Es kam ein Tag,den ich immer hassen muß,
denn eine geschwinde Somerzeit erschien
in der der hochgeborene Fürst Friedrich von Österreich
jämmerlich erschlagen ward.
Nach ihm erhob sich große Not in Steier,
mancher ward arm, der vorher reich gewesen,
man beraubte die Länder Tag und Nacht,
wovon viele Dörfer wüste lagen.
Die Reichen nahmen den Armen ihr Gut."
Mit diesen Worten beschrieb er einen Leprakranken:
Die vinger manegem ûz der haut waren alsô gefûlet abe als einem
der tôt in dem grabe gelegen ist wol hundert tage"
d.h.(Die Finger mancher Kranker waren so verfault wie an einem, der gut hundert Tage tot im Grabe gelegen)
Ulrichs Leben war nie langweilig. Er war Vater einer großen Familie, verantwortlicher Verwalter eines riesigen Gebietes und seiner Bewohner und im späteren Leben wichtiger Politiker. So ist es auch nicht verwunderlich, daß er Feinde hatte. Eine Geschichte erzählt, daß er von zwei falschen Freunden auf seiner eigenen Burg, nämlich der Frauenburg über ein Jahr in Ketten geschmiedet gefangengehalten wurde. Der Preis für seine Freilassung war der Verzicht auf seine drei Burgen :
Er blieb dennoch der wohlhabendste und einflußreichste Mann in der Gegend.
Ulrich war eifriger Schüler Walthers von der Vogelweide und das schönste an seinem Roman "Frauendienst" sind die eingestreuten 58 Minnelieder, die Liebe und Schmerz, ritterliche Ideale, Spiele und Unterhaltung, ebenso zum Thema haben, wie die Liebe zu den steirischen Naturbildern.
Ulrich geht bereits etwas ab von der "hohen Minne", wo nur absolut unerreichbare Damen, schon fast Heilige, besungen werden und der damit verbundene Liebesschmerz der Sänger.
In den verschiedensten Versmaßen, die sein ungewöhnliches Talent zeigen, verstand er es frisch und anschaulich Liebe und Schmerz, Hoffnung und Verzweiflung auszudrücken. Die Heiterkeit seines Wesens und die Zartheit seiner Empfindungen machten offenbar großen Eindruck auf seine Zuhörer und wegen ihrer Leichtigkeit im Singen fanden seine Lieder, wie er selbst sagte, große Verbreitung.
Hören wir nun als Beispiel einige Strophen eines Liedes, in dem Ulrich von Liechtenstein auch an die Erfüllung seiner sehnlichsten Wünsche glaubt:
"Minne Fröiden Spil", ein Reigen, der von einem Salzburger Ensemble für alte Musik interpretiert wird.
Der Name Liechtenstein lebt auch heute noch in Judenburg (Liechtensteinberg, Ruine Liechtenstein, Schloß Liechtenstein, Liechtensteingasse, ESV Liechtenstein und Forstbetrieb Liechtenstein`sche Gutsverwaltung). Zwar wurde die Burg im Jahre 1269 mit den beiden anderen Burgen auf Befehl Ottokar's geschleift und nur ein winziger Teil der Grundmauern erinnert an die einstige Festung.
Das neue Schloß, das später unter den Seckauern errichtet wurde, ist architektonisch eher bedeutungslos. Es diente der Judenburger Linie der von und zu Liechtenstein als Residenz, bis es vor Jahren vom Besitzer Dipl. Ing. Luitpold v. Lichtenstein zur Beherbergung des Schülerheimes zur Verfügung gestellt wurde.
In der "Steirischen Ehrengalerie", welche 1959 im 2. Burghof der Grazer Burg angelegt wurde, steht eine von Alfred Schlossar geschaffene Marmorbüste Ulrichs von Liechtenstein.
In Gedenken an den großen Minnesänger wurde die Musikanstalt in Judenburg 1986 umbenannt und heißt seither "Ulrich-von-Liechtenstein Musikschule der Stadt Judenburg".
Ich habe mich bemüht, aus den vielen Informationen über Ulrich von Liechtenstein jene an euch weiterzugeben, die am interessantesten sind und ich hoffe, daß es euch gefallen hat.
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