll
· Rede Bölls in Bonn vor 300.000 Menschen auf der ersten großen Friedensdemonstration
· ab 1982 stark von Krankheit gezeichnet È stärkeres Engagement für Friedensbewegungen und die Grünen
· Rede Bölls auf dem Internationalen Schriftstellerkongreß für Frieden in Köln zum Thema “Die Feindbilder der Völker"
· 1982 sein ältester Sohn Raimund stirbt
· 1983 Böll nimmt an der Blockade des amerikanischen Militärdepots Mutlangen teil
· am 16.7. 1985 stirbt er in seinem Haus in der Eifel (große Anteilnahme in Bevölkerung und bei Politikern;u.a. Richard von Weizsäcker ) dx416h4547oxxv
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